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GAAHLS WYRD – The Humming Mountain

~ 2021 (Season Of Mist) – Stil: Black Metal/Dark Folk/Psychedelic ~


Kristian Eivind Espedal, alias Gaahl, ist schon sehr lange in der norwegischen Black Metal-Szene unterwegs, und für jemanden, der einst zu einem hartnäckigen traditionellen Act wie GORGOROTH gehörte, hat sich der Sound seines aktuellen Projekts in den vergangenen Jahren enorm verzweigt. ´GastiR – Ghosts Invited´ war eine durchtriebene, dynamische Kombination aus Black Metal, psychedelischen Schnörkeln und Progressive Rock, der man auch gewisse Ähnlichkeiten zu den Landmännern ENSLAVED nicht absprechen konnte. Gaahl entfaltete dabei musikalisch eine für seine Verhältnisse bis dahin unbekannte Reichweite und die gesamte Stimmverschiebung umfasste nun harsche Growls und gequältes Jammern ebenso wie gotisches Crooning oder leichtes Flüstern. Das Album war zwar oftmals voller Wut und Aggression, aber er nahm sich genauso oft die Zeit, die Dinge einfach Mal atmen zu lassen.

Die fünf Songs auf ´The Humming Mountain´ sind nun noch viel stärker an düsteren Texturen und Stimmungen interessiert. Dabei tauchen GAAHLS WYRD tief in die norwegische Folklore ein und erforschen die Natur der Schöpfung und des Bewusstseins als langsame, unvermeidliche Bewegung, vergleichbar mit den Bewegungen des Eises in den kalten skandinavischen Berglandschaften. Der sanfte, drohende Schub der Akustikgitarren beim Opener ´The Seed´ oder der weit metallischere, aber dennoch unaufhaltsame Marsch des Titeltracks verbreiten eine derart düstere, eisige Atmosphäre.

 

 

Das anschließende ´The Dwell´ scheint wie aus dem Nichts zu kommen und bietet thrashigen Black Metal aus ansteckendem, rohem Feuer. Der Song startet los mit einem bösartigen Eröffnungsriff, bevor er in geradezu martialische Drums-Explosionen übergeht, und obwohl es einige eingängigere, entspanntere Momente gibt, ist es wahrscheinlich das wildeste Stück aus Gaahls jüngerer Karriere. Er setzt dabei nahezu alle seine stimmlichen Tricks ein, während die Riffs, das Schlagzeug und vor allem das Solo von Lust Kilman reines geschmolzenes Magma sind.

´Awakening Remains – Before Leaving´ erinnert hingegen an die frühen, glorreichen Tage des Black Metal und fängt einen atmosphärischen Vibe ein, der eben nicht alles in Reverb und Höhen wegwäscht. Das Stück reitet auf einer ganzen Flut von Hyperspeed-Riffing, Blastbeats und Killer-Bass-Gegenmelodien, die die ENSLAVED-Vergleiche unweigerlich zurückbringen – nur, dass Ghaal eben einen weit langsameren Weg mit seinem Gesang beschreitet, manchmal rituell oder gar gequält wirkt.

Bei all der hochwertigen Musik, die er in der Vergangenheit bereits veröffentlicht hat, vermittelt er ganz das Gefühl, seine Flügel nun noch viel deutlicher in andere Stilrichtungen auszubreiten, die ihm im Moment für richtig erscheinen. ´The Humming Mountain´ spricht jedenfalls von einer Sehnsucht, zu erforschen und zu verlangsamen und die Details von Schöpfung und Dunkelheit noch viel klarer wahrzunehmen.

(8,5 Punkte)

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