THE LUCID FURS – Damn! That Was Easy
~ 2021 (Argonauta Records) – Stil: Heavy Blues Rock ~
Sehr interessant diese Band. Weshalb? Weil sie Rocktraditionen mit Neuem gekonnt verbindet. Der kraftvolle Gesang von Karen O’Connor erinnert an großartige Sängerinnen zur Aufbruchszeit des Rock Ende der 60er Jahre wie die fantastische Grace Slick, aber auch an Jazz Rock-Ikonen. Sie hat viel Power. Richtig viel Power und viel Melodie. Auch der mal männliche, mal weibliche Chorgesang zu ihrer Unterstützung erinnert an vergangene Tage als noch die Kunst im Mittelpunkt zu stehen schien. Und keine Marketingstrategien. Die Gitarrenriffs sind dann aber schon einmal mehr auf das Hier und Jetzt ausgerichtet. Das passt auf jeden Fall alles im Falle der Detroiter Band und ihrem dritten Album.
´Right On My Level´ startet kraftvoll und durchdacht. ´Five Finger Disco´ baut gekonnt Breaks und schwere Gitarrenmelodien ein. Technisch ist nicht nur Karen O’Connor ziemlich fit, auch die Gitarre von Gordie Kasza mag sehr zu gefallen. Selbst im bluesigen Kontext von ´Lying Again´ kann er sich sehr gut in Szene setzen und die Melancholie von Karen gut unterstützen. Allerdings geht dem Song ein bisschen die Puste unterwegs aus, Karen nicht. Gegen Ende steigert sich die Musik zu einem Wettstreit zwischen Gesang und Feedbackorgie der Gitarre.
„Detroit’s Only Traveling Freak Rock Experience“ nennt sich die Band auf ihrer Homepage. Die schon vielen absolvierten Live-Auftritte hört man der guten Teamleistung an. Der vierte Titel ´Pull The String´ bringt die Band in schweres Heavy Rock-Fahrwasser. ´Conscience´ klingt schräger und ist sehr unruhig, nervös. ´Another Place´ ist ein wunderschön gesungener schwerer, dunkler Blues-Titel. Da kommt auch das Songwriting 100 % überzeugend rüber. Und auch das zugehörige Video. ´Straight To My Head´ hat wieder ein paar Funk-Rock-Elemente, vor allem von Seiten der Bassgitarre, endet aber im Gitarrennoise. Die letzten beiden Songs können jetzt nicht mehr sehr viel Neues beitragen (bei ´Follow Me´ wird ziemlich viel gejault), Füller und Schwachstellen gibt es aber bei keinem der neun Songs. Mit 32 Minuten Spieldauer hat man sich auch eher an der Vergangenheit orientiert. Das schadet aber nichts, die Menschen kaufen ja wieder Vinyl und nicht jeder braucht die Doppel-LP in „Lucid-Splatter Brombeere“ oder so.
Eine sehr originelle und überzeugende Mischung. Schön, dass es immer noch (fast) neue Bands gibt, die einfach die Musik spielen, die sie lieben. Und ich kann diese Liebe zu einem großen Stück teilen.
(8 Punkte)