LOREENA MCKENNITT – The Visit
~ 1991/2021 (Quinlan Road) – Stil: Celtic Folk ~
Die Kreativität quoll bei Loreena McKennitts Major-Debüt regelrecht über. Eine würdige Produktion und äußerst harmonische Arrangements führten den Hörer 1991 mit ´The Visit´ in eine eigene, schönere Traumwelt. Keltischer Pop und Weltmusik gingen eine mythische Verbindung ein. Zum 25jährigen Jubiläum wurden die Liebhaber mit einer limitierten Edition auf 180g schwarzem und remastertem Vinyl verwöhnt. Fünf Jahre später steht eine Jubiläumsausgabe zum 30. Jahrestag an. Diese erscheint als limitierte Deluxe Edition in einem illustrierten Buch mit vier CDs und Audio Blu-Ray.
Diese definitive Edition soll das bereits mit über zwei Millionen verkaufter Kopien in mehr als 40 Ländern äußerst erfolgreiche Werk nochmals in die Ranglisten bugsieren. Bereits das Booklet birgt persönliche Erinnerungen und vier Essays von Loreena McKennitt. “30 Jahre sind eine lange Zeit, egal wie man sie misst“, erinnert sich McKennitt. “Wenn man es jetzt wie durch einen Bilderrahmen anschaut, kann man besser erkennen, in welcher Periode dies alles stattgefunden hat. Ich habe von so vielen Leuten gehört, dass diese Platte der Soundtrack ihres Lebens war als es in den frühen Neunzigern veröffentlicht wurde.“ Neben der remasterten Originalaufnahme enthält der zweite Silberling Radiosendungen von “Toronto’s Ontario Place” (vom 7. August 1992) und “NPR’s World Cafe” (vom 1. Juli 1992). Der dritte Silberling beinhaltet ein Interview, das Tim Wilson 1991 mit ihr führte, und eine Diskussion am Runden Tisch aus dem Jahr 2020, während der vierte Silberling “Soundboard Aufnahmen” von sechs Trio Performances sowie einen binauralen Kopfhörer Mix, sozusagen einen Surround-Mix, der Originalaufnahmen enthält. Die ebenfalls enthaltene Blu-Ray präsentiert die Originalaufnahme in Dolby Atmos und 5.1 Surround Sound.
Das Werk, mit dem Loreena McKennitt über Nacht weltberühmt wurde, strahlt auch 30 Jahre später in voller Schönheit und vollem Glanze. Eine verrückte Fiddle, eine Balalaika, Akkordeon und Cello nehmen uns in kleinen Laternen-Booten im schlagkräftig perkussiven Rhythmus von ´All Souls Night´ auf das Wasser mit, um japanischer und keltischer Tradition tränenreich gerecht zu werden. Jede verlorene Seele scheint dabei einen Hilfeschrei auszustoßen. Loreena McKennitts Sopran ruft sodann aufgrund einer Eichwald-Abholzung vor Jahrhunderten in ´Bonny Portmore´ immer noch verzweifelt die Götter an. Nicht nur ein irischer Dudelsack begleitet den himmlischen Gesang.
Unter anderem Balalaika und Fiddle begleiten Loreena McKennitts Harfe im instrumentalen ´Between The Shadows´. Epischer und gesanglich triumphierender als im zwölfminütigem ´The Lady Of Shalott´ über Elaine aus dem Artus-Roman wird es im Übrigen selten. Das sich anschließende ´Greensleeves´ betört den Hörer mit englischer Folklore bis ins Blut, allein mit Gitarre, Cello und einigen Keyboard-Tupfern. Zur Harfe, Balalaika und Fiddle in ´Tango To Evora´ öffnen sich automatisch alle Poren und jeder will tanzen und mitsingen. Zu ´Courtyard Lullaby´ werden Tränen getrocknet, anstatt die Ruhestätte aufzusuchen. Und wenn sogleich das “Alte” das “Neue” trifft, befinden wir uns mit ´The Old Ways´ über den Wolken und mit ´Cymbeline´ in einem Theaterstück von William Shakespeare. Ein niemals enden wollender Traum.
(Klassiker)
Pic: Richard Haughton
(VÖ: 24.09.2021)