LONG SHADOWS DAWN – Isle Of Wrath
~ 2021 (Frontiers Music/Soulfood) – Stil: Melodischer Hard Rock / Metal ~
Als LONG SHADOWS DAWN haben sich Doogie White und Emil Norberg zusammengetan. Doogie ist ex-Sänger bei RAINBOW (aber nicht bei den Platten, die ich stolz in meiner Sammlung habe, sondern bei dem jetzt auch nicht so schlechten Spätwerk ´Strangers In Us All´) und YNGWIE MALMSTEEN (dito, zwei eher laue Alben Anfang der 2000er), aber war auch mal bei TANK (und zwar in der Version ohne Algy Ward, als Mick Tucker und Cliff Evans einfach einmal unter dem Namen auch was machten). Laut seiner Homepage ist er einer der am meisten talentierten und respektierten Rocksänger überhaupt. Na dann. Der schwedische Gitarrist Emil Norberg von der seit 2000 aktiven schwedischen Power Metal Band PERSUADER hat seinen MALMSTEEN in der Muttermilch aufgesaugt. Also 100 % “Frontiers”-kompatibel: Alter (verdienter?) Recke und (eher junger) Saitenflitzefinger.
Genug der Vorurteile, eins stimmt: auch bei ´Isle Of Wrath´ fühlt man sich sofort in die 80er Jahre zurückgesetzt und natürlich klingen Bands wie RAINBOW oder ALCATRAZZ irgendwie (stark) durch. Warum sollte man auch seine Wurzeln verleugnen? Und welcher Gitarrist spielt nicht gerne mit einem RAINBOW- und RISING FORCE-Sänger zusammen. Doogie macht seine Sache ziemlich gut, das muss ich schon sagen. Er hat eine ordentliche Stimme, keine fünf Oktaven, aber er weiß, was er kann und übernimmt sich nicht oder muss ständig etwas beweisen, wie manche Kollegen, die ich jetzt nicht namentlich nenne.
Die Songs sind solide wie der Opener ´Deal With The Preacher´ oder ´On Wings Of Angels´. Manchmal werden ausgetretene Pfade verlassen wie beim melancholischen ´Hell Has No Fury´, wo auch Emil Norberg sehr melodisch im Stile eines DVAID CHASTAIN zu gefallen weiß. Das wäre auch in den 80ern ein ordentlicher Titel gewesen. Auch das anschließende recht schnelle ´Master Of Illusion´ ist ein Meister der Illusion, die frühen 80er wären wieder da. ´Hallelujah Brother´ ist dann aber ziemlich „ausgelutscht“, ´Steeltown´ macht wieder ordentlich die Nostalgietüre auf, in diesem Fall wird aber dann wirklich zu viel „gekeyboardet“, was schon in den 80ern irgendwie nervig war. ´Never Wrote A Love Song´ ist die (Achtung Floskel!) obligatorische Ballade. Nett.
Es fällt mir zunehmend schwer, diese sehr nostalgischen Alben zu bewerten. Das klingt alles professionell und authentisch, gibt es nichts richtig Kritisches anzumerken. Anderseits hat man doch schon viele Platten und CDs seit Jahrzehnten im Schrank stehen, die 98% der Musik, die hier veröffentlicht wird, schon gut abdecken, so dass immer wieder die Rechtfertigung zu suchen ist, warum so etwas jetzt immer noch und immer wieder auf den Markt kommt. Das kann man sich aber bei 95% der harten Musik dieser Tage insgesamt fragen, weshalb hier eine Grundsatzdiskussion fehl am Platze wäre. Also mal wieder für Genrekenner und –Liebhaber. Und einmal mehr ohne Originalitätspreis, aber solide – vor allem wegen dem guten Doogie White. Das mache ich auch in der Wertung deutlich.
(7 Punkte)