NINA SIMONE – The Montreux Years
~ 2021 (Montreux Sounds/BMG) – Stil: Blues/Soul ~
Bei dem “Montreux Jazz Festival” waren und sind die Musiker mit der besten Soundqualität und Aufnahmetechnologie gesegnet. Dieses seit 1967 am Rande des Genfer Sees stattfindende Musikfestival zieht heutzutage 250.000 Besucher an. In all den Jahren waren schon Bob Dylan, Elton John, Aretha Franklin, David Bowie, James Brown, Kendrick Lamar, Leonard Cohen, Marvin Gaye oder Miles Davis zu Gast.
Die große Nina Simone (*1933; † 2003), eine der größten Stimmen der Musikgeschichte, spielte am 16. Juni 1968 im „Casino Kursaal“ bei der zweiten Ausgabe des Festivals. Dieses knisternde Ereignis gelangt 2021 in einer neuen Serie an Livealbum-Kollektionen namens „The Montreux Years“ an die Öffentlichkeit. Neben diesem Gesamtkonzert finden sich auch einzelne Lieder von Nina Simones Montreux-Auftritten vom 3. Juli 1976, 19. Juli 1981, 10. Juli 1987 und 13. Juli 1990 auf dem Doppel-Silberling wieder. Durch die Berücksichtigung all ihrer fünf Montreux-Shows gerät auch ihr Konzert aus dem Jahr 1976 als eines der außergewöhnlichsten Auftritte in der Geschichte des Festivals nicht in Vergessenheit. Die vor einigen Jahren veröffentlichte Aufnahme ´Live At Montreux 1976´ rückte dagegen den Auftritt aus 1976 in den Mittelpunkt.
Mit kleiner Begleitband bestand das 1968er Konzert im “Casino Kursaal”, das zuvor noch nie in voller Länge veröffentlicht wurde, fast vollständig aus Interpretationen von Fremdkompositionen. Nina Simone konnte schließlich mühelos Blues der 1920er Jahre singen und im nächsten Moment etwas von Bob Dylan oder Leonard Cohen. Ganz gleich, ob sie Jazz, Rhythm & Blues oder Soul sang, die Songs waren immer Nina Simone. Bekannt war sie auch für die gewissen Überraschungsmomente, die sie selbst nach Montreux immer wieder erzielen konnte. 1968 nahm sie sich nicht nur ´To Love Somebody´ der BEE GEES an, sondern auch ´Ain’t Got No/I Got Life´ aus dem Musical „Hair“. Doch Ninas Stimme war erst völlig in ihrer Einmaligkeit zu hören, wenn sie etwa ´The House Of The Rising Sun´ sang. Sie war schließlich die Diva mit Ecken und Kanten. Ihre Stimme besaß eine ebensolche Sprengkraft wie ihr Kampf für die US-Bürgerrechtsbewegung und die Black-Power-Movements. Die wahre Größe der jederzeit emotional aufgewühlten Künstlerin Nina Simone konnte auf den Bühnen, auch über die Jahre hinweg in Montreux in Augenschein genommen werden. Bei den mitreißenden und fesselnden ´The Montreux Years´ im erstklassigen Ton.
(8,5 Punkte)