RAGE – Resurrection Day
~ 2021 (Steamhammer/SPV) – Stil: Power Metal ~
Überraschend schnell legen RAGE mit ´Resurrection Day´ anderthalb Jahre nach ´Wings Of Rage´ ein weiteres Studioalbum vor. Unerwartet in dieser Kürze, weil sich die Gruppe nach dem Ausstieg von Gitarrist Marcos Rodriguez erst mit den zwei neuen Gitarristen Stefan Weber (REBATTERED, ex-AXXIS) und Jean Borman (ANGELINC) einspielen musste. Zudem wurde mit dieser Umbesetzung aus dem Trio RAGE erstmals wieder seit 1995 und ´Black In Mind´ ein Quartett.
Trotz sinfonischer Vorführung im instrumentalen Opener ´Memento Vitae Overture´ dürften von der aktuellen RAGE-Besetzung dennoch in der Folge keine Klassik-Ausflüge wie einst 1996 mit ´Lingua Mortis´ erwartet werden, viel zu kraftstrotzend und jugendlich knackfrisch bieten die Männer um Mastermind Peavy Wagner ihren Heavy Metal anno 2021 dar.
Das Maskottchen Soundchaser kommt quasi als Fortsetzung zum Vorgänger mit mächtig viel Feuer und Qualm aus einem Vulkankrater geschossen. Bei all der Zerstörung und Hitze verschmelzen Mensch und Maschine. Düster und gleichzeitig in grellem Rot gehalten sind die Städte und ihre Wolkenkratzer dem Untergang geweiht. Der ´Resurrection Day´ naht.
Dass Peavy und seine Mannen weiterhin allen Widrigkeiten trotzen, beweisen sie mit ´Resurrection Day´ aufs Neue. Schlagzeuger Vassilios „Lucky“ Maniatopolous haut ohne Unterlass auf seine Felle und treibt das Quartett zu weiteren Höchstleistungen an. Der Titelsong erweist sich dabei sogleich als neue Bandhymne und besitzt obendrein einige sinfonische Anklänge, aber auch interessante Solo-Einlagen an den Gitarren. Die Neuinkarnation lebt: “Now is our time, we´re coming back to take what´s ours, far too long we have been silent.”
Die Single ´Virginity´ gibt sich und Peavy am Mikrofon anfangs noch thrashig unbarmherziger, ohne den klassischen und nimmermüden RAGE-Singsang zu vernachlässigen. Das nachfolgende ´A New Land´ zeigt wieder einmal solch einen großartig weitschweifig-langen und nicht ungewohnten Refrain zum Mitsingen auf. Dem steht das schleppende ´Arrogance And Ignorance´ in Nichts nach, hat sogar einige fauchende Gesangsausbrüche in der Auslage.
Die Gitarrenklänge von Stefan Weber und Jean Borman bringen tatsächlich frischen Wind in die alten Gemäuer von RAGE. Zu Beginn des sich ordentlich steigernden ´Man In Chains´ inklusive Kirchenkritik gar kurzfristig im Sinne von CONCEPTION: “Man in chains, all is pain and submission is all in our veins. Man in chains, blood red stain, in the claws of the holy insane. All the lies that control our mindset, and the church, they proclaim it´s the truth, all the scapegoats that die for our misfortunes. Bewitched, betrayed and burned!”
Ohne Hemmungen bricht sodann ´The Age Of Reason´ zur zweiten Runde aus dem offenen Höllenschlund heraus und enthält ebenfalls sekundenweise etwas Sinfonik im Hintergrund. Die Direktive “Folge dem Geld” gilt allerdings nicht nur bei Mord und Totschlag, sondern auch in der Politik und der Gegenwart, wie es ´Monetary Gods´ umgehend verdeutlicht. Dass alle zu Sklaven und Marionetten der ´Mind Control´ werden, besingt Peavy in diesem, nicht nur musikalischen Album-Höhepunkt schonungslos: “Down, down, your dignity. Down, down, democracy. I´ve come to sneak into your soul, I´m total mind control!”
Aus der Reihe tanzen gegen Ende ´Traveling Through Time´ und ´Black Room´. Die erstgenannte Komposition, mit einem sinfonischen Beginn, entwickelt sich zu einer folkigen Halbballade, die durch den rauen Gesang nicht mit BLIND GUARDIAN in einen Hexenkessel geworfen werden sollte. Völlig im Terrain der Halbballaden verweilt hernach ´Black Room´ mit Akustikgitarre und Geigen sowie einem Peavy, der bei klarer Stimme spät zum Brummen ansetzt.
Zur endgültigen Vernichtung rüsten sich RAGE mit dem finalen ´Extinction Overkill´. Patsch, patsch, patsch gebärt sich das Schlagzeug, die Gitarren kreisen lauernd bis ihre Riffs ausschwärmen dürfen und Peavy dazu, von Jahr zu Jahr nicht jünger werdend, seinen einzigartigen Gesang ins Mikrofon brausen lässt.
Unumgänglich für alle Rageheads.
(8,5 Punkte)
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Pic: Julez Braun
(VÖ: 17.09.2021)