BLACK LABEL SOCIETY – Doom Crew Inc.
~ 2021 (Spinefarm Records) – Stil: Hardrock/Heavy Metal/Stoner Rock ~
BLACK LABEL SOCIETY pfeifen auf ihrem neuesten Album auf die derzeitige Lieferkettenkrise und transportieren rund 65 Minuten unmissverständlich wilde Musik – ein größtenteils mitreißendes Shredder-Chaos, gemischt mit einigen feinen melodischen Breaks sowie gefühlvollen Balladen. Was allerdings auch nicht allzu verwunderlich ist, denn Zakk Wylde war vor allem auf seinen jüngsten Veröffentlichungen wieder in ansteigender Form. Sowohl der Solo-Joint ´Book Of Shadows II´ von 2016 als auch die 2018er Full-Length ´Grimmest Hits´ von BLS deuteten auf eine weitere Formsteigerung des legendären Gitarristen hin, und ´Doom Crew Inc´, das mittlerweile elfte Studioalbum der Band, weiß nun ebenfalls in weiten Teilen zu überzeugen.
Wenn man sich jedenfalls fragt, wie ein lebenslanger Straßenköter wie Zakk Wylde während der monatelangen Lockdowns zurechtgekommen ist, so liefert sein neuestes Werk ein deutliches Statement und beweist wie viel Reife und Feingefühl er in seine Musik einfließen ließ. Massive Riffs rippen – abgesehen von den Balladen – nahezu durchweg, aber auch die subtilen Schattierungen und sanften Kanten, die Wylde von Zeit zu Zeit in seine Musik einbettete, sind durchweg deutlich zu erkennen. Das Ergebnis ist eine Reihe von Songs, die sich substanziell und potenziell nachhaltig anfühlen – keine leichte Aufgabe inmitten eines derart umfangreichen Back-Katalogs.
Schon der Opener ´Set You Free´ beweist, dass es sich wieder einmal um erstklassigen BLS-Crunch dreht, nur dass Wyldes Gesang wesentlich gefühlvoller und souveräner klingt als zuvor. Die Riffs sind brachial und mühelos groovig, und das Stück ist versehen mit einigen unheimlich scharfen Hooks. ´Destroy & Conquer´ donnert schließlich mit einem sehnigen BLACK SABBATH-Feeling herein, jedoch wesentlich geschmeidiger und einprägsam, und zudem nicht als bloße Hommage.
Das verträumt-bedrohliche ´You Made Me Want To Live´ ist voll von gespenstischem Dunst bis hin zu hämmernden Klängen, während es sich jedoch immer noch fest auf vertrautem Terrain bewegt. ´Ruins´ ist ein weiterer ultraschwerer Song mit einer einfachen, eindringlichen Einführung, und besticht vor allem aufgrund der Gitarrenvirtuosität von Wylde und Dario Lorina.
Einen klaren Höhepunkt bildet schließlich ´Gospel Of Lies´ als vernichtender Schlamm-Tsunami in Zeitlupe, das sich im weiteren Verlauf in ein elegantes Netz aus dunkler Melodie und sechssaitigem Tumult verwandelt. ´Shelter Me´ ist vollgestopft mit THIN LIZZY-Twin-Leads und psychedelischen Vibes, ein weiteres tolles Stück.
´Doom Crew Inc´ spiegelt die Entwicklung einer Band wider, die auf ausgefeiltere Arrangements baut, mehr musikalische Dynamik verwendet und eine deutlich reifere Gesangsleistung präsentiert. Die Einflüsse sind ziemlich offensichtlich und umfassen das Pantheon legendärer Hardrock- und Heavy Metal-Bands, wobei natürlich vor allem Tony Iommi & Co. immer wieder gerne in Erinnerung gerufen werden, manchmal klingen die Songs aber auch wie SOUNDGARDEN in ihrer besten Phase. Lediglich die gefühlsduseligen Balladen nerven auf diesem Album einfach unsäglich: Punkteabzug!
(7,5 Punkte)
(VÖ: 26.11.2021)