RESURRECTION BAND – Awaiting Your Reply
~ 1978 (Star Song Music) – Stil: Hard Rock/Southern Rock ~
Ich hab von meinem Buddy Ray Dorsey vor über 20 Jahren schon einiges an Inspiration zum Albumkauf durch sein “Chaos” Fanzine erhalten und das ging mit seinem erst unlängst von mir entdeckten Blog (bis 2010 aktiv) weiter. Eine seiner Geschichten um einen Albumkauf drehte sich um das 1980er Album der RESURRECTION BAND, einer christlichen US Heavy Rock Kapelle mit epischen Ansätzen. Seine Beschreibung des Einkaufsvorgangs im christlichen Buchladen und der Musik hiernach war so packend, mitreißend und machte Lust auf diese Truppe und ihr Album. Sprich, ich hab es für relativ schmales Geld als Erstpressung geordert.
Ich will gerade bei meinem Buddy Pavlos aus Süddeutschland, auch wenn er ein Sohn des Olymps ist, damit angeben, da erzählt er was von ´Awaiting Your Reply´, welche er als einzige besitzt und wo der Titelsong fast an alte MANILLA ROAD gemahnt. Mit dem Nennen meiner Lieblingsband hat er mich, und ich hör mir den Titelsong an, finde ihn gut und hab die nächsten 15 Euro verblasen. Ich hab es ja. Aber, man muss für geilen Scheiß auch mal Geld ausgeben. Und so kommen wir zum Album ´Awaiting Your Reply´, noch vor der ersten MANILLA ROAD 1978 veröffentlicht.
Kein Intro, dafür ein kantiges Hardrockriff, ein schöner tänzelnder, groovender Beat, männlich–weiblicher Wechselgesang in bluesiger Parolenform, aber mit Heavy Rock Punch, geile Rhythmen, ein tolles Feeling, doppelläufige Gitarrenharmonien, feiste, knarzende Leadgitarren und wilde Soli. Dazu sogar noch ein intensives Bluesmundharmonika Solo. Fertig ist der LED ZEPPELIN ´Black Dog´ Rip Off, aber etwas entspannter, mit mehr US-Spät-70er- und Southern Hardrock-Feeling. Das sind knapp unter drei Minuten, die bei aller Fremdinspiration alles können. Selbst geklaut war 1978 manchmal noch richtig super.
Und schon sind wir beim Titelsong, einem schleppenden Heavy Epic. Alleine das doomige Riff und die darüber machtvoll jaulende Leadgitarre, ebenso die verzaubernden Gesangsmelodien schenken diesem Stück einen urgewaltigen Ausdruck. Textlich sind die Herrschaften immer positiv, immer lammfromm, aber nicht auf so schrecklich penetrant missionierende Art. Eher singen sie aus einer persönlichen Sichtweise heraus, erzählen eine Geschichte. Was für ein genialer Song. Das sollten sich die weltlichen Acts mal auf die Fahne schreiben.
Der mystische Heavy Rock vom Vorgänger wird auf ´Broken Promises´ abgeändert, hier gibt es einen wiederum schleppenden, aber sehr emotionsgeladen melancholischen Hardrocker mit entspannteren, cleanen Passagen, der an die größten Classic Rock-Hymnen der Rock Geschichte gemahnt, aber seinen eigenen Ausdruck besitzt. Schöne Synthieleads umschwärmen den Hörer eingangs, bevor der Song in die vollen geht. Das Feeling ist härterer AOR a la JOURNEY, härterer Southern Rock, kupfert aber nicht wirklich ab, sondern wird schlicht dem Zeitgeist gerecht. Könnte zu einem gewaltigen Hit geworden sein, ist es aber nicht, da die christliche Musikszene sich auch im Rockbereich eher vom weltlichen Mainstream abgrenzte. Das Gitarrensolo im Mittelteil ist entfesselt, voller Leidenschaft und fast schon sündhaft lustvoll intoniert. Und würde hier nicht von Jesus und vom lieben Gott gesungen, was aber auch nicht unbedingt stört, dann hätte im Text sicher die Lebensfreude trotz gewaltigen Seelenschmerzes ihren Platz.
´Golden Road´ beginnt mit einer einsamen akustischen Gitarre und fängt nach einer Minute an, verhalten, aber intensiv zu rocken. Auch hier muss ich der Band zugestehen, trotz typischer US Rock-Strukturen und -Melodien eine ganz eigene Atmosphäre zu erschaffen. Die RESURRECTION BAND kann was. Etwas mystisch-folkiger wird es im Mittelteil, wo die akustische Gitarre gebrochene Harmonien spielt, über denen der intensive Gesang liegt. Dann rockt die Band hinfort und zum Ende hin wird die Rhythmik peitschend groovy und die akustische Gitarre hat einen Latin Ausdruck, aber mit funkiger Seele.
Die Fanschichten sind schnell ausgemacht. YESTERDAY & TODAY, JOURNEY, AEROSMITH, KANSAS (ihre etwas geraderen Momente), BAD COMPANY, halt der klassische Rock, vornehmlich US Rock, der mittleren bis späteren 70er.
Was geht mit ´Lightshine´? Ein kantiges Riff eröffnet, fällt in sich zusammen, eine schöne, leicht folkige E-Gitarrenmelodie, ein harter Akkord im Echomodus, dann erdiger, stampfender Heavyrock. Die Faust geht nach oben, während der Arsch beschwingt im Takt mitwogt. Die Leadgitarre findet das witzig und macht von oben nach unten Gelächter simulierende Töne. Die Struktur ist verspielt, aufgebrochen, groovender Hardrock bleibt aber die Ausrichtung. So urwüchsig und zeittypisch diese Band auch rockt, so ausdrucksstark hält sie mit den größten Acts ihrer Zeit mit. Das feurige Gitarrensolo spricht Bände. Die ständigen Wechsel und Aufbrüche geben dem Stück eine sehr frische Note und halten die Spannung hoch.
´Annanias And Sapphira´ lebt den akustischen Südstaaten-Boogie-Blues. Man wähnt sich zehn Jahre zurück, aber die RESURRECTION BAND spielt gerne mit solchen damals schon Old School zu nennenden Elementen. Die Beinhart-Metaller werden sich aber von diesem Boogie hier erschreckt abwenden und Epic Rock-Freunden wird auch keiner abgehen. Ich hingegen finde eine Boogienummer zwischendurch mal erfrischend, auch weil die Band damit zeigt, wie vielseitig sie ihre Kreativität auslebt.
Aber das flippig groovige ´Death Of The Dying´ ist dann wieder was für die Rocker unter Euch. Wenngleich die Nummer irgendwie durcheinander und far out wirkt, zumindest ihr Anfang, sie dazu noch im Chaos endet. Aber dann gibt es feinen Proto-Metal-Sound, der Euren Nacken trainiert. Mittelschnell, heavy groovend. Wieder mit tollen Leadgitarren, doppelten Läufen, heißen Soli, einer epischen „On the road“- Atmosphäre, leidenschaftlichem Gesang und von ihm intonierten Melodien, die sich rasch in der Seele festfressen.
´Irish Garden´ ist eingangs eine schöne, folkig inspirierte Nummer, die einfach genau das ausstrahlt, was der Titel besagt, rockt dann aber wiederum lebensfroh erdig aus den Boxen. In der Mitte wird die Power runtergefahren und eine melancholische, sparsamere Passage, dennoch mit positivem Ausdruck versehen, wird von der Band als Verschnaufspause eingestreut. Schöne Soli über entspannter Grundinstrumentierung, heißer 70s Heavyrock mit coolen Synthsizerleads, der Mittelteil kann viel und wird den Freund von abwechslungsreichem US Rock in Verzückung versetzen. Bisher mein Favorit.
Und schon ist man durch. ´The Return´ kündigt wohl die Rückkehr von Jesus Christus an, ist entsprechend eine entspannte 70er Pompballade mit kratzig bluesigen Vocals, etwas schmierig, aber auch sehr cool als Abschluss und immer so leicht verregnet in der Stimmung. You keep on moving … ach, ich hab nur mal laut gedacht. Das ist typisch End-70er, das ist aber auch wirklich gut gemacht und von ganz eigenem Charme. Die Schmierpoppassage mit Saxophon und öligen Synthieteppichen geht etwas weit hinaus, aber das gehört alles zu dieser Art Song dazu und passt sich gut ein. Metalheads brauchen das nicht, klar. Aber ich will die volle Bandbreite und bekomme sie auch.
Alles in allem ein schöner Abschluss für ein ganz tolles Hard Rock-Album, welches ja sogar über den Hard Rock hinausgeht und für mich zu den Meisterwerken der späten 70er zu zählen ist, den großen Legendenalben gleichstehend in Qualität, nur eben nicht in Bekanntheit. Weil? Eben die christliche Szene unter sich bleiben wollte. Aber wir Rocker finden immer unseren Weg. Also, hier ist ein machtvolles „HAIL JESUS!“ angebracht und wird eine dicke Empfehlung für alle Freunde von Hard Rock-Klassikern der späten 70er ausgesprochen. Das hier war übrigens noch nicht alles von der RESURRECTION BAND, die richtigen Knaller kamen noch.