KOSMOGON – Mässan
~ 2021 (Tonbad Grammofon/Just For Kicks Music) – Stil: Krautelektronik ~
Da nehme ich mir einen Pilz und stecke ihn mir in den Mund hinein.
Da rufe ich die Pianistin Sophie Linder an und rate ihr, sich nach 20 Jahren mal wieder an die Tasten zu setzen. Da holt die liebe Sophie sogar Scheiben von Eliane Radigue, Wendy Carlos und Ralph Lundsten heraus, um sich inspirieren zu lassen.
Da rufe ich Nicklas Barker an, den Gitarristen und Sänger, den Mellotronisten und Komponisten, den wir alle von ANEKDOTEN oder MORTE MACABRE und MY BROTHER THE WIND kennen. Da lädt doch glatt der liebe Nicklas die Sophie zu sich ins Studio auf einen Tee am Nachmittag ein und bringt gleich seine Lieblingsscheiben mit.
Da setzen sich Sophie und Nicklas auf den mit ausgelegten Teppichen äußerst flauschigen Studioboden und lauschen etwa ´Phaedra´ und ´Zeit´ von TANGERINE DREAM, sie hören ASH RA TEMPELs ´Schwingungen´, das ich mir gerade in der Vinyl-Wiederveröffentlichung gegönnt habe, und sie schenken ´In den Gärten Pharaos´ und ´Hosianna Mantra´ von POPOL VUH Gehör.
Da nehme ich mir einen weiteren Pilz und stecke ihn mir in den Mund hinein.
Da träume ich eines Nachts, dass sich Sophie und Nicklas so gut verstehen, um als Duo der Welt ihre Musik schenken zu können. Da ist es Morgen und die beiden Hübschen haben das Duo KOSMOGON gegründet. Da wird es wieder Abend und das Duo sammelt alle analogen Instrumente zusammen, besonders alte Synthesizer, Mellotron und Orgel, organisch und lebhaft bis zum letzten Knall sollen sie sein.
Da wird es kosmisch. Da umstreift alle der kosmische Strahl. Da sehe ich Sophie und Nicklas im Herbst 2020 in einem kleinen Häuschen auf dem Land. Da hat die Sophie Mellotron und Logan String Melody sowie reichlich Elektronik mitgebracht, da hat der Nicklas Organ, Arp Odyssey und Mellotron in der Hütte dabei.
Da nehme ich mir einen kleinen Pilz und stecke ihn mir in den Mund hinein.
Da beobachte ich KOSMOGON beim Experimentieren und Komponieren. Da schauen Töne aus dem Glasfenster heraus, die meditativ und besonnen sind, die schlicht, aber pastorale Erhebungen einnehmen. Da werde ich Zeuge wie der Titelsong ´Mässan´ komponiert wird, der mit 25 Minuten die gesamte A-Seite des Vinyls einnimmt. Da bin ich zur rechten Zeit am richtigen Ort, um ´Somnus´ zu erleben, das mit knapp 23 Minuten die gesamte B-Seite einnimmt und erst zu Hause in Stockholm editiert und kompiliert wird.
Da denke ich, Mädchen, Junge, das ist voll Retro, dabei bin ich doch live dabei und erlebe das Entstehen dieser elektronischen Landschaften.
Da werfe ich mir noch ein Halluzinogen ein.
Da lausche ich dem Debütalbum von KOSMOGON, das sich ´Mässan´ schimpft, erlebe das sensationelle Titelstück als Hommage an die schwedische Natur und ´Somnus´ als improvisiertes, kosmisches Bewusstseinserweiterungsstück. Da zeigen sich auf der A-Seite sechs Phasen des Abends, der Nacht und des frühen Morgens, die sich in Klangschleifen, in der Einsamkeit, im Häuschen, zum Vogelkonzert im Wald abspielen, erlebe das traumhafte ´Somnus´, das einfach da ist, das einfach da improvisiert ist, das schlichtweg mit dem Mellotron da davonschwebt, das den Kosmos öffnet, das die Seele und die Emotionen aufreißt, das einfach da ist.
Da bin ich ich – da höre ich KOSMOGON.