CERES – Tyrant’s Rise
~ 2021 (Independent/Stormspell Records) – Epic Metal ~
Für eine völlig obskure Metal-Gruppe, für ihr einziges Werk, das mit einem schönen Schriftzug und einem gezeichneten Cover-Artwork verziert ist, würde der Liebhaber natürlich einige Silberstücke aus seinem nietengespickten Spartrumpf holen, damit er sich an klassischem und old-schooligem Heavy Metal laben kann. Mit seinen Artgenossen im Arm, die dieses augenscheinliche Prachtwerk von allen Seiten begutachten werden, und mit solch einem Liebhaberstück unter dem Arm, lässt sich jeder Abend umso würdevoller gestalten und das Leben trunken feiern.
Doch bereits die zweite Kassetten-Auflage des Demo-Werkes (via “Electric Assault Records”) – erinnere Dich: das erste Demo bietet immer die herrlichsten Lieder, so sagt es der Volksmund – von CERES ist bereits ausverkauft und die Kinnlade des Metallisten klappt nach unten. Da allerdings auch viele Puristen, wie etwa Georg I., aus diesem erlauchten Kreis eine gewisse Abneigung gegen Kassetten hegen, womöglich fehlt ihnen einfach nur das passende Deck oder ein Bleistift, kommt die Veröffentlichung als Silberling (via “Stormspell Records”) zur rechten Zeit.
Viele Burgfräuleins trotten bald heran und wollen sich bei den, vor den Toren harrenden Rittern unter den Armen einhaken. Von den Zinnen herab werden bereits die Banner gerollt und ehren mit ihrem Gruße Legenden wie WARLORD, OMEN, MEDIEVAL STEEL und MERCYFUL FATE. Die Menge im Burghofe jubelt, wirft ihre Hüte und alles, was nicht niet- und nagelfest ist, vor Freude in die Luft.
Trommeln erklingen, Pferdegewieher ist zu hören, Stahlklingen werden geschmiedet und CERES stehen auf der geschmückten Bühne. Die zwei US-Amerikaner stellen sich später als Jesse Balgley (Rhythmus-Gitarre, Bass, Drums) und Leo Kabat (Gesang, Lead-Gitarre, Synthesizer) vor und zelebrieren klassischen Heavy Metal, gerne klassischen Power Metal, der allerdings in aller Epic über den Hörer hereinbricht. Jesse Balgley ist dem einen oder anderen Wandersmann wohl schon bei HORNS & HOOVES und früher live bei AMULET, NEGATIVE PLANE oder TOWER über den Weg gelaufen.
Nur 18 Minuten lang spielen sie ihr spektakuläres Set der ausgehungerten Meute vor. Vier Lieder, die bisweilen von weinerlichem Gesang, gerne auch von königlicher Anmaßung angetrieben werden, beinhaltet es. Die Massen johlen, die Weibsleute beinahe frivol, doch als der Burgherr aufsteht und seinen Daumen nach oben oder unten recken will, ist es mucksmäuschenstill. “Irgendwie hat mich keiner der Songs mit einer großen Melodie restlos betören können”, flüstert er seinem Diener zu, “diese gewisse, althergebrachte Magie war allerdings bereits immens zu spüren.” Und so ruft er laut in die wartende Menge: “Bringt ihnen genug zu trinken und zu essen. Sie sollen heute mit uns ausgiebig den Tag und die Nacht begehen, damit sie, frisch gestärkt, in den kommenden Tagen an weiteren Liedern für einen abendfüllenden Auftritt feilen können.”
(7 Punkte)