SOUP – Visions
~ 2021 (Crispin Glover Records/Glassville Records) – Stil: Epic Post Rock ~
SOUP lassen sich bei der Umsetzung ihrer Vision nicht beirren. Nachdem sie 2018 ihr erstes Live-Album unter dem Titel ´Live Cuts´ veröffentlicht hatten, arbeiteten sie seit 2019 zielgerichtet an ihrem allerneuesten Studioalbum. Dass es der Nachfolger von den großartigen Vorgängerwerken ´Children Of E.L.B.´ (2010), einst mit MOTORPSYCHO-Gitarrist Hans Magnus Ryan co-produziert, ´The Beauty Of Our Youth´ (2013) sowie ´Remedies´ (2017), beide mit MOGWAI- und FRANZ FERDINAND-Produzent Paul Savage aufgenommen, nicht leicht haben dürfte, ließ bei SOUP keinerlei Schweißperlen auf der Stirn anwachsen. Erlend Viken (Gesang, Keyboards, Gitarre), Ørjan J. Langnes (Gitarre), Jan Tore Megård (Bass) und Espen Berge (Drums) haben sich schlichtweg mit Oystein Megård (Gitarre) personell verstärkt und ´Visions´ höchstpersönlich aufgenommen. Um dem atemraubenden Sound auch visuell gerecht zu werden, konnten sie wieder ihren langjährigen Begleiter Lasse Hoile für die Coverfotos und das Artwork des schicken Vinyls gewinnen. Denn nur wer die Scheibe auf Vinyl ergreift, darf mit der kosmischen Katzenmutter die Klanglandschaften aus der magischen Milchschale schlürfen.
SOUP lassen sich im fünfzehnminütigen Opener ´Burning Bridges´ alle Zeit der Welt, schlecken und kosten jede Minute aus, Schritt für Schritt, Ton für Ton in ihren sphärischen Kosmos zu setzen. Doch wenn sich die Protonenmotoren kurzfristig abschalten, öffnet sich das Bild eines Singer-Songwriters im Flower Power und Psychedelic Rock, der sich allerdings alsbald in einem heranwachsenden Orkan wiederfindet. Infolge einer abermaligen Spiralpause wächst alles in einem Space-Kosmos zusammen und schaltet kurz vor der Explosion auf die blühende Sommerwiese zu einer wertvollen Choreografie hinüber, ehe sich abermals monströse Kathedralentastenklänge Luft verschaffen. ´Burning Bridges´ atmet schlechthin ein Arrangement zwischen schwarz-blauem Space-Prog-Bombast und grün-gelbem Songwriter-Psychedelic-Folk.
´Crystalline´ schießt sich mit Akustikgitarre und Streichern auf den selben, verankerten Wellen ganz in die Sechzigerjahre zurück, lebt und suhlt sich in dieser Schönheit. Magie ummantelt schließlich wieder diese sieben Minuten andauernde Klangwelt, die in den letzten anderthalb Minuten alles in ihrem Rausch einsammelt und übertönt. Das sinfonische Klavierstück ´Skins Pt. 1´ schenkt zwischendurch wenigstens eine kurze und gewisse Gelöstheit. Denn auch ´Kingdom Of Color´ sinniert mit Akustikgitarre über das Dasein, erlernt die hohe Schule der eruptiven Aufwallung indes gleichsam mit den Streichern und einem himmelhochjauchzenden Gesang. Das echte ´Skins Pt. 2-3´ nimmt abermals die federleichte Schwermut alter Jahrzehnte auf und wandelt mit dem Space-Piano durch Raum und Zeit, holt die skandinavisch schweren Mellotronklänge an Bord und schwebt im Gitarrensaitenfeuer frohlockend davon. Zum Abschied hinterlassen SOUP auf der magischen Milchschale einen magic Kiss voller Träume.
(9 Punkte)
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(VÖ: 19.11.2021)