SOPHIA KENNEDY – Monsters
~ 2021 (City Slang) – Stil: Avant-Pop ~
Sofern es einen Menschen gibt, mit dem Du in finsterster Nacht die abscheulichsten Gruselgeschichten des Daseins diskutieren kannst, dann ist es Sophia Kennedy. Die Wahlhamburgerin mit Wurzeln in Baltimore erzählt gerne über Geister, Gespenster, Dämonen und Monster! Womöglich dreht sich in unseren Alltagsgeschichten am Vortag der Apokalypse bereits alles um Luzifer.
Die gebürtige US-Amerikanerin liebt die kleinen Ungeheuer, die wir täglich selber füttern oder die von fremder Hand gefüttert werden. Eine Besänftigung scheint mittlerweile zwecklos. Daher stellt sich tagtäglich die Frage: Wo kommen all die Dämonen und Monster her?
Auf der zweiten Scheibe der Singer-Songwriterin treffen unverbrauchte Melodien auf eine starke und vielseitige Stimme. Die Gefühlsebene wird dabei zappelig von nostalgischen Gedanken genährt und von diesen Erfahrungen in die Zukunft getragen. In der Umgebung der ´Monster´ lösen sich alle Grenzen auf, geschlechtsspezifische, höchst persönliche und allgemeine Schranken haben keinerlei Bedeutung mehr. Sophia Kennedy bewegt sich gänzlich unvergleichlich außerhalb der aktuell gängigen Normen des Synth-Pop, des Post Punk/New Wave oder des Dark Pop.
Zwischen Oriental-Pop-Diva und Crooner wechseln in ´Orange Tic Tac´ schnell die Perspektiven und die Musik zu einem einzigen Höhenrausch. Zumeist schwitzen die Töne in fetten Beats oder im tiefen Dröhnen aus den Lautsprechern, ´I Can See You´ im Taumel der hektischen Gegenwart und im manischen Beat von ´Francis´ zum nächsten, äußerst zittrigen Ohrensabberer, mit Affengeschrei inklusive.
Zwischen Noise-Ausbrüchen und Tastenklängen zeigen sich die Glöckchen in ´I’m Looking Up´ über Verlust und Unruhe in großen Genüssen: “Please give me sign. Ich bin so allein.” Daher zieht Sophia Kennedy in der ´Chestnut Avenue´ auch die Verbindungslinien zwischen Marylands Baltimore und Hamburgs Kastanienallee, schöpft im Chorgesang von ´Do They Know´ von den BEACH BOYS und holt den nächsten Underground-Hit mit ´Cat On My Tongue´ heraus.
Mehr als dreimal klopfen wir bei ´Seventeen´ zum Rhythmus auf Holz. Die Klöppel des Klaviers dürfen in ´Loop´ sprechen und die Beats geben sich wieder mit allem drum und dran den Drones von ´Dragged Myself Into The Sun´ hin – und alle Zuhörer von nun an Sophia Kennedy.
(8,5 Punkte)