PlattenkritikenPressfrisch

A PALE HORSE NAMED DEATH – Infernum In Terra

~ 2021 (Long Branch Records) – Stil: Doom/Gothic Metal ~


Wenn man den modernen Stand des Gothic/Doom Metal betrachten möchte, kommt man an den New Yorkern A PALE HORSE NAMED DEATH zweifellos nicht vorbei. Sal Abruscato, ehemals Schlagzeuger bei LIFE OF AGONY und TYPE O NEGATIVE, hat sich mit den vorherigen drei Alben seiner neuen Band nicht nur in der einschlägigen Szene einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet.

Das Vorgängerwerk ´When The World Becomes Undone´ von 2019 war zwar solide, wenn auch nicht sonderlich spektakulär, aber offenbar haben gerade die Auswirkungen der letzten beiden Jahre Abruscato die erforderliche Zeit und den Raum gegeben, sich intensiv mit diesem Album zu beschäftigen, was sich letztlich auch deutlich auszahlt. Die Kombination aus SABBATH-artigen Riffs, wie bei ´Shards Of Glass´ und dem ebenfalls herausragenden ´Believe In Something (You Are Lost)´, und Abruscatos tristen Low-End-Vocals ist zwar immer noch angemessen doomgeladen, besitzt jedoch auch einen Hauch von Grunge, der klar am schwereren Ende des ALICE IN CHAINS-Spektrums liegt.

 

 

Es gibt jedenfalls unglaublich viel zu entdecken in diesen massiven elf Songs – sei es die innere, traurige Nachdenklichkeit, drogeninduzierte Visionen jenseits der Realität oder göttliche Bestrafung, und A PALE HORSE NAMED DEATH schaffen es, konstant und beständig großartige Werke voller Riffs und fesselnder Emotionen zu liefern.

Dabei mag man auch leicht vergessen, dass Abruscato, obwohl er eine Band im Rücken hat, jeden Part auf dieser Platte selbst geschrieben und eingespielt hat, was einmal mehr zeigt, wie außergewöhnlich talentiert der New Yorker ist.

Aber auch in produktionstechnischer Hinsicht lässt sich eine deutliche Verbesserung zu den Vorgängern feststellen. Jedes Element der elf Stücke wird mit äußerster Klarheit eingefangen, was verhindert, dass Riffs oder Drum-Fills irgendwie matschig wirken, und auch kleine Nuancen, wie das eher psychedelische Zwischenspiel in ´Two Headed Snake (Propofol Dreams)´ oder das Piano, das in einige der Stücke einführt, fügen sich hervorragend in den Gesamtsound ein. Man fühlt sich unweigerlich zurückversetzt in die erhabene Gothic-Welt der 90er, was angesichts der anhaltenden Bewunderung Abruscatos für PARADISE LOST auch keine Überraschung ist.

A PALE HORSE NAMED DEATH haben sich in den letzten zwölf Jahren fest in ihrer Gothic-/Doom-Nische etabliert und dabei einige gute Alben veröffentlicht, wenn auch zumindest einmal dazwischen eine größere Schaffenspause lag. ´Infernum In Terra´ ist vergleichsweise ein wirklicher Fortschritt für die Band, der es nun gelungen ist, ihren Sound zu verbessern, ohne dabei auf Wesentliches zu verzichten. Wer bereits tief in der Herbstdepression steckt und sich bei der Betrachtung der Außenwelt nur traurige Gedanken macht, für den ist dieses Album jedenfalls der passende Soundtrack.

(7,5 Punkte)

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"