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KAAK – Schrei Doch

~ 2021 (Independent) – Stil: Alternative Rock / Post Hardcore ~


In einer Zeit, in der die Aufmerksamkeitsspanne eines Menschen bei nur noch acht Sekunden liegt, müssen sich insbesondere Musikgruppen etwas einfallen lassen, um auf die Schnelle in diesem Zeitraum potentielle Hörer begeistern zu können. Besonders bei Nutzern von Streamingdiensten dürfte diese noch geringer ausfallen, ehe ein nervöser Finger einen Song nach dem anderen wegskippt.

Überaus verständlich ist daher vielerorts die Reaktion, nicht mehr auf das Medium Full-Length-Album zu setzen, sondern auf einzelne und kurze Songs. Einem weiteren Schema folgen wenige Gruppen und veröffentlichen jedes Vierteljahr ein kleineres Alben-Format, eine EP. Andere wiederum präsentieren schlichtweg monatlich einen neuen Song. Angesehene Künstler lassen sich zudem über Online-Plattformen von ihrer Anhängerschaft mit regelmäßigen Geldbeträgen finanzieren, um im Gegenzug diese beständig mit Musik und anderen Goodies zu versorgen.

 

 

Die Hannoveraner KAAK beginnen im September 2019, jeden Monat einen neuen Song mit einem entsprechenden Video zu veröffentlichen. Kurz zuvor sind sie noch unter dem Namen BOY ADAM dem Alternative Rock, Punk, Grunge und Hardcore – englisch singend – zugetan, doch mit der Namensänderung geht auch die Umstellung auf deutsche Lyrik einher. Seither ballern sie Monat für Monat insgesamt zwölf Singles und zwölf Videos mit Wut im Bauch heraus. Am Ende kommt außerdem ein Bonus-Song obendrauf.

Ohne Label und Management im Rücken unterhalten KAAK ihre Anhängerschaft über das verflixte Jahr 2020 mit vielen neuen Liedern. Sie sind natürlich immer noch in einem musikalischen Umfeld zwischen Post Hardcore und Alternative Rock zu hören. Weil dabei auch Punk- und Prog-Elemente auftauchen, bleibt ihre Musik umso interessanter. Zur Wiederbelebung der Szene organisieren und rocken sie im Sommer 2021 sogar noch flugs das “Skate And Destroy” Open Air in Hannover.

Dass sie mit ihrem Single-Marathon ganz im Trend der Zeit liegen, lässt auf KAAK ein noch besseres Licht werfen, welches ihr knallgelbes Cover-Artwork in die Welt strahlt.

Denn die Band – Markus Ottenberg, Tobias Lammers, Simon Lorenz und Leon Kaack – hat nun ihre Lieder für den echten Die-Hard-Anhänger gebündelt, also für alle echten Musikhörer, die für die Wegwerfgesellschaft in den Streaming-Diensten nur ein verächtliches Lächeln übrig haben. Und so vereint ´Schrei Doch´ alle zwölf herausgebrachten Kompositionen auf Vinyl oder im Digipak:

den aufwühlenden Opener ´Gib mir Alles´, in den sie den richtigen Groove packen (“Ab jetzt für immer!“), um mit ihm zu explodieren (“Gib mir Alles. Ich bin Nichts”);

gradlinige Songmunitionen wie etwa ´Nichts ist gut genug´ (“Du hast so viel versucht. Und Nichts ist gut genug. Und es klebt an mir.”) oder ´Ich komme wieder´, mit gebündelten Wutslogans zum Mitnehmen (“Bleib da wo du bist, genau da wo du bist. Ich komme wieder, wieder wenn Ich…”);

melancholische Songgranaten, die in ´Die selbe Glut´ oder in ´Zu weit´ noch höllisch-groovig eruptieren (“Was immer dich treibt, treibt dich zu weit.”); sowie unendlich den Kopf zum Schütteln animierendes Liedgut á la ´Geh nach Haus´;

und percussiv anschleichende Gemeinschaftsgröler wie ´Schrei doch´ (“Schrei doch bist du taub bist und du dich selber nich mehr hörst, schlag den Kopf gegen die Wand, weil er dir nicht mehr gehört, kratz dir den Dreck aus den Augen, bis du nichts mehr siehst, reiß dir deine Haare aus, damit du nicht so bist wie die.”) oder ´Bleib wo du bist´ (“und du fällst bevor du stehst, stehst nie wieder auf, bleib doch einfach gleich wo du bist, bleib doch gleich wo du bist, und du fällst bevor du stehst, stehst nie wieder auf, bleib doch einfach gleich wo du bist, bleib doch gleich wo du bist.”) zum tagtäglichen Arschlecken. 😜

(8 Punkte)

 

https://wirsindkaak.bandcamp.com/album/schrei-doch

https://www.facebook.com/wirsindkaak/

https://www.wirsindkaak.com


Pic: Doppelgaenger Medien
(VÖ: 6.12.2021)

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