WHOREDOM RIFE – Winds Of Wrath
~ 2021 (Terratur Possessions) – Stil: Atmospheric Black Metal ~
Das dritte Album des aus Trondheim, Norwegen stammenden Black Metal-Duos WHOREDOM RIFE um den Multiinstrumentalisten V. Einride und K.R (Gesang) ist erneut eine tiefe Verneigung vor dem Schwarzmetall-Sound der frühen Neunziger und führt uns zu einem tiefgründigen, rohen Klang, wiederum recht weit oben in der aggressiven Skala. Mit ´Winds Of Wrath´, ihrer siebten Studioaufnahme in sechs Jahren, dämpfen sie jedoch ein stückweit die Aggression und Wildheit der beiden Vorgängerwerke zugunsten eines nun fokussierteren Sounds, das Album ist dennoch eine epische Saga majestätischer Black Metal-Pracht und ihm gelingt dabei die Balance zwischen Derbheit und Atmosphäre auf beeindruckende Weise.
Der Opener ´Curse Of The Moon´ beschwört unmittelbar Bilder eines verwunschenen Waldes herauf, der von der dämonischen Kraft der Dunkelheit regiert wird. Das kalte, frostige Set an Riffs und die grimmigen Growls werden von unerbittlichem Drumming eingefangen, bei einem vernichtendem Rhythmus, der eine enorme Kraft ausübt. Es gibt viele Blastbeats und den effektiven Einsatz von lodernden Gitarren, Tremolo-gepickten Riffs sowie Keyboards, die der Klangpalette grimmige Schattierungen hinzufügen, um eine böse und raue Atmosphäre zu erzeugen.
´A Thousand Graves Endured´ beginnt mit schnellem Tempo, und die unheimliche Atmosphäre der Synthesizer füllt die weiten Landschaften höchst effektiv, während die eisige Kälte von K.Rs Gesang einen geradezu erschaudern lässt. Ein Eissturm an durchdringenden Riffs und donnernden Blastbeats wird kanalisiert, wobei die unheimlichen Synth-Passagen den Song immer wieder durchdringen und die Atmosphäre noch viel tiefer in die Dunkelheit treiben. Ästhetisch ist ´Winds Of Wrath´ ungemein dicht um die nordischen Markenzeichen gehüllt, wobei die frostigen Tempoaufbauten einen epischen Touch vermitteln, und die opulenten Nuancen atmosphärischen Black Metals leuchten durch das ganze Album hindurch.
´Hav Av Sykdoms Blod´ hingegen neigt zu einer dunklen und grüblerischen Stimmung, was dem Song einen archaischen, nordischen Ton verleiht – kalt und grimmig, versehen mit Leadgitarren, die sich zunehmend mit der düsteren Kulisse der Keyboards vermengen. Der Titelsong besticht in seinen verdrehten sechs Minuten mit eisigen Tremolos, wütenden Blastbeats und krachenden Becken, wobei der phasenweise gedrosselte Rhythmus eine dunkle, chillige Atmosphäre erzeugt, was die Wildheit und stürmische Aura perfekt ausbalanciert.
Die Essenz von ´Winds Of Wrath´ fängt jedenfalls den rohen und majestätischen Zorn des norwegischen Black Metal auf gekonnte Weise ein und bezieht seine atmosphärische Inspiration auch eindeutig aus den Klassikern von EMPEROR, SATYRICON oder auch den frühen ENSLAVED.
Das Album fühlt sich insgesamt wie eine Sammlung von Songs an, die sich wirklich brauchen und sich gegenseitig ernähren, anders als auf der ersten EP und den beiden folgenden Longplayern. Tatsächlich wirkt ´Winds Of Wrath´ im Vergleich zum Backkatalog angenehm vertraut und gleichzeitig auch etwas anders, denn unter der rauen Oberfläche zeigen sich jetzt eindeutig Schichten von Erfahrung und Weisheit, die vermutlich in den letzten drei Jahren der dunklen und ruhigen Selbstbeobachtung gewachsen sind. Das Biest ist nicht mehr völlig entfesselt, aber immer noch unglaublich gefährlich und gemein!
(8 Punkte)