RUST BELT GOTHIC – Collapsar
~ 2021 (Independent) – Stil: Prog Metal ~
Bogdan Vera und Will Shaw wollen das musikalische Interface zwischen der Realität und dem Mysterium erforschen. Der US-amerikanische Sänger Will Shaw, der von ATHEM und DEADRISEN bekannt ist und das Comeback-Werk von HEIR APPARENT einsang, hat sich mit dem englischen Multiinstrumentalisten Bogdan Vera (ex-ABODEAN SKYE, -PURITY) zusammengetan.
Wenn einer in Pennsylvania und der andere in Surrey residiert, kommt wohl jedermann die Zurückgezogenheit des Jahres 2020 zugute, denn so konnten sie sich in den letzten zwei Jahren ausgiebig um die Musik ihres Projektes RUST BELT GOTHIC kümmern. Dieses entpuppt sich in seinem knapp 40-minütigen Debüt ´Collapsar´ wie ein warmer Regen im Sommer, jeder Nerv spürt sekundenweise eine andere Regung.
Der beinahe neunminütige Opener ´The Garden Of N’agh´ startet nur mit Saitenklängen, ehe sich mit allem Instrumentarium geschwind der Übergang zum Prog Metal vollzieht. RUST BELT GOTHIC stellen sich dabei nicht ganz in die Reihe der gewöhnlichen Masse, dennoch sind sie gerade für Liebhaber des Prog Metal, wie er seit den Neunzigerjahren existiert, von großem Interesse. Will Shaws Gesang lebt zwar die Emotionen wunderbar aus, sogar mit einigen Schreien in den höchsten Höhen, wählt aber zu Beginn nicht unbedingt immer die passende Melodielinie. Zu ´Pale Expanse´ holen RUST BELT GOTHIC mit Flöte und Klavier überraschend keltische Melodiemotive hervor, doch zum schwungvollen Rhythmus tritt im letzten Drittel die Sinfonik ein und letztlich der Prog Metal, um den Song gemeinsam zu feiern. Im instrumental fesselnden ´Cycles In Time´ darf sich obendrein die Elektronik ausbreiten.
Die Sternstunde für alle Prog Metaller nennt sich ´To The Barricades!´. Wenn Will Shaw sein “ohoohooo” wie einst John Arch in den Äther jagt, werden Menschen trotz aller musikalischer Wucht auf die Knie gehen. Hernach scheinen die Gitarren von ´Black Star Collapsing´ anfangs aus Alternativen Reihen zu kommen, irgendwo zwischen MUSE und R.E.M., wenden sich jedoch alsbald in schweren Bahnen dunklerem Prog Metal, etwa skandinavischer Bauart, zu. Das finale, beinahe zehnminütige ´Unfamiliar´ lebt in verschiedenen Abschnitten nicht nur Prog Metal, sondern Synth und Prog Rock aus. Ein Tanz auf den Schnittstellen.
(7,5 Punkte)
