GREEN DESERT WATER – Black Harvest
~ 2021 (Small Stone Records) – Stil: Psychedelic Heavy Blues Rock ~
Manchmal gibt es im Leben schon komische Zufälle, oder gibt es gar doch so etwas wie einen großen Weltenlenker da oben, der sich ab und zu einen kleinen Spaß erlaubt?
Es ist nämlich gar nicht so lange her, dass ich eine Rezension über das neueste und sehr gelungene Werk von GREEN LUNG mit dem Titel ´Black Harvest´ verfasst habe (siehe hier) und nun bekomme ich das Angebot ´Black Harvest´ von GREEN DESERT WATER zu besprechen. Natürlich musste ich da zugreifen!
Als ich dann erstmalig das Cover von dieser ´Black Harvest´ betrachtete, erwartete mich gleich die zweite Überraschung. Hatte ich beim Bandnamen GREEN LUNG noch etwas von im Wald tanzenden Elfen gefaselt, so fliegt (tanzt?) auf dem Cover der nun vorliegenden ´Black Harvest´ ein Blauwal durch den Wald. Krasser geht es ja kaum noch, oder? (Kann vielleicht grünes Wasser aus einer Oase, welches in eine Lunge gerät, diese grün färben? Ähem…lassen wir das mal lieber.)
Obwohl das Trio aus Oviedo stammt, welches für sein eher tristes Wetter berüchtigt ist, hat es die Band dennoch geschafft, mir mit dieser Scheibe ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. (Im Jahresdurchschnitt regnet es in der Hauptstadt des im Nordwesten Spaniens gelegenen Fürstentums Asturien jeden zweiten Tag. Es herrscht fast ganzjährig ein neblig feuchtes und verregnetes Wetter und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dort die Wäsche im Kleiderschrank immer etwas klamm ist.) Bei diesem Lächeln handelt es sich aber nicht nur um ein kurzes Aufflackern, denn das Album ´Black Harvest´ befindet sich derzeit bei mir im Auto in einer Endlosschleife und erfreut sich von Durchlauf zu Durchlauf wachsender Beliebtheit.
Als erstes Lebenszeichen brachten GREEN DESERT WATER zunächst Ende 2012 in Eigenregie eine selbstbetitelte EP mit sechs Stücken heraus, der dann erstmal sechs Jahre lang nichts mehr folgte. Ich habe keine Ahnung, wieso die Band das Teil als EP bezeichnet hat, denn das 2018 bereits beim US-Label “Small Stone Records” erschienene Debüt mit dem Titel ´Solar Plexus´ wies ebenfalls sechs Stücke mit einer nur wenig längeren Gesamtspielzeit aus und auch das neueste Werk ´Black Harvest´ wartet mit einer ähnlichen Spielzeit wie die beiden vorherigen Tonträger auf. Vielleicht hatten die Herren sich ursprünglich vorgenommen Scheiben mit einer längeren Spielzeit herauszugeben und es sich dann aber anders überlegt. Die Herren werden schon wissen wieso…zumindest Gitarrist und Sänger Kike Sanchís und Bassist Juan Arias García, denn mit Dani Barcena kommt auf ´Black Harvest´ bereits der dritte Schlagzeuger zum Zuge. Zuvor saß nämlich bei den Aufnahmen zur EP Miguel Álvarez und bei denen zum Debüt Javi González hinter der Basstrommel.
Auf jeden Fall enthält der aktuelle Tonträger dieses Mal sogar sieben Songs. Da diese aber eine moderate Länge zwischen dreieinhalb und knapp acht Minuten aufweisen, verfügt auch ´Black Harvest´ über eine klassische LP-Länge von 39 Minuten. Soweit zu den Zahlen, die vermutlich nicht für jedermann wirklich spannend sind. Also hurtig zur Musik!
GREEN DESERT WATER spielen einen Heavy Rock mit viel Blues, der mit deutlichen Anleihen aus dem Psychedelic Rock und dem Doom angereichert wird. Damit kann deren Musik irgendwo zwischen der von THE FLYING EYES, COLOUR HAZE, den verblichenen Münsteranern ZODIAC, MOTHERSHIP, MAIDAVALE und WO FAT verortet werden, wobei ich auf letztere Band weiter hinten nochmal zu sprechen kommen werde. Die daraus resultierende Mischung kann man zwar auch als Stoner bezeichnen, muss man aber nicht…ich tue es mal zur Abwechslung nicht, sondern betitele sie mit „Psychedelic Heavy Blues Rock“.
Der Opener ´Sacred Tree´ startet mit besagtem Heavy Rock, wobei das Eingangsriff so Heavy ist und das darauf folgende so viel Doom verbreitet, dass alleine diese beiden Riffs mich gleich für dieses Stück vereinnahmen. Gekrönt wird das Ganze im Folgenden noch von einem Gitarrenspiel, das einfach zum Niederknien ist. ´Dead Sacred Tree´ greift zwar das Riff zunächst wieder auf, aber das Stück wechselt dann schnell in einen hypnotisch düsteren Modus, was ja bei dem Titel auch angemessen ist. Keine Ahnung, ob die beiden Songs auch textlich zusammenhängen, aber die beiden Songtitel lassen es vermuten. Ähnlich wie beim Opener bekommt auch hier die Gitarre ihre Bühne und nutzt diese auf ihrer ganzen Breite aus. ´Too Many Wizzards´ hingegen packt gleich wieder so richtig den Heavy Blues aus und ist voller Breaks, kraftvoll zupackender Riffs und Dynamik. Der Song verfügt über ein absolut klassisches Konzept, was aber, zumindest bei mir, immer noch und immer wieder verfängt.
Das Titelstück ´Black Harvest´ bietet dann alles, was diese Musikrichtung für einen Liebhaber derselben nur bereithalten kann und die Krönung ist dann auch noch ein Gastauftritt von Kent Stump an der Gitarre, der ansonsten seine Brötchen mit den gewaltigen Texanern WO FAT aus Dallas verdient. WO FAT sind eine Band, an der ich einen Narren gefressen haben und die einen auch live richtig umbläst. Ich hoffe nun, dieses Erlebnis auch mal mit GREEN DESERT WATER haben zu dürfen. Das Stück ist nicht zuletzt vermutlich auch deswegen ein echtes Highlight. Dafür sorgt insbesondere auch das verzerrte Gitarrenspiel, welches durch einen Wah-Wah-Effekt veredelt wird und klingt, als wäre es am Neujahrstag 1970 im Fillmore East von James Marshall Hendrix persönlich intoniert worden. Da kann man schon mal Gänsehaut bekommen!
Ganz anders ´The Whale´. Das Stück wird von einem massiven Doom-Riff dominiert, auf welchem dann eine sägende Gitarre elegant, einem Surfer auf einer Welle vor Hawaii gleich, dahingleitet. Besser als dieses Doom-Riff kann der Eindruck, den die massive Gestalt eines Blauwals mit ca. 150 Tonnen Gewicht bei einem Betrachter hinterlässt, wohl kaum zum Ausdruck gebracht werden. Der Fuzzy Bass und die ruhige aber dennoch dynamische Schlagzeugarbeit machen ´The Whale´ zu einem weiteren Highlight der Scheibe.
Geradlinigen Heavy Rock gibt es dann beim mit knapp über acht Minuten längsten Song ´Shelter Of Guru´, in welchem der warme klare und unaufgeregte, aber dennoch variable, streckenweise mit Hall versehene Gesang von Kike bestens zum Ausdruck kommt. Und auch bei diesem Stück lässt die Gitarre wieder aus dem bereits weiter oben zitierten Club in Manhattan grüßen, aber auch der Bass gibt alles und beschwört bei mir das Bild eines mit gestrecktem Hals am Mikro stehenden Lemmy herauf.
Den Abschluss bildet dann ein mit ´Soul Blind´ betiteltes Stück, das zunächst als verliebter Blues, wie ihn z.B. ZZ TOP in den frühen Siebzigern so genial dargeboten haben, beginnt. Man denke nur mal an ´Blue Jean Blues´ und ´Jesus Just Left Chicago´ und man weiß, was ich meine. Im weiteren Verlauf baut ´Soul Blind´ jedoch noch richtig Schmackes auf, lässt diese Scheibe dann aber mit bedächtigen Tönen ausklingen. Ein wirklich ganz ganz großes Finale!
Ich bin von diesem wirklich abwechslungsreichen und absolut professionell klingenden Werk, das über einen richtig satten Sound verfügt, sehr angetan und vergebe deswegen auch ohne Umschweife
(9 Punkte)
Die digitale Version steht bereits seit dem 5. November 2021 zum Download zur Verfügung und auch eine CD-Version soll demnächst erhältlich sein. Ganz besonders hat mich aber die Information auf der Homepage von “Small Stone Records” erfreut, dass ´Black Harvest´ auch als LP erhältlich sein wird und das auch noch problemlos über das Deutsche Label “Kozmik Artifactz”. Zwar ist noch nicht klar wann, aber sie wird in zwei Versionen als limitiertes 180 Gramm Vinyl im Deluxe Klappcover erscheinen. Zum einen in einer „Black Dust“-Version und dann noch in einer mit „transparent green or light green with white mixture marbled“ betitelten Version. Wie üblich wird es dann eine Pressung von der in Diepholz ansässigen Pallas Group sein.
Green Desert Water sind:
Juan Arias García: Bass
Dani Barcena: Schlagzeug und Percussion
Kike Sanchís: Gitarre und Gesang
Zusätzliche Gitarre auf “Black Harvest” von Kent Stump.
https://www.facebook.com/greendesertrock
https://greendesertwater.bandcamp.com
https://smallstone.bandcamp.com/album/black-harvest