NASTY – Society’s Knockin’
~ 1994/2021 (Arkeyn Steel Records) – Stil: Heavy/Power Metal ~
Es beginnt wie es immer beginnt. Vier Kumpels gründen eine Band. Es beginnt wie so oft in den USA, in Michigan. Die vier Jungs – Sänger Billy Barry, Gitarrist Don Gatzmer, Bassist Chuck Fowler und Schlagzeuger Steve Androsak – wollen wie so viele andere Heavy Metal, Speed und Thrash Metal spielen, NASTY soll die Gruppe heißen. Wie so einige mit Erstnamen.
Mit ihrer musikalischen Ausrichtung sind NASTY aber reichlich spät dran. In jenen Tagen greift jeder Gitarrist zur Gitarre, um ebenso erfolgslos progressiv angehauchten US Metal oder ganz andere Alternativen zu spielen. Selbst wenn viele Songs des kommenden Debüts aus dieser Periode stammen, überlebt die erste Besetzung von NASTY nicht lange. Gitarrist Don Gatzmer muss immer wieder neue Bandmitglieder rekrutieren: Gitarrist Jason Retell gehört ab 1991 zu NASTY, Schlagzeuger Ronnie Karmo ab 1992 und ab 1993 Sänger Brian Ford und Bassist Andy Morency.
Das Debüt ´Society’s Knockin´ nehmen NASTY 1993 im “Hatchery Studio” in Warren, Michigan, auf. Sie benötigen für die neun Songs insgesamt 55 Stunden. Ohne auf die Suche nach einem Plattenlabel zu gehen, veröffentlichen sie in Eigenregie 1000 CDs und 500 Kassetten. Anschließend betreten sie bestimmt zweimal die Woche die Bühne, natürlich auch um das Album zu promoten.
Zwei Jahre später folgen die Aufnahmen für die ´Raw´-Ep, die mit Rob Tylak bei “RT Audio” in Garden City, Michigan, aufgenommen wird. Im Anschluss spielen sie weiterhin eifrig Live-Shows, komponieren ebenso neue Songs, aber Sänger Brian Ford verlässt 2000 die Gruppe. Er wird zwar von Eric Johnson ersetzt, doch auch Andy Morency geht von Bord. Im Jahr 2006 macht irgendeiner als Allerletztes das Licht aus, gleichwohl bleiben die Herren aktiv: Brian Ford (ILLEGAL, WAR MACHINE), Don Gatzmer (KILLIN TIME, PSYCHO CIRCLE), Andy Morency (MOUND ROAD ENGINE), Jason Retell (HEADRUSH DETROID) und Ronnie Karmo (SLIGHT RETURN).
“Arkeyn Steel Records” heben aktuell diesen seltenen Schatz des US Metal aus dem Vergessen. Der Release enthält das Debüt, die EP plus zwei weitere Songs in ihrer Live-Darbietung.
Die Songs von NASTY sind Riff-orientiert, sie sind zumeist schnörkellos und rau. Sänger Brian Ford nutzt ebenfalls sein kraftvolles und raues Organ, setzt die High-Screams nur punktuell ein. NASTY tönen somit nicht wie OMEN aus der Arena, sondern eher wie aus der Gosse. Wenn der Gesang in die Höhe schießt, sind dagegen in dieser Hinsicht Ähnlichkeiten zu METAL CHURCH auszumachen (´Bottom Of The Bottle´). Einiges tönt sogar, als hätte sich der Übergang der poserhaften Hardrock-Periode gerade erst ergeben (´Sometimes Judas´), daher sind ebenfalls die Texte direkt aus dem Leben – und passend zum Cover-Artwork: “I’m gonna live my life with my long hair. Gonna tear up this town with my band. Gonna see us everywhere!” (´Society’s Knockin’´). Doch obwohl NASTY auch einmal (´1000 Years´) oder zweimal (´I Play God´) ruhig beginnen, entfalten ihre Lieder immer die volle Wucht, die dem Banger eine echte Antriebsfeder (´Prince Of Darkness´, ´Six Feet Under´) sind.
Und es endet wie es immer endet. Wahrscheinlich finden sich die Jungs von damals als Männer wieder zu einem Auftritt bei einem Underground-Festival zusammen und in entsprechender Stimmung sowie mit Erregung im Blut spielen Benotungen überhaupt keine Rolle mehr.
(Knappe 8 Punkte)
(VÖ: 23.07.2021)