ZOMBI – Liquid Crystal
~ 2021 (Relapse) – Stil: Progressive Rock/Synth-Pop/Doom ~
´Liquid Crystal´ ist die neue EP des in Pittsburgh, Pennsylvania ansässigen Duos ZOMBI und knüpft nahtlos an das im vergangenen Jahr veröffentlichte Album ´2020´ an. Die Band jagt nach wie vor mit ihren dicht geschichteten Klanglandschaften den Himmel entlang, diesmal auch wunderschön mit dem Albumcover des Künstlers Curt Gettman illustriert, das anmutig durch das Firmament gleitende Stachelrochen zeigt.
Die EP beginnt mit der zyklischen Schönheit von ´Mangler´, einem mittelschnellen Song, der hauptsächlich auf einer einfachen Synth-Sequenz von Steve Moore basiert. Geradlinig baut er langsam Schicht um Schicht schimmernde Geräusche auf, während Schlagzeuger Anthony Paterra einen schwindelerregenden Beat niederhält. Es ist ein ungemein spannender Start für eine EP, die sich wie der Soundtrack eines unsichtbaren Films anfühlt, ein Gefühl, das durch den rätselhaften Gesang noch verstärkt wird. Ein atmosphärischer, fast hypnotischer Opener, der im Handumdrehen auszubrechen droht.
Der Titeltrack ist ähnlich kurz und unheimlich und erinnert an Ennio Morricones pochende Partitur zu John Carpenters ´The Thing´, bevor er im weiteren Verlauf einen Hauch von VANGELIS hinzufügt und alsbald sogar von einem Killer-Solo im David Gilmour-Stil überrumpelt wird. Das hilft zwar, das Stück in episches Prog-Territorium zu heben, es ist jedoch gleichzeitig unglaublich kompakt und diszipliniert.
Wie sich jedoch herausstellt, sind diese Songs nur der Auftakt für das monströse Auf und Ab von ´Turning Points´, einem elfminütigen Epos, das auf einer beeindruckenden Mischung aus PINK FLOYD, RED SPAROWES und SWANS besteht – ein dunkles, trippiges Meisterstück, das sich dauerhaft wiederholt und gleichzeitig erweitert, wobei jede Passage intensiver wird, je näher sie an ihren unvermeidlichen und monumentalen Abschluss gelangt.
ZOMBIs wunderschöne, hochfliegende Töne kommen schließlich wiederum beim Finale mit ´Black Forest´ zum Vorschein, ein sonnenverwöhnter Song, der von einem rasanten Arpeggio untermauert wird. Das Stück erinnert vor allem an die instrumentalen Exkursionen, an denen David Gilmour & Co. in der Zeit von ´Momentary Lapse Of Reason´ teilgenommen haben, und bietet einen seltsam optimistischen Abschluss für eine EP, die den Hörer in nur dreißig Minuten auf eine wundersame filmische Reise entführt.
(8 Punkte)