PlattenkritikenPressfrisch

NMB – Innocence & Danger

~ 2021 (Inside Out Music) – Stil: Prog Rock ~


Befreit von den Zwängen eines Konzeptalbums, präsentiert die NEAL MORSE BAND, nunmehr unter dem Kürzel NMB firmierend, dennoch das dritte Doppel-Album in Folge. Neal Morse (Gesang, Keyboards, Gitarren) ließ erstmalig Bassist Randy George und Keyboarder Bill Hubauer allen Freiraum, sich in den Kompositionsprozess einzubringen. Dies ließen sich natürlich gleichfalls Schlagzeuger Mike Portnoy und Gitarrist Eric Gillette nicht verwehren. Mehr als jemals zuvor haben sich NMB geschlossen den Kompositionen gewidmet, ohne – in diesem Falle zweifellos erstmals – auf von Neal Morse eingebrachte Demo-Ideen zurückzugreifen. ´Innocence & Danger´ entstand somit in seiner Länge von gut 100 Minuten gänzlich ungezwungen allein aus dem gehörigen Schöpfungspotential des gesamten Quintetts und schaut weit weniger auf die Errungenschaften von ´The Great Adventure´ und ´The Similitude Of A Dream´ zurück.

 

 

Vorhang auf für NMB: ´Innocence & Danger´ beginnt mit einem gewohnt kraftvollen Neal Morse-Stück. ´Do It All Again´ zelebriert über neun Minuten sowohl fein akzentuierte als auch charakteristische Melodien. Bei solch einem schmerzhaften Text über gebrochene Herzen und das Leid an sich wäre zudem beinahe eine Klassifizierung als Power-Ballade angebracht. In der Folge ist ´Bird On A Wire´ keine progressive und außergewöhnliche Cover-Version des Leonard Cohen-Songs, eine solche folgt erst später mit einer bezaubernden von SIMON & GARFUNKELs ´Bridge Over Troubled Water´. Dagegen stimmt ´Bird On A Wire´ sehr prägnante Keyboard-Klänge an und bietet einmal mehr ein sehr von Neil Peart inspiriertes Schlagzeugspiel.

Das lange Werk schließt im wahren Sinne des Progressive Rock mit dem zwanzigminütigen ´Not Afraid Pt. 2´, das mit seinem ´Mystery Man´-Abschnitt einige wohlige Erinnerungen an SPOCK’S BEARD weckt, und dem dreißigminütigen ´Beyond The Years´ ab, das alles offeriert, was diese großartige Prog Rock-Band auszeichnet: im Besonderen mehrstimmigen Gesang, phantastische Gitarrensoli und ein originelles Keyboardspiel.

Von diesen umrissenen 65 Minuten wäre der Genießer bereits mehr als befriedigt, doch die NMB hält noch weitere ausgefeilte Kompositionen für die Zeit dazwischen parat. Die vom Klavier getragene, groovige Uptempo-Nummer ´Your Place In The Sun´ erkundet einmal mehr das Terrain des Power Pop in den Welten der BEATLES und ELO. Die Singer-Songwriter-Komposition ´Another Story To Tell´ schielt ebenfalls etwas in die Richtung des Poprock, während das düstere ´The Way It Had To Be´ mit einigen Ausbrüchen seine Gemächlichkeit unterbricht, in der es auf den Fersen von PINK FLOYD wandert. Das instrumentale ´Emergence´ erinnert nochmals an die Tage von SPOCK’S BEARD und der Anti-Angst-Song ´Not Afraid Pt. 1´ versucht mit seinem mehrstimmigen Gesang erst gar nicht, die Gemeinsamkeiten mit dem SPOCK’S BEARD-Hit ´June´ zu verstecken.

(8,5 Punkte)

www.facebook.com/nealmorse


(VÖ: 27.08.2021)

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"