MENSCHENBRECHER – Wahn
~ 2021 (Independent) – Stil: Black Metal ~
Blackmetaleigenproduktionen aus dem Underground sind mir ein willkommenes Fressen. Deutsche Band, deutsche Texte, komisches Bandfoto mit zwei eher unscheinbar nach modernem Mainstreamhipster aussehenden Typen und einem jungen Mann mit Strumpfmaske auf dem Kopf. Stehen unbeteiligt irgendwo herum. Nach Black Metal-Kult in aller Konsequenz sieht das nicht aus. Hört sich aber so an. Roh, kalt, klirrend und düster rollt die Vernichtungsmaschine aus Hannover über die Menschen, welche sie brechen möchte. Klingt dabei nach 90er und Früh 2000er Underground. Das macht sogar Spaß, weil die Burschen gut spielen können, die CD (ansonsten gibt es das Album digital) gut produziert ist und die Songs eine gute Mischung aus roher Gewalt und packend mystischen, rasanten Melodien darstellen.
Sie sind sogar bestens konzipiert, dass immer ein gewisser roter Faden vorherrscht, immer logische Verknüpfungen alle Passagen verbinden und man weder in abartiges Geknüppel, noch in übertriebene kosmische Zähflüssigkeit abdriftet, wie das manche Kollegen aus deutschen Landen gerne tun. Natürlich ist ´Wahn´ eine archaische Platte, die Produktion rau und polternd, wenngleich transparent. Eher Proberaumaufnahme als teure Studioproduktion, klar, aber wirklich feurig, lebendig. Das gibt der Musik einen Ausdruck von Dämonentanz bei einem wilden, primitiven Ritual. Zu kompliziert haben die drei Niedersachsen ihre Stücke auch nicht gestaltet. Alles fließt straight, heavy und diabolisch schön aus den Boxen, wie einstmals, so um 1994 herum. Hymnenhafte Momente sind dabei ein integraler Bestandteil, obschon man sagen muss, dass MENSCHENBRECHER einfach zu räudig sind, um die ganzen Popblackmetalkids zu kriegen. Das hier, auch wenn die Band nicht so aussieht, ist musikalisch schon einmal echt.
Bösartig sind ihre Texte und verbunden mit der zwischen rasender Wut und teuflischer Orgie donnernden Musik entfesseln sie die Hölle geradezu, auch wenn der Gehörnte nie genannt wird. Zumindest kann ich das in dem Gekrächze nicht verstehen. Aus jedem eruptiven Part entsteht irgendwann eine mittelschnelle, erhabene Melodie, eine Passage voller Macht und Größe, bevor es wieder abgeht wie die wilde Jagd.
Das macht Spaß, gerade wenn man auf brodelnd dämonischen Black Metal alter Schule steht, der komplett alle frühen Stilmittel auffährt und somit musikalisch alles bedient, was ihn ausgemacht hat und für die Ewigkeit ausmachen wird. MENSCHENBRECHER sind einfach morbide, aber sie bringen wieder Leben in die Bude. Keine Hipster, keine Gothicqueens, keine Punks oder Crustcore Stinker, Black Metal für schwarze, krankhafte Seelen. Immer voller Energie, ungezügelter Lust und erfüllt mit dem Verlangen nach Sünde.
(8,5 Punkte)