CRAIG ARMSTRONG – Nocturnes – Music For 2 Pianos
~ 2021 (Modern Recordings/BMG) – Stil: Classic ~
Im vergangenen Jahr begeisterte Craig Armstrong im Verbund mit dem Komponisten Martin Calum auf ´The Edge Of The Sea´ mit gälischen Psalm-Gesängen als Hommage an die Traditionsmusik Schottlands. Geehrt und gefeiert wurde der schottische Komponist moderner Orchestermusik, Electronica und Filmmusik allerdings besonders für seine Soundtracks von ´Romeo & Juliet´, ´Moulin Rouge´, ´Ray´, ´The Great Gatsby´, ´Snowden´ und ´The Incredible Hulk´.
Doch bereits 1994 glänzte Craig Armstrong bei Bristols MASSIVE ATTACK auf deren Werk ´Protection´. Es folgten Zusammenarbeiten mit Björk, Madonna, U2 oder Tina Turner und auf seinem Solo-Debüt ´The Space Between Us´ aus dem Jahre 1998 fanden sich Gäste wie Elizabeth Fraser (COCTEAU TWINS) und Paul Buchanan (THE BLUE NILE) ein.
2010 durfte er für seinen herausragenden Beitrag zur Musik den Ritterorden OBE (“The Most Excellent Order of the British Empire”) entgegennehmen.
Selbstredend gehören weiterhin klassische Kompositionen für Orchester zu Craig Armstrongs Repertoire, etwa für das Royal Scottish National Orchestra, das Hebrides Ensemble, Cappella Nova und das Scottish Ensemble. Er nahm Auftragswerke für das Londoner Sinfonietta, für das Stockhausen Festival an und ebenso für die Scottish Opera, für das Union Chapel’s Organ Reframed Festival mit dem London Contemporary Orchestra. 2004 und 2005 widmete er sich mit ´Piano Works´ und ´Piano Works: The Film´ indes ganz dem Piano.
2020 entstand des Nachts ein weiteres Projekt für das Piano, ein sehr persönliches Projekt. Er komponierte in der Stille der Nacht, bis zum Morgengrauen neue Lieder. Sein Kellerstudio war der ideale Zufluchtsort, den er im Pestjahr 2020 finden konnte. Die Kompositionsarbeit wurde zum puren Eskapismus, sie war weitaus mehr als eine Zerstreuung von den Alltagssorgen. 14 Lieder entstanden zur eigenen Situationsbewältigung, aber auch als Zufluchtsort für jedermann. Eine musikalische Reise zwischen Schwermut und Optimismus ward geboren.
Die Kompositionen von ´Nocturnes´ sollen keinesfalls allein eine melancholische Atmosphäre aufbauen, sondern – trotz der dunklen Aura der Nacht – gleichsam Trost spenden. In der Hoffnung, sie in Gemeinschaft mit einem anderen Künstler aufführen zu können, ist ´Nocturnes´ für zwei Pianos geschrieben worden. Daher legt Craig Armstrong weniger Wert auf anschmiegsame Tonfolgen, sondern eher auf die Gestaltung dieser und ein sich hieraus entwickelndes Gefühlsleben.
´ Nocturne 1´ ist die Suche. Während das eine Paar Hände noch Ausschau hält, scheint das andere bereits über eine Entdeckung zu jubilieren. ´Nocturne 2´ ist zarter und feinfühliger, mit einem energischeren Anschlag zum Ausklang. – Im Anschluss setzen die einen Hände in ´Nocturne 3´ auf repetitive Melodien, in ´Nocturne 5´ auf einen wieselflinken als auch entschiedenen Gestus. – ´Nocturne 6´ ist die Freude, ´Nocturne 7´ die Einsamkeit. Dagegen zeigt sich ´Nocturne 9´ in aller Kürze beinahe wie ein Wirbelwind, dem sich ´Nocturne 10´ im Windschatten anschließt. ´Nocturne 11´ hat den Rhythmus im Blut, ´Nocturne 12´ die gewisse Sentimentalität. – Nochmals schlagen die Finger in ´Nocturne 13´ tatkräftig auf die Tasten. Den Ausgang aus der Finsternis weist ´Nocturne 14´.
´Nocturnes – Music For 2 Pianos´! Ein Album für die Nacht? Ein Album für die Pein? Ein Album für die Grenzenlosigkeit!
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Pic: Simon Murphy