HAMMERHEAD – Destroyer
~ 2021 (High Roller Records) – Stil: NWoBHM ~
Seit Anbeginn der Zeiten sind Hämmer treue Begleiter des Menschen. Schon in der Steinzeit hämmerten wir, um aus Feuersteinen Werkzeug zu machen. Ohne Hämmer und Feuer hätte es die Herstellung von Schwertern in der Bronzezeit und später nicht gegeben. Im späten Mittelalter war der “Hexenhammer” ständiger Begleiter der Inquisitoren. Durch Nutzung von Wasserkraft und mit der Erfindung der Dampfmaschine wurden Hämmer gar maschinell betrieben. Sogar Tiere nutzen das Prinzip von Hammer und Amboss, um an ihr Essen zu kommen.
Was Wunder, dass gerade in der schwermetallischen Musik der Hammer ein oft gesehener Teil des Bandnamens ist. Da sind die Speeder HAMMER aus Polen, GLORYHAMMER oder HAMMERFALL. Und vor nicht allzu langer Zeit hatte HAMMER KING ihren Charteinstieg. Dazu kommen sicher einige werkzeugaffine Festivals, auch in Andernach, wo jährlich im September der Eiserne Hammer gefeiert wird.
1977/78 fanden sich in Workington in Cumbria HAMMERHEAD zusammen. Schon 1978 gab es das erste Demo, aber sie mussten bis 1981 warten, ehe mit ´Time Will Tell´ eine erste Single veröffentlicht werden konnte. Seitdem ist die Geschichte von einigen Ons und Offs geprägt. 2005 und 2015 konnten zwei Alben erscheinen. Nun war es wohl endlich an der Zeit, dass das Frühwerk anständig gewürdigt wird.
So finden sich auf ´Destroyer´ die Demofassungen früher Songs. Daneben steht die erste Single ´Time Will Tell´ mitsamt der B-Seite ´Lonely Man´ und der Beitrag zur Compilation ´It’s Unheard Of!´ von 1984. Das dürfte vielen Fans Lücken in der Sammlung füllen. Aber es dürften auch in einigen Geldbeuteln neue Löcher entstehen.
Diese Löcher werden durch neun Gründe verursacht. Zuerst sechs Demosongs, die für Demoaufnahmen um 1980 außerordentlich gut klingen. Das ist nicht die sterile Studioproduktion, wie sie heute nur zu oft zu finden ist. Eher klingen Songs wie ´Lonely Man´ rau und erdig. Fast ist da unverständlich, wenn man liest, wie Gitarrist Buzz Elliott erklärt: “Ich bin der festen Überzeugung, dass das ganz frühe Material von HAMMERHEAD sehr wohl aus ansprechenden, gut komponierten Stücken besteht. Ich weiß allerdings, dass Brian Hodgson (Gitarre, Vocals, Keyboards) und Steve Archer (Bass) nie richtig zufrieden mit den Aufnahmen waren. Es war das erste Mal, dass sie ein professionelles Studio betreten haben und sie gingen noch einigermaßen naiv an die ganze Sache heran. Ich spielte damals noch gar nicht in der Band, habe mir die Aufnahmen also als Fan angehört und viel Freude daran gehabt. Ich wusste allerdings, dass HAMMERHEAD viel mehr leisten konnten, was wir in der Zukunft ja dann auch mehrfach bewiesen haben.”
Spannend ist da auch der Vergleich zu den professionelleren Aufnahmen der 7″Single. Die Songs bleiben ungekünstelt und frisch, nur der Klang wurde ein wenig angepasst. Dazu kamen nur ein paar Chöre. Damit produzierten HAMMERHEAD ein paar Songs, die durchaus das Zeug zum Klassiker hatten.
Wenn ich etwa ´Lochinvar´ nehme, da fällt zuerst das Intro auf. Solche melodischen Passagen konnte man bei IRON MAIDEN frühestens ab ´Number Of The Beast´ hören. Dafür fehlt der für einige NWoBHM wichtige Punkeinschlag. Eher orientierten sich die Insulaner von der Westküste an BLACK SABBATH mit ihren schweren Riffs und einem gewissen bluesigen Hintergrund. Mit ´Second Best (BJ Special)´ findet der geneigte Hörer auch eine wunderbar sentimentale Ballade mit einem schönen ausgiebigen Gitarrensolo. Die nötige Portion Rock’n’Roll bietet dann ´Crying As I Fall´.
HAMMERHEAD waren eine Band, die viel mehr Erfolg verdient hatten. Leider ist sie bis heute fast nur absoluten Kennern zur Kenntnis gekommen. Das sollte geändert werden. Nutzen kann man hier die wirklich schöne Edition von „High Roller Records“. 300 LPs, die Hälfte in transparent blood-red, die andere Hälfte klassisch schwarz und 500 CDs im Slipcase werden unter die Leute gebracht. Wer da nicht zugreift, ist selber schuld.
Hammer eigentlich schon den Hammerhai erwähnt?
(8,5 hammerharte Punkte)
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