ANETTE OLZON – Strong
~ 2021 (Frontiers Records S.R.l.) – Stil: Symphonic Metal/Pop ~
„Ich mag ABBA und ich mag Metal“ hat ein YouTube-Kommentator geschrieben, „deshalb mag ich Anette Olzon“. Soweit würde ich jetzt nicht gehen und nicht jede schwedische Sängerin muss gleich mit Agnetha oder Anni-Frid verglichen werden. Aber ehrlich gesagt, finde ich gesanglich auch gewisse Parallelen zu den ABBA-Ikonen. Und Spuren von Pop findet man immer wieder. Und mit 11 Jahren (bis 12 Jahren) war ich knallharter Anni-Frid und ABBA-Fan. Ich weiß, wovon ich spreche.
Aber zuerst die Fakten: Anette Olzon war von 2007 bis 2012 bei NIGHTWISH aktiv und steht dadurch schon gleich fest in der Melodic Symphonic Metal Ecke. Derzeit ist sie wieder bei ihrer alten schwedischen Band ALYSON AVENUE und bei ihrer finnischen Band THE DARK ELEMENT mit SONATA ARTICA-Gitarrist Jani Liimatainen tätig. Und hatte trotzdem Zeit, nach dem Debüt ´Shine´ 2014 ihr zweites Solo-Album mit Namen ´Strong´ zu veröffentlichen.
Schon beim Opener ´Bye Bye Bye´ gibt es den schönen Gesang zwischen Pop und Metal und es grunzt auch ein männliches Wesen genreüblich zwischendurch. ´Sick Of You´ und ´Fantastic Fanatic´ sind weitere Songs, die die Schnittmenge aus harten Riffs, gleichberechtigt im Vordergrund stehenden Keyboards und Melodien, die schon etwas ins Poppige reichen, gut widerspiegeln. Handwerklich solide und perfekt klar produziert. Und immer wieder die eingesprenkelten männlichen Vocals. Das muss wohl dem Genre geschuldet sein, ist aus meiner Sicht aber meist überflüssig und stört den schönen symphonischen Pop Metal-Ansatz hin und wieder etwas. Der Titelsong kann auch mit Melancholie und schönen Melodien überzeugen und ja, da ist er wieder, der leichte ABBA-Touch durch die Stimmphrasierung. ´Parasite´ kommt deutlich dramatischer und härter und kann dann schon als Metal-Song durchgehen. Zumindest bis zum Refrain, der wieder den Pop-Anteil stärker in den Vordergrund rückt. Richtig balladesk und dramatisch wird es dann mit Song Nr. 6 ´Sad Lullaby´. Da dürfen Chöre und Pathos richtig aufspielen. Auch beim Abschlusssong ´Roll The Dice´, der mal etwas mehr Speed bietet. Aber der Balladenanteil ist insgesamt angenehm niedrig.
Auf Dauer fehlt mir, der immerhin einige LEAVES EYES und Liv Kristine-Alben in seiner Sammlung stehen hat (ich gebe es zu, ja, aber nix von NIGHTWISH) etwas die Abwechslung. Aber langweilig wird es nicht, das Songwriting bleibt im grünen Bereich. Aber ob das Album jetzt von den doch zahlreichen Veröffentlichungen in diesem Bereich wirklich heraussticht oder halt nur guter Mainstream ist, sollte jede/r für sich entscheiden. Gesanglich auf jeden Fall – mit oder ohne ABBA-Kolorierung – eine sehr gute Leistung.
(7,25 Punkte)