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MANDOKI SOULMATES – Utopia For Realists: Hungarian Pictures

~ 2021 (InsideOut) – Stil: Prog Rock ~


Dieser Mann hat was von einem Chamäleon. Noch gar nicht so optisch. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er als Mongolenfürst durch die deutschen Charts ritt. Diese Rauschmähne und den Ferenc Rakoczi-Bart trägt er heute noch. Aber musikalisch ist er höchst wandlungsfähig. Erst eben DSCHINGIS KHAN (“Werft die Gläser an die Wand, Russland ist ein schönes Land”), dann spielte er auch mal Jazz, ehe er mit den SOULMATES die ´People In Room No. 8´ (1997) bildete. Dort bekam man waschechten Melodic Rock/AOR geboten. Mit seinen Freunden, dem Who is Who der internationalen Szene, trat er in Gottschalk-Shows zu 50 Jahren Rock’n’Roll auf. Immer ging er auf dem schmalen Weg zwischen massenkompatibel und eigenwillig. 

Jetzt kommt er also mit ´Utopia For Realists: Hungarian Pictures´ einem Soundtrack zu einem Konzertfilm zum 30. Jubiläum des Mauerfalls über den Starnberger See. So gibt es dieses Werk in diversen optischen und akustischen Varianten. Die filmische Umsetzung liegt mir nicht vor, die dazugehörige CD bietet die Musik des Konzerts als Studioaufnahmen. Dass diese Lust machen, sich den Konzertfilm zu Gemüte zu führen, sei nur nebenbei erwähnt.

Der Meister nutzt alle Einflüsse, die er finden kann. Da sind folkloristische Züge, ein jazzig perlendes Klavier, oder Anklänge an moderne Klassik, etwa aus dem Hause Béla Bartók. Tanzbares und Besinnliches verbinden sich zu einer Reise durch die Gefühlswelt des Musikers selbst und des Hörers. So  öffnet der Opener ´Sessions In The Village´ erst einmal die Ohren für das was kommt. Da sind kleine Miniaturen wie ´Utopia For Realists´ und ´You’ll Find Me In Your Mirror´. 

Das Herzstück aber ist ´Transylvanian Dances´. Hier wird aus dem Vollen geschöpft. Geklotzt, nicht gekleckert. Eine epische Reise, eine Rock-Suite, 26 Minuten voller Leidenschaft und Drama. Schwelgerische Melodien treffen auf AL DI MEOLAs akustische Jazzgitarre. Erzählerisches Liedgut trifft auf Volksfest mit Tanz und Gelage. Nach 15 Minuten dann die schönste Passage, eine Melodie, die auch ECLIPSE SOL-AIR für ´Die Rumänen´ verarbeiteten.

Als Ungar und Deutscher und, wie er sich selbst nennt, überzeugter Europäer, schlagen in Leslie sicher zwei Herzen. So gibt es mit ´Return To Budapest´ ein zweites zentrales Stück. Hier zitiert er einige Stücke aus dem ´Room No. 8´ Album. So verbindet er Altes und Neues, Vergangenheit und Zukunft. Das vertrackte ´Barbaro´ als Single auszukoppeln, ist sehr mutig. Hier merkt man, Leslie ist gelernter Schlagzeuger. Seine Stücke sind immer rhythmisch gedacht, mal eben jazzig kompliziert, dann wieder tänzerisch beschwingt. Zum Abschluß bekommt man mit ´The Torch´ noch eine wunderbare Ballade, die ´Utopia For Realists´ abrundet. 

So viele Details sind zu finden auf der CD. Da sind die Gäste, unter anderen JETHRO TULLs Ian Anderson oder John Helliwell von SUPERTRAMP. Oben erwähnter AL DI MEOLA begegnet der Trompete TILL BRÖNNERs. Am Mikro treffen sich MANFRED MANN’S Chris Thompson und Bobby Kimball von TOTO. Es ist nicht die Dichte der Stars, die beeindruckt, es ist die Dichte des Könnens. 

In seinen Texten erzählt er von der Zeit, als er Ungarn verließ, um in Deutschland als Flüchtling ein neues Leben zu beginnen. Und er erzählt von seiner Hoffnung einer besseren und freieren Zukunft. Auch Realisten dürfen Utopien haben.

Ich gestehe, ich hege Sympathien für vieles aus Ungarn. So eben auch für MANDOKI SOULMATES, die mich hier tatsächlich überrascht und überzeugt haben.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/mandoki.soulmates

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