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JERRY CANTRELL – Brighten

~ 2021 (Double J Music) – Stil: Rock ~


2002 wurde die letzte Solo-Platte von Jerry Cantrell, dem als ALICE IN CHAINS-Mastermind weltbekannten Gitarristen, veröffentlicht. Seitdem ist er immer wieder als Gastmusiker aufgetreten, ob auf Platten wie bei Ozzy Osbourne oder live wie im Dezember 2017 für einen guten Zweck mit der Supergroup THE HELLCAT SAINTS, wo er neben den ALICE IN CHAINS-Meisterwerken ´Would?´ und ´Man In The Box´ auch den THIN LIZZY-Klassiker ´Jailbreak´ zum Besten gab. Dafür gebührt ihm natürlich eine Extra-Sympathie-Bonuspunkt, den er aber von mir gar nicht nötig hat.

Was kann man jetzt von ´Brighten´ erwarten? Es sind neun Songs darauf enthalten, darunter ein Elton John-Coversong. ´Atone´ beginnt schleppend und spektakulär mit Duff McKagan am Bass und erinnert irgendwie an … ALICE IN CHAINS. Nein, ich will es mir nicht einfach machen, es ist einfach so. Das liegt an der melancholischen Schwere, aber auch am Gesang. Jerry sang ja oft die zweite Stimme, das war ja ein Charakteristikum seiner Band. Das ist auf jeden Fall nostalgisch, ohne langweilig zu sein und weckt allerhand (positive) Assoziationen zu vergangenen Zeiten. Starker Auftakt. Der Titelsong ist auch von eher getragener Natur mit schöner Melodie und einprägsamen Gitarrenakkorden. Jerry ist jetzt bei den Songs nicht auf einen Stil festgelegt, sondern mischt lustig durch, ohne das es irgendwie zu beliebig wird. Allseits identifizierbar. ´Brighten´ ist wie der Titel schon suggeriert deutlich heller als der Opener. ´Prism Of Doubt´ hat eindeutige Country- und US-Songwriter-Einflüsse, Steel-Gitarre und Chorgesänge. Nicht unbedingt mein Lieblingstitel des Albums. Auch wenn es etwas abgründiger zugeht als bei anderen Musikern dieses Genres. Aber die Düsternis der Vergangenheit ist hier zumindest teilweise verflogen.

´Black Hearts And Evil Done´ ist auch akustisch bestimmt, auch eher eingängig wie der vorherige Titel. Zeitlos kann man sagen, mit schrägem Gitarrensolo. Etwas zu lang geraten. ´Siren Song´ glänzt dann wieder wie der Opener. Die klare Handschrift von Jerry Cantrell durchzieht den ganzen Titel. Wieder düsterer, eine starke Halbballade mit großartigem Gesang. Ein Song voller Sehnsucht, atmet die Weite der amerikanischen Landschaft. Sehr gut. Ein klarer Höhepunkt. Rockmusik auf exzellentem Niveau. ´Had To Know´ von Riffs und einer Orgel geprägt, erinnert wieder stark an … genau ALICE IN CHAINS. Das soll aber mein letzter Hinweis auf die Band gewesen sein. Ein weiterer starker Song, etwas verschachtelter und komplexer als die meisten anderen Titel. ´Nobody Breaks You´ ist schon fast ein Gute-Laune-Song. Jerry geht es gut, das ist doch okay. ´Dismembered´ plätschert dann sogar etwas vor sich hin, bevor mit ´Goodbye´ das zweiminütige Elton John-Cover kommt. Passt auch. Schon erstaunlich. Oder auch nicht.

Das Coverartwork zeigt ein großes Insekt und ist sehr spannend gestaltet. Es hat etwas Hintergründiges und Abgründiges wie die ganze Platte. ´Brighten´ klingt zwar auf den ersten Höreindruck teilweise etwas locker und eingängig, aber dringt immer wieder tiefer unter die Oberfläche als man zunächst denkt. Viel Substanz. Spannend. Anspieltipps ´Atone´ und ´Siren Song´.

(8 Punkte)

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