MORGUL BLADE – Fell Sorcery Abounds
~ 2021 (No Remorse Records) – Stil: Epic Metal ~
Stellen wir uns einmal ganz dumm. MASTER’S HAMMER musizieren plötzlich in epischer und klassischer Breite, also im Epic Metal. MOONSORROW spielen auf einmal keinen episch und schwarzgefärbten Folk, sondern in gleicher Art und Weise einfach kurze Single-Hits ein. ENSLAVED fangen plötzlich an, über die Geschichten von J. R. R. Tolkien zu berichten. MANOWAR vergessen, wer Richard Wagner war, und BATHORY denken über einen Sängerwechsel nach. Allesamt höllische und gefährliche Vorhaben, die sich, bei Odin, niemand getrauen würde, sie umzusetzen. Oder doch?
Ein Quartett aus den Vereinigten Staaten, aus Philadelphia, PA, traut sich, epischen Heavy Metal aufzuführen, der die Traditionen der Urväter annimmt. Immer im Hinterkopf also frühe MANOWAR und späte BATHORY behalten, aber nicht MANILLA ROAD. Dabei entstehen ebenso eigensinnige und knackige Epen wie bei ETERNAL CHAMPION oder kraftvolle und von Folklore durchdrungene Heldengedichte wie bei DARK FOREST. Nur sinister eben.
Stellen wir uns einmal ganz gedächtnisschwach. Vergessen wir wie viele Wellen des Traditional Metal und des Black Metal an uns vorbeigezogen sind. Sodann tauchen MORGUL BLADE auf, stützen sich auf einige dieser Wellen und halten heroischen als auch keifenden Gesang zur Auswahl bereit. Sie hören auf die Namen Dan JP (Jason Hiller, Gesang, Bass) Klauf (Gitarre, Gesang, Synthesizer), Jep (Lead Guitar, Synthesizer) sowie Will Spectre (Drums, Synthesizer) und lassen nach dem Synthesizer-Einstieg ´He Who Sits Upon The Black Throne Of Angmar´ zum Opener ´The Morgul Blade´ die Katze aus dem Sack. Das ist klassisch-modern! Das ist klassischer Heavy Metal, schwarz angehaucht mit keifendem Gesang. ´A Last Waltz Of Gevaudan´ wütet auf den selben Pfaden weiter, schaltet plötzlich in den Galopp um und teilt richtig aus. Im hinteren Drittel werden allerdings die schwarzen Vorhänge in einem epischen Finale zur Seite geschoben. Zwei klar singende Sänger finden den heiligen Gral (“Aim be true and steel be bright. It will stalk under the moon at night. Silver bullets bound for glory. In victory they tell our story. Sing us a song of Gevaudan.”) und feiern solange bis die Akustikgitarre das herausragende Liedchen beschließt.
Einen gehörigen Folk-Ansatz nutzt ´In The Grip Of The Dark Lord´ aus, um alle Völker zum Schunkeln aufzufordern oder wahlweise mit einem Tänzchen zu beglücken. Das ist schlichtweg naturtrüber Folk-Metal mit einem die Fahne schwenkenden Ausgang. In kurzen zweieinhalb Minuten lässt ´Sons Of The Night´ zum wenigen Gekeife die Gitarrensaiten singen und das ebenso lange ´Oak In The Mist´ direkt im Anschluss heroisch den Gesang zur folkigen Akustikgitarre inbrünstig ertönen.
Auf einen weiteren flotten Ausritt begibt sich ´The Five Will Ride At Dawn´, wobei hier das Gekeife dem keltisch-episch-heroischen Klargesang hinsichtlich des Auftretens innerhalb des Songs den Vortritt lässt. Diese hinterlassenen Spuren nimmt der folgende Ritt, ´The Beacons Must Be Lit!´, mit Begeisterung auf. Er setzt aber gleichsam auf epische Gedächtnisschwingungen und lässt, wie die natürlichste Sache der Erdenwelt, auf heroischen Gesang in aller schnelle die böse Begleitung folgen. Die letzten sechs Minuten gehören ´Fell Sorcery Abounds´, das sich seinen Weg mit harten Schlägen bahnt. Schnelle Ausläufe werden hierbei von heldenhaften sowie dämonischen Streckenwächtern gesäumt, deren Verlauf jedoch nach dem Schlachtengesang (“Fight! Slay! Cut them down where they stand. Hack! Slice! Until the end of time. Spells! Hex! Bring the curse upon their heads. BEHOLD!!! Fell sorcery abounds.”) abrupt ausgeblendet endet. Zurückgelassene Synthesizer tragen die verbliebenen Geister hinfort. No Hail. No Kill. Aber: “Pray to the gods now. Tell them what you’ve done. The spirits they will hear you. You are the chosen one.”
(8,5 Punkte)
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Pic: Dante Torrieri
(VÖ: 26.11.2021)