TOWER – Shock To The System
~ 2021 (Cruz Del Sur Music) – Stil: High Energy Rock/Metal ~
Der November 2021 wird heiß, viel zu heiß, um den Schnee auf dem vorliegenden Cover-Artwork nicht zum Schmelzen zu bringen. Die Musik der New Yorker TOWER wird alle Fenster und Türen bersten lassen, alle Ketten und Schlösser sprengen, die durch die im Cover-Artwork von Morgan Jesse Lappin dargestellte Isolation den Menschen bislang schreiend und verzweifelnd eingesperrt darben ließ.
Doch bis der Schnee geschmolzen ist, könnte sich das Antlitz der Welt dort draußen verändert haben. Dabei sind extrem persönliche Verluste und persönliche Beziehungen ein höchst individuelles Problem, denen sich TOWER neben dem Dasein im Allgemeinen auf privater und auf politischer Ebene widmen. Denn TOWER sind mit ihrem zweiten, im Mai und Juni 2021 in den “Artifact Audio” Studios in Ridgewood, New York, aufgenommenen Werk und zehn Kompositionen zurückgekehrt, um die Welt zu retten, zumindest die musikalische.
High-Energy-Rock und -Metal ist ihr Steckenpferd geblieben, den sie bislang auf ihrem selbstbetitelten 2016er Debüt sowie der 2019er EP ´Tomorrow & Yesterday´ zum eigenen Markenzeichen erklärt hatten. Und so findet sich der Hörer innerhalb der Songs auf den Straßen von New York City, auf den Straßen aller Städte dieser Welt wieder, ohne dass diese von den Musikern während der Entstehung der meisten Kompositionen überhaupt länger betreten werden durften. Die Band um Sängerin Sarabeth Linden bündelte all ihre Kräfte und schrieb Songs mit Sprengkraft. Ohne regelmäßige Proben, ohne regelmäßige Auftritte ging das Gitarrenduo James Danzo und Zak Penley sowie Schlagzeuger James Jones in das Studio. Bassist Jeff Filmer von SHADOWLAND nahm zwar an den Aufnahmen teil, konnte allerdings nicht als festes Bandmitglied gewonnen werden.
High-Energy-Rock ist der Ausgangspunkt und das Ziel. Das Schlagzeug kracht dabei im Rock’n’Roll-Stil über alles hinweg, ehe die Gitarren die Zügel anziehen und augenblicklich den scharfen, den elektrisierenden Metal-Sound zünden. TOWER sind zurück und leben. Sängerin Sarabeth Linden lässt diese freudige Botschaft mit vollem Volumen und herzhaften Schreien im Opener ´Blood Moon´ heraus. Doch die Boys hinter ihr gönnen niemandem eine Verschnaufpause und wüten immerfort durchs Gebälk. Schreien bis zur Ekstase kann und muss zur Not die Erlösung im Hier und Jetzt herbeiführen.
Beim ´Prince Of Darkness´ suhlen sich alle, gesanglich als auch instrumental, im völlig metallischen Midtempo-Rausch zwischen Birmingham und Alabama. Sogar die Fingergelenkigkeiten werden im instrumentalen ´Metatron´ für die nächsten Jam-Orgien knackfrisch gehalten. Jetzt sind TOWER bereit, die Welt zu erobern. Jetzt werden keine Gefangenen mehr gemacht. ´Running Out Of Time´ überwältigt jeden in Kraft und Euphorie mit lockerer Rasanz.
Mitten in der Nacht lässt das mystische ´Lay Down The Law´ ebenfalls von niemandem ab und setzt zum Ritt durch den scheinbar undurchdringbaren Nebel an. Solch eine bombige Rockröhre, solch ein donnernder Orkan findet immer seinen Bestimmungsort, in das Herz und in die Seele. Selbst der folgenden Einladung zum Ausritt, kann sich in ´On The Line´ keiner entziehen.
Sind alle Fesseln entknotet und gesprengt, darf ´Hired Gun´ mit echtem Gefühl im Geschwindigkeitsrausch beeindrucken und ´The Black Rose´ restlos begeistern. Entgegen aller würzigen Kürze leben sich TOWER ´In Dreams´ mit einem Völlegefühl auch einmal über sieben Minuten lang aus. Die finale Detonation ´Powder Keg´ verpufft allerdings bereits wieder nach den bewährten drei Minuten. High-Energy ist am Ziel, TOWER in der Tat.
(8,5 Punkte)
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Pic: Dante Torrieri
(VÖ: 12.11.2021)