BRITON RITES – Occulte Fantastique
~ 2020 (Echoes Of Crom Records) – Stil: Doom ~
Die dunkle Seite der Macht gewinnt von neuem die Oberhand. Anno 2006 schnitzt Gitarren-Virtuose Howie Bentley an einem Halloween-Kürbis. Er hat gerade die 1872er Novelle “Carmilla” von Joseph Sheridan Le Fanu, über einen weiblichen Vampir namens Carmilla, und all die “Hammer”-Filme in seinem Kopf. In diesem Moment beschließt der Meister des technischen US Metal bei CAULDRON BORN eine weitere Gruppe aus der Taufe zu heben. Mit BRITON RITES will er sich ganz dem frühklassischen Doom von BLACK SABBATH und der britischen New Wave-Variante von WITCHFINDER GENERAL widmen.
2010 erscheint das gefeierte Debüt ´For Mircalla´, doch erst zehn Jahre später, Ende des Jahres 2020, der Nachfolger ´Occulte Fantastique´. Mit den Arbeiten am Nachfolger beginnt Howie Bentley zwar schon 2012, doch seine Frau erkrankt schwer und stirbt. Von CAULDRON BORN tritt in den letzten zwanzig Jahren ebenso nur eine EP ans Tageslicht. Howie Bentley kämpft nämlich seit zwanzig Jahren mit Problemen an seiner Hand, fasst über einen längeren Zeitraum wiederholt gar keine Gitarre an.
Jetzt nimmt er alle Kraft zusammen, beruft schließlich die Jungs vom Debüt ein, Sänger Phil Swanson (SEAMOUNT, VESTEL CLARET, SUMERLANDS, UPWARDS OF ENDTIME) und Schlagzeuger Corbin King (VAINGLORY, CORBIN KING), sowie erstmals den letzten CAULDRON BORN-Bassisten John Leeson und nimmt acht neue Doom-Metal-Songs auf. Wieder erklingen doomige Riffs, diesmal richtig dunkel schwarze Riffs, und Phil Swanson singt die satanischen Verse auf die natürlichste Weise, wie zuletzt bei VESTEL CLARET.
Bei einem Ziegenkopf und Pentagramm, bei schwarzen Kerzen und einem blutüberströmten Altar schreien natürlich alle lauthals mit: “Zieh die Maske des Satans an. Trage die Haut des Teufels.” (´The Masque Of Satan´). Und bei einer jungfräulichen Frau auf dem Altar preisen sie erst recht den dunklen Lord: “Oh, Lord Satan, ich verehre dich in der Höhe.” Ein echter Worshipper-Song im galoppierenden Rhythmus mit call and response von Gesang und Background (´My Will Be Thine´).
Dagegen erhöht der nachfolgende Song konsequent das Tempo und erweist sich als rockender Power Doom (´In Hell I Will Rule´); Satan reibt sich bereits die Hände: “Meine Rolle ist es, als König zu regieren. Deine Rolle, Marionette, ist der Dummkopf. In der Hölle leidest du. In der Hölle werde ich herrschen.”
Bei einem, von Priestern ans Bett gebundenen Mädchen, das die Exorzismen nicht überleben wird, ist die teuflische Macht noch vergnüglicher und (für einen Doom-Song) abermals recht flott unterwegs (´The Demon Lover´). Klassisch kriechend ist hingegen die Eröffnung der zweiten Seite auf Achse (´Strange But Beautiful´), ehe sie das Tempo zum Finale, zu dämonischen Orgien und Vampirismus anzieht und der Gesang ausnahmsweise gar weinerlich an Ozzy anschließt.
Unbeschwert groovend kommt die Geschichte über die Entwendung der Pfeife des Zauberers daher (´The Wizard’s Pipe´). Eingegroovt, geht es noch hastiger (´The Witness´): “Dann mache ich das gelbe Zeichen.” Glücklich die, die das Gelbe Zeichen erkennen. Ganz gleich in welcher Welt. Weiblicher Vampir oder tödliche Blumen, das Buch Eibon trägt den Hörer in völlig andere Welten (´Occulte Fantastique´): “Umarme den Horror. Schwelge in der Sünde.”
“Then, I make the Yellow Sign.”
(Schweflig dichte 8 Punkte)