PlattenkritikenPressfrisch

AL NAVARRO – Monsters – Part Two (EP)

~ 2021 (Independent) – Stil: Progressive Hard & Heavy ~


Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man kriegt. So ist auch Al’s Musik. Ich starte mal frech mit der namensgebenden Textzeile eines wunderschönen 1998er Songs, gesungen von unserem alten ´Beth´-Küsser Peter Criss: „I finally found my way…“ und widme sie AL NAVARRO zum Einen, um den gelungenen Abschluss seines diesjährigen ´Monsters´-Doppels zu würdigen. Zum Anderen auch dafür, dass ich so lange gebraucht habe, um endlich meine Begeisterung über dieses bereits im Juni erschienene Werk kundzutun. Macht nix, ein guter Wein muss auch reifen und diese fünf Songs sind mittlerweile Note für Note im Kopf festgezimmert und munden immer noch.

The time is now, throw it all away
Don’t ask me how, you will find the way.
Don’t look around, the answer is yourself.
Get off the ground, there’s no choice for sure, the time is now!

 

Auf manche Künstler ist einfach Verlass in dieser unbeständigen, schnelllebigen Zeit und ich hoffe, dass die zehn Songs der beiden ´Monsters´ letztendlich als Gesamtheit den Weg in euer Gehör finden. Es geht gottseidank bei Al Navarro ohne Qualitätseinbußen nahtlos mit Part Two weiter, wo Part One aufgehört hat und daher greife ich meine letzten Worte dazu nahezu unverändert auf und werde zukünftig beide Teile als ein komplettes Album in meiner Jahresbestenliste behandeln:

Gleich zu Beginn ist festzustellen, dass auch das zweite der beiden ´Monsters´ auf ganzer Linie überzeugt durch ideenreichen, progressiven Hard & Heavy mit Twists und Turns, die man zu Beginn des jeweiligen Songs nicht vorausahnen kann und somit Al weiterhin auf der Einkaufsliste verwöhnter Musikfans platziert.

Let me tell you about an ancient tale,
about rich and poor, in the underworld.
Let me tell you about no chance to live,
any chance to grow, Oh no!

Und zwar ganz weit oben. Dort wo man traurig war, dass fünf Songs zu schnell vorbei waren, kommen nun fünf weitere dazu, die zusammen ein Gesamtwerk ohne Fillern – nur mit Killern ergeben. Das Schöne an Online-Reviews ist, dass man sich nicht ständig wiederholen muss, also findet ihr alles Wissenswerte über Al Navarro hier und über seinen aktuellen Sänger Nacho Ibanez als auch das erste ´Monster´ hier und ich komme ohne weitere Umschweife zum Opener von ´Monsters – Part Two´:

´Now´ kann direkt begeistern mit der anspruchsvollen Mischung aus Dramatik, leicht progressiven Parts und einem wunderschön-griffigen Refrain. Wiederum zieht Al alle Register von unaufdringlicher Elektronik bis zu dezent eingesetztem Piano in perfekter Symbiose zur frischen Heavyness. Auch bei ´Schizophrenia´ läuten zarte Synthesizerklänge als Trademark den Song ein, der zunächst fast schon thrashig loswütet, dann jedoch über orientalisch-anmutige Powermetalriffs zu den balladesken Strophen führt, die sogleich Al’s gefühlvoller Gitarre das Erzählen überlassen, um weiter auf den Höhepunkt zuzusteuern und die Spannung immer wieder aufzubauen – eine Dynamik von leisen und packenden Parts, wie es PAIN OF SALVATION zur Perfektion brachten, wenn auch einst mit weitaus mehr instrumentalem Show-Off. Was für eine Granate! Zu dem stürmischen Orkan an wechselnden musikalischen Gefühlslagen passt der Text zwischen zweifeln und Mut schöpfen:

Hello! It’s me again trying to fix myself,
everything falls apart inside of me…
…and now I feel an inner strength again,
a light that blinds and amplifies my senses.
…and I can see the way beyond the wall.

Ohne Verschnaufpause folgt das ebenso sorgfältig komponierte und im Gesamten nach vorne marschierend ausgerichtete ´Underworld´ mit treibenden Strophen und zielsicher eingesetztem Chor der nächsten Generation. Wunderschön hierbei wiederum die Steigerung bereits in den Strophen von akustischer Gitarre zu Riffs als auch die unvorhersehbaren Wendungen im weiteren Verlauf. Ach, erwähnte ich bereits die ausgezeichneten Soli? Ein wenig AXEL RUDI PELL-Feeling versprüht mehrfach die ´Artificial Intelligence´, bei der zunächst die Doublebass rappelt, sich für Klavier- und Gitarrenläufe zurückzieht, bis die Gesangslinien erneut die Führung übernehmen und mit dem sphärischen Solo eine herrliche Atmosphäre geschaffen wird. Genau, herrliche Soli! Ja, in diesem achtminütigen Kernstück steckt eine Menge drin, dennoch schafft Al es hier auf seine ureigene Weise weder mit Ideen zu überfrachten, noch mit Wiederholungen des Themas zu langweilen.

 

 

Der ´Last Call´ kommt somit auch schon wieder zu früh für den gebannten Hörer und verspricht zunächst einen Powermetalepos in bombastischster HELLOWEEN-Tradition, nur um sofort die Kupplung zu treten und auszurollen in eine der gefühlvollsten VANDEN PLAS Kompositionen. Das Finale dieses Tracks und somit der EP bietet noch eines der unnervigsten „Ooh-ooh-ooh“-Singalongs und ein Ende, welches stets nach einem neuen Durchgang verlangt… am Besten zusammen mit ´Monsters – Part One´.

Well, this world never stops for you to change it.
Monsters won one more war, they keep commanding.
You never had a chance to fight…
One last call, Can you listen? One last call, will you come?
One last call from the deepest of your hidden thoughts…
Time has come, let’s go back to the beginning.
You’re alone, can you understand the meaning?
You still have time to get it right…

Hier ist – wie auch schon beim ersten Teil – keine Spur von Langeweile auszumachen und diese weiteren fünf exzellent ausgearbeiteten Songs halten die Spannung über jeden Hördurchgang und bieten darüber hinaus noch intelligente Lyrics, was im Endeffekt AL NAVARROs beide EPs als geschlossenes Gesamtwerk zusammenfügt und er damit in die glorreiche Riege meiner liebsten Full-Length-Alben des Jahres 2021 einzieht.

 

facebook.com/Al-Navarro

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"