V/A – Metal Cult Festival
~2021 (Golden Core/ZYX) – Stil: Hard ‘n’ Heavy~
Es hat sich bestimmt schon bis in den finstersten Forst des Pfälzer Waldes rumgesprochen und in die hintersten Täler des Odenwaldes,“Golden Core“ entwickelt sich unter der Regie von Neudi (Muss man den noch vorstellen?) gerade zu einem Label für Entdecker und Forschergeister. In den letzten etwa drei Jahren sind einige dieser Alben hier von uns schon besprochen worden, ein paar mehr sind in meinem Regal gelandet.
Wieviel richtig heißes Zeug da auf uns gekommen ist, wird einem erst bewußt, wenn man diese Doppel-CD in die Hand nimmt. 35 Songs von 33 Bands, die beiden Silberlinge sind vollbepackt mit Musik. Aber das ist eigentlich nicht nur Musik, das ist einfach Musik, die über die Jahre leider viel zu wenig, oder sich gar überhaupt nicht über Beachtung freuen durfte.
Ich bin prinzipiell kein großer Fan von Samplern. Ihr wisst schon, ich meine diese CDs, die öfter mal den gedruckten Presseerzeugnissen beiliegen. Da sind gerne mal ein, zwei spannende Sachen drauf. Und oft reichlich Leerlauf, Sachen, die gar nicht meinen Hörinteressen entsprechen. Das ´Metal Cult Festival´ ist da komplett anders aufgestellt. Hier stimmt ganz einfach jeder Beitrag.
Die zwei bekanntesten Namen sind zweifellos MANILLA ROAD und GRIFFIN. Gerade für erstere wurde erst im Laufe der letzten Zeit mein Interesse geweckt. ´Necropolis´ vom verbreitetsten Album ´Crystal Logic´ ist schon eine logische Wahl. Und dass die einzige Single der Epiker aus Kansas ´In The Wake´ vom letzten Album ´To Kill A King´ hier auftaucht, ist mehr als folgerichtig. Andererseits könnte man, und mir geht es so, ´The Circus Maximus´ vermissen. Oder gar einen Livetrack. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Auch die US-Metal Legende GRIFFIN ist vielen erst wieder ins Bewußtsein getreten, nachdem Neudi deren zwei Alben sach- und fachgerecht aufgelegt hat.
Viel wichtiger und spannender sind aber die Entdeckungen, die man sonst machen kann. Ich muss jetzt gar nicht alle Namen aufzählen. Es gibt fast vergessene deutsche Bands zu entdecken. Wer würde sich noch an CUTTY SARK erinnern? SCAVENGER wären noch weniger als ein Geheimtip. Die Mannheimer Rocker POKER, die der 70er Prog-Szene der Stadt mit KIN PING MEH entsprangen, wären weiter vergessen.
RHABSTALLION konnten endlich nach etwa vierzig Jahren ihr Debütalbum veröffentlichen. Es hat lang gedauert, ehe sie zurück im Sattel waren. Neudi hat aber auch die japanische Nachwuchshoffnung RISINGFALL für uns Europäer zugänglich gemacht. So reicht die Spannbreite auf diesen über zwei Stunden von frühem Hard Rock von MASS bis hin zum Thrash Metal aus dem Hause POISON ASP aus Speyer.
Auf manche Bands ist Neudi wohl erst gestoßen, als er mit Oliver Butz vom Fanzine Sound & Action den gemeinsamen Raritätensampler kompiliert hat. Erst in diesem Zusammenhang wohl hat er für uns EXPLODER aus der Vergessenheit gerettet oder die eher ausgefallenen Thrasher HELLBREATH. Ich werde diese Aufzählung hier beenden, allerdings nicht ohne KOKOON zu erwähnen, die eine Band auf diesem kultigen Festival, wo Neudi auch selbst zu hören ist. Aber KOKOON muss man hier allein deswegen erwähnen, da sie am wenigsten ins stilistische Raster passen. Und trotzdem sich harmonisch einfügen, mit ihrem eher alternativen Pop, der allerdings den nötigen Anteil Rock nicht vermissen lässt.
Nicht nur die Auswahl der Stücke für diesen Sampler ist sehr gelungen. Es ist Neudi auch gelungen, eine sinnvolle und abwechslungsreiche Reihung zu finden. So ist immer wieder dafür gesorgt, aufzuhorchen, neuierig ins informative Booklet zu schauen und genauer hinzuhören. So macht der Hörer vielleicht noch ein paar Entdeckungen. So bleibt für den Fan immer noch, nach vielen langen Jahren, der Forschergeist und die Lust alte Schätze zu heben.
Vielleicht macht sich mal jemand in einer Sektlaune die Arbeit, einen Best of Neudi zusammenzustellen. Da sollte auch einiges zusammenkommen.