SEIMS – Four
~ 2021 (Bird’s Robe Records) – Stil: Experimental Rock ~
Als verzwicktes Ein-Mann-Projekt im Studio begann Multi-Instrumentalist Simeon Bartholomew 2012 SEIMS. Doch dann trat er mit WE LOST THE SEA und TORTOISE sowie bei Prog-Events und dem Math Rock-Festival “Bahamasfest” auf und fand gefallen an Bühnenshows. Mit OPETH, THIS WILL DESTROY YOU und SWANS sollte es sogar 2020 auf die Bühne des Festivals “ArcTanGent” gehen, doch dieses Vorhaben musste aus wohlbekannten Gründen auf 2022 verschoben werden. Daher rauschte Simeon Bartholomew schnell zurück ins Studio und verbarrikadierte sich solange bis ´Four´ fertiggestellt war. Er selbst übernahm auf dem Post-Math-Rock-Klassik-Werk erneut Bass, Gitarren, Synthesizer, Klavier und Gesang. PLINI-Schlagzeuger Chris Allison setzte sich für ihn an sein Lieblingsinstrument, Peter Hollo, bekannt von TANGENTS oder FOUR PLAY, an die Celli und Kat Hunter, Susie Bishop sowie Monique Mezzatesta übernahmen die nötige Dosierung von Streichern.
SEIMS präsentiert Cinematic Math Rock – mit Geige, Bratsche, Kontrabass, Flügelhorn, Posaune, Trompete, Cello und Harfe.
So einfach im Detail umschrieben tönt SEIMS freilich nicht. Wer bei SEIMS Math und Post Rock erwartet, erhält Kammerrock, wer Kammerrock erhofft, bekommt Math und Post Rock. Wer obendrein momentan all den entgangenen Gesprächen und Unterhaltungen nachtrauert, darf sich bei ´Four´ an Kompositionen laben, die diese Gespräche kompensieren möchten, in dem sie passend zum Zeitgeist falsch verstandene und falsch interpretierte Aussagen bei Gesprächen und Unterhaltungen musikalisch thematisieren.
Wie jeden angeregten Dialog, den niemand im Nachhinein missen möchte, wird der Zuhörer auch auf ´Four´ nicht verzichten und es niemals mehr vergessen wollen.
Natürlich wird es experimentell (´Showdown Without A Victim´), zudem an zwei Stellen, hier (´Biting Tongues´) und da (´The Mountain’s Scream´), ausnahmsweise sogar nicht wortlos instrumental, da Gesang erklingt. Mit Klavier und Jazz endet es natürlicherweise immer im Math Rock (´Elegance Over Confidence´) und in der Aufwallung beim Post Rock (´Cavalcade´). Mit dem Streichquartett wird es selbstverständlich äußerst neo-klassisch (´Nuance Lost In Translation´) oder akustisch geprägt ein Kammerspiel (´Understatement´). Denn ´Four´ ist bestimmt kein Trauerspiel. Nicht, dass das missverstanden wird.
(8,5 Punkte)
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