DEATHCHANT – Waste
~ 2021 (RidingEasy Records) – Stil: Retro Rock / Metal ~
Sehr, sehr interessant, was die aus Los Angeles stammende Band hier mit ihrer zweiten Veröffentlichung (2019 erschien das gleichnamige Debüt) in klassischer 70er-Jahre Länge von 33 Minuten in die Gehörgänge katapultiert. Das klingt vertraut, aber aufgrund der Zusammensetzung aus unterschiedlichen Rock-Mosaiksteinen auch neu und trotzdem wie aus einem Guss.
´Rails´, der Opener beginnt rockig, driftet aber auch einmal in spacige (HAWKWIND), doomige (BLACK SABBATH) oder klassische 70er Rock-Gefilde ab (Doppelgitarren von THIN LIZZY bis frühe NWoBHM). Viel Wert auf allzu einfache, schnell nachvollziehbare, Strukturen wird nicht gelegt. Der Gesang ist unspektakulär, aber angemessen und auch sehr interessant, besonders im Refrain.
Mit ´Black Dirt´, einem der Höhepunkte, gibt es wunderschöne Gitarrenläufe und vor allem diese melodischen Doppel-Gitarren, die ich seit WISHBONE ASH und THIN LIZZY-Zeiten einfach liebe. Es wird auch im Duett soliert und zum Schluss gibt es eine Psycho-Schippe frühe PINK FLOYD. ´Holly Roller´ bekennt sich zum düsteren, schrägen Stoner Rock / Doom und asynchronem Gesang. Der Rhythmus treibt den Song voran, die Gitarren sind gnadenlos übersteuert, dazwischen sorgt ein Break kurz für etwas weniger Schwere, bevor es wieder düster wird. ´Gallows´ kann durch einen weiteren jahrzehntübergreifenden Mix von 60/70er Rock und NWoBHM-Pioniertagen glänzen. Der Song ist etwas eingängiger als die drei vorherigen, besonders das Gitarrenmotiv bleibt in Erinnerung.
Der Titelsong ist ein weiteres Beispiel von Retrokunst mit knarzendem Rhythmus, überdrehtem Verstärker und HAWKWIND´schen Vocals, bevor SABBATH grüßen lassen. ´Plague´ überzeugt verspielter und durch No-Nonsense-Lyrics, düster und etwas geradliniger. Beim letzten Instrumental-Song ´Maker´ wiederholen sich die musikalischen Motive schon einmal. Das ist nicht schlimm und spricht für die Spieldauer von 33 Minuten. Die Zeiten als man CDs mit Füllern bis 70 Minuten vollstopfte, sind durch die Rückkehr des Vinyl-Zeitalters glücklicherweise überstanden.
Ich weiß, ich nenne hier viele Bands, das soll aber nicht heißen, das hier einfach irgendetwas abgekupfert wird, man nimmt den vier Musikern ihre Liebe zu der von ihnen gespielten Musik jederzeit ab und an Authentizität mangelt es zu keiner Zeit. Die vier sind jetzt alles keine Monster-Instrumentalisten, was zählt ist das oft genannte Teamergebnis. Denn die Spielfreude sind neben der Kompromisslosigkeit weit ab von Trends und Schubladen die wichtigsten Pluspunkte dieses Produkts, weshalb ich auch recht großzügig bei der Bewertung bin. Diese Musiker spielen, was ihnen am Herzen liegt, das ist der entscheidende Pluspunkt. Und die Platte hat deutlich mehr Struktur als das etwas konfuse Debüt.
Die Produktion ist der Ursprünglichkeit angepasst und hält weiten Abstand zu digitalem Glanz, lässt den Instrumenten trotzdem eine notwendige gewisse Transparenz und Luftigkeit bei aller Schwere, die auch immer wieder durchschimmert.
(8,25 Punkte)
(VÖ: 25.06.2021)