DION – Stomping Ground
~ 2021 (Keeping The Blues Alive) – Stil: Blues Rock ~
Ich bin immer der Meinung gewesen, ich wäre ein großer Rock-Experte, der einen guten Überblick hat. Bei der Flut der Veröffentlichungen ist das jedoch schwierig und in den letzten Jahren, bevor ich bei Saitenkult einsteigen durfte, habe ich mich auch ziemlich ausgeklinkt. Der Benny von ABBA hat neulich bei „Wetten, dass?“ gesagt, dass jeden Tag x neue Platten veröffentlicht werden. Die Zahl habe ich vergessen, war aber sehr hoch (die Show habe ich selbstverständlich nicht angeschaut, das hat man mir erzählt) (natürlich 😜 – Anm.d.Red.).
Jetzt tauchen aber ständig Musiker auf, die Legenden etc. sind. So der schon 2019 verstorbene Neil Casal in einer anderen Besprechung. Gut, Folk und Country sind jetzt weniger meine Expertengebiete. Nun Dion DiMucci. Genau der. Wer? Ja, Dion aus der Bronx. Hatte in den 50er und 60er Jahren große Erfolge. Ach so. Da hatte ich noch keine großen Erfolge außer Laufen lernen oder Holzeisenbahn-Spielen im Kindergarten (die Eisenbahn war eh meist schon besetzt, wenn ich kam. Scheiß Kindheits-Trauma).
Dion war von Jimmy Reed und anderen Größen beeinflusst und kam schnell in der Jugend mit Heroin in Beziehung. Schön, dass er heute noch mit 82 Jahren (!) gut aufgelegt Platten aufnehmen kann und dann noch dazu cool aussieht. Bekannte Songs sind (jetzt macht’s bei älteren Semestern klick) ´The Wanderer´ (jaja, STATUS QUO und auch im Film ´The Wanderers’ von Philip Kaufmann genutzt) oder ´Runaround Sue´. Na ja.
Er hat es sogar auf das Cover von ´Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band´ geschafft. Seit 1979 war er wiedergeborener Christ. Das ist halt gesünder als Säufer, Glücksspieler oder Satanist und erklärt seine heutigen Aktivitäten trotz einer langen Drogenkarriere.
Nun, Herr Dion, der laut Info “Rock’n’Roll-Pionier”, hat mit ´Stomping Ground´, dieser Doppel-LP, zum zweiten Mal seine Freunde eingeladen. Das sind Eric Clapton, Billy Gibbons, Joe Bonamassa, Bruce Springsteen, Peter Frampton, Mark Knopfler, um nur die bekanntesten zu nennen. Und er singt irgendwie sehr gut und abwechslungsreich. Er hatte mit ´Blues With Friends´ schon einmal ein derartiges Album aufgenommen, das neben einigen der oben genannten auch Van Morrison und Jeff Beck enthielt.
Nun im Opener ´Take It Back´ gibt es Blues Rock mit Joe Bonamassa. Bei ´Dancing Girl´ ist unverkennbar die Gitarre von Mark Knopfler hörbar. Das klingt dann auch etwas poppiger. Danach gibt es ´If You Wanna Rock ‘n’ Roll´ mit einem gut aufgelegten Eric Clapton. Entgegen dem Titel astreiner Blues Rock. Und dann Peter Frampton. Melancholisch, sanfter, klar! Gut ausgewählt. ´There Was A Time´ ist ein sehr schöner, mit viel Altersweisheit vorgetragener Song. Und Peter Frampton spielt großartig melodiös auf. Das ist eine Überraschung, oder auch nicht.
Die nächsten Songs gehen auch in die relaxte Ecke wie das melancholische ´The Night Is Young´. Mit ´My Stomping Ground´ wird’s dank Billy Gibbons wieder dynamischer. Das gospelige ´Angel In The Alleyways´ mit Bruce Springsteen gefällt mir weniger. Verständlich, ich mag auch Bruce Springsteen eher nicht. Besser ´Red House´ – vor allem in der Version von Jimi Hendrix bekannt – mit Keb Mo.
Schwer so einen verdienten Musiker zu bewerten. Ich mach’s trotzdem. Klasse Sänger. Gute, reife Leistung. Eine Platte, die aus Freude und Spaß an der Musik aufgenommen wurde. Das hört man deutlich. Und man kann ja eine Tribut-Platte mit seinen Lieblingsmusikern aufnehmen, bevor man tot ist. Ob man die Platte für die Plattensammlung braucht, na ja.
(7,5 Punkte)