MONO – Pilgrimage Of The Soul
~ 2021 (Pelagic Records) – Stil: Exp. Rock ~
MONO gehören zu den einflussreichsten Rock-Formationen der Welt. Sie lehnen allerdings eine Kategorisierung als Post Rock schlichtweg ab. Dennoch durchlaufen ihre Kompositionen ein stetiges Auf und Ab, überqueren Gipfel und Täler. Endlose Weiten erklimmen dabei die höchsten Bergformationen.
MONO sehen sich vielmehr in der Tradition von experimentellen und Avant-Rock-Künstlern sowie der klassischen Kunst, schweben von den Tiefen in die Höhen, hoch hinaus, in einem dynamischen Hoch und Runter. Das Erklimmen des Gipfels fühlt sich dabei beständig wie eine japanische Krönungszeremonie an.
Eine Musikformation, die Einflüsse von Shoegaze bis Filmmusik und Klassik bindet, ist ohne Frage nicht oft auf dieser Erde auszumachen. Takaakira “Taka” Goto, Tamaki, Yoda und Dahm haben sich zur Krönung mit einem Streichorchester aus vier Cellisten und vier Violinisten sowie einer Blechbläsersektion aus Trompete, Posaune und Waldhorn umgeben. Mit dem elften Studioalbum hält sogar eine gewisse Konsistenz von elektronischer Musik Einzug.
Geradezu überstürzt öffnen MONO im Opener ´Riptide´ die Pforten zu einer ureigenen Kraftdemonstration. In kurzer und schneller Abfolge werden Noten und Percussion-Anschläge herausgefeuert, denn die Klanglandschaften offenbaren umgehend zahllose Bergwände zur Beschau. Dagegen windet sich das feurige ´Imperfect Things´ anfangs wie eine Ode beschaulich und stetig durch die elektronische Landschaft, ehe die elektrischen Saiten zu brodeln beginnen und das Schlagzeug furios in einen mitreißenden Beat einsteigt.
Völlige Ruhe und Gelassenheit strahlt das vom Klavier vorangetriebene, längere und äußerst würdevoll dahinfließende ´Heaven In A Wild Flower´ aus. Streicher bekunden nochmals Aufruhr und Vergänglichkeit zugleich. Das Schlagzeug treibt im Anschluss allerdings ´To See A World´ umgehend in oszillierende Höhen, beinahe zu kurz für den Genießer.
Diese einzigartige, MONO’sche Melodienfolge im cineastischen Breitbildformat zum Mitnehmen und Behalten besitzt ´Innocence´ ebenso wie das mit gewohnt zarter Sinfonik aufgebaute ´The Auguries´, schenkt sie allerdings erst nach einem stabilen Spannungsaufbau aus. Schlotternd zeigt sich hingegen das längste und zwölfminütige Stück ´Hold Infinity In The Palm Of Your Hand´ mit Glöckchen zu Walgesang, um alsbald mit jedem Schlag des Schlagzeugs stetig die Spirale in die Höhe zu treiben. Einen eher schwebenden Ausklang beschert dem Werk ´And Eternity In An Hour´ mit Klavier und Streichern.
Infolgedessen bezeugt ´Pilgrimage Of The Soul´ abermals die Brillanz der japanischen Ausnahmekünstler und die uneingeschränkte Allmacht des MONOtheismus.
(9 Punkte)
https://monoofjapan.bandcamp.com/album/pilgrimage-of-the-soul
(VÖ: 17.09.2021)