ESPADA – Caleu
~ 2021 (Elevate Records) – Stil: Heavy Metal ~
Eigentlich müssten ESPADA aus Chile genau das Ding von Don Carlos sein. Der macht sich aber leider gerade etwas rar. Darum habe ich mir ´Caleu´ gefischt. Bereuen mußte ich das schon mal nicht.
ESPADA sind Lucas Fermandois am Bass, Nicolas Young spielt Gitarre, Keyboards und singt und Carlos Pereira ist für die Drums zuständig. Lucas und Nicolas spielen schon seit 2015 gemeinsam in verschiedenen Bands, erst im letzten Jahr fanden sie dann mit ihrem Drummer zum Trio zusammen. Mehr ist, trotz längerer Suche, nicht zu erfahren, weder auf der Seite des Labels oder bei Bandcamp. Auch auf Facebook sind sie nicht zu finden. Also wenden wir uns direkt den Soft-Skills zu, den sinnlich wahrnehmbaren Dingen.
Da ist zuvörderst das Cover. Ja, das wirkt schon wie ein 80er Jahre-Selfmade-Bild. Es ist aber gut genug, um am Ende nicht in der ´Night On Bröcken´-Liga zu spielen. Und es passt zu dem, was dann gleich zu hören ist. Die Bandfotos machen auch gut was her.
Das Intro zu Opener ´Penasco Gris´ hat kammermusikalische Qualitäten. Dieses Motiv, vor allem die Holzbläser, hätte ich gerne noch einmal als komplettes Stück und nicht nur als halbminütiges Puzzlestück. Und dann geht es richtig los, eine Portion NWoBHM trifft auf frühen Speed Metal, treffen spanischen Gesang, gewürzt mit ein paar Doppelleads, dazu darf auch ein Keyboard-Solo nicht fehlen. Der zweite Song ´Camino De Ilusión´ hat das leise Aroma von ´Thundersteel´, ist allerdings bei weitem nicht so eingängig. Dafür finden sich wieder ein paar kauzig dramatische Passagen. Der Gitarrist ist echt ne Wucht, der legt da Leads hin. Danach haut er Riffs raus, für die sich JUDAS PRIEST auch nicht verstecken müssten. Dafür darf der Sänger gern noch ein wenig an seinen Melodien feilen. Aber da meckere ich eben auch schon wieder auf hohem Niveau.
In ´El Encuentro´ trifft ein spitzer Schrei auf leicht texanische Gitarren. Nicolas beweist sich an den Tasten aber auch als Verehrer von Jens Johansson. ´Negacion´ bringt ein paar ruhige Momente an die Ohren. Daraus entwickelt sich aber dann eine wuchtige Power Metal-Granate, die sich ein wenig wie KING DIAMOND anfühlt, ohne musikalisch zu kopieren. ´Destello Veloz´ ist etwas vertrackter unterwegs. Mir kommt der Gedanke, ESPADA sollten sich verstärken, damit sie die Duelle von Saiten und Tasten auch live darbieten können.
Genug der vielen Worte, ESPADA machen ihre Sache ziemlich gut. Irgendwie reihen sie sich ein zwischen England 1982, Mittachtziger USPM und frühen BLIND GUARDIAN und STRATOVARIUS. Da hat die Plattenfirma mit der Nennung von DREAM THEATER oder RHAPSODY OF FIRE leicht danebengelegen, denn die Chilenen wirken doch weit ungeschliffener. Auch wenn noch nicht alles klappt auf ´Caleu´, sie schlagen zumindest keinen Schaum. Dann müssten sie auch Espuma (genau: Schaum) heißen, und nicht Schwert, was ESPADA zu deutsch bedeutet.
Trotz Luft nach oben gibt es stahlharte 7,5 Schwerter.