LYNYRD SKYNYRD – Pronounced ´Lĕh-‘nérd ´Skin-‘nérd

~ 1973 (MCA) – Stil: Southern Rock ~

Leonard Skinner dürfte der bekannteste Lehrer der Rockgeschichte sein. Er ging rigoros gegen einige Schüler vor, die gegen die Kleiderordnung respektive die Länge des Haarschnitts verstießen. Dabei handelte es sich um mehrere Gründungsmitglieder von LYNYRD SKYNYRD. Den Namen des unsympathischen Sportlehrers verfremdeten sie, damit es keinen Ärger gibt. Leonard meldete sich später zu Wort und machte deutlich, dass er nur Recht und Gesetz umsetzte, aber langhaarige Typen eigentlich auch nicht mochte.

Da der Namen recht komplex war, wurde beim Debüt gleich die richtige Aussprache mit im Titel behandelt. LYNRYD SKYNYRD waren nicht die Erfinder des Southern Rock und der drei Gitarren, da war die THE ALLMAN BROTHERS BAND schon deutlich früher dran, aber sie waren die härtesten Jungs dieser Musikrichtung und näherten sich eher dem Hard Rock als dem Country Rock.

´Pronounced ´Lĕh-‘nérd ´Skin-‘nérd´, das Debüt von 1973, darf noch heute als ihr stilprägendes Meisterwerk gelten. Bands wie BLACKFOOT (Bandleader Rickey Medlocke wurde später SKYNYRD-Mitglied), THE OUTLAWS (Bandleader Hugh Edward “Hughie” Thomasson Jr. war eine Zeitlang SKYNYRD-Mitglied) oder MOLLY HATCHET waren deutlich von Ihnen und dem Debüt beeinflusst.

Mit den drei Gitarristen Allen Collins, Gary Rossington und Ed King wurde ein Gitarrenfeuerwerk entfacht, mit Ronnie Van Zant war einer der charismatischsten Sänger Teil des ersten Aufgebots. Acht Songs standen auf dem Debüt. Schon mit dem Opener ´I Ain‘ t The One´ oder mit ´Poison Whiskey´ wurde deutlich, dass die Band auf den rauen Gesang von Ronnie, die drei Gitarrenhelden und die Songs über harte Männer und das Leben setzte. Country-Ähnliches gab es nur mit ´Mississippi Kid´.

Es waren drei Songs, die letztendlich herausstachen, davon erstaunlicherweise zwei eher ruhigere Titel. ´Tuesday’s Gone´ über sieben Minuten sentimentale Südstaaten-Rockmusik auf hohem Niveau. Dann einer der stärksten Rock-Songs aller Zeiten: ´Simple Man´ mit dem schönen, einfachen philosophischen Text. Schaut auf “YouTube” und ihr werdet feststellen, dass dieser Song auf mehr Beerdigungen gespielt wird, als wahrscheinlich jeder andere Rocksong. Das liegt an den Lyrics:

Mama told me when I was young. Come sit beside me my only son.
And listen closely to what I say. And if you do this it’ll help you, some sunny day oh yeah.
Oh take your time, don’t live too fast. Troubles will come and they will pass.
Go find a woman yeah and you’ll find love. And don’t forget son there is someone up above.
And be a simple kind of man. Oh be something you love and understand.
Baby be a simple kind of man. Oh won’t you do this for me son if you can.
Forget your lust for the rich man’s gold. All that you need is in your soul.
And you can do this oh babe if you try. All that I want for you my son is to be satisfied (…)

Das sind jetzt keine hochgeistigen philosophischen Abhandlungen, aber dieser Text hat die Herzen vieler Menschen getroffen und auch ich kann hier manchmal sentimentale Gefühle nicht verbergen.

Aber es war ja von drei Songs die Rede. Klar, es gibt nur einen LYNYRD SKYNYRD Song, der auch ´Simple Man´ in den Schatten stellen kann: ´Free Bird´, textlich genauso einfach und effektvoll und mit einigen der stärksten Gitarrensoli in der Geschichte der Rockmusik. Der Song der Biker und der harten Männer. Dieses Lied alleine hat dazu beigetragen, dass LYNYRD SKYNYRD eine der wichtigsten Bands der amerikanischen Rockgeschichte wurde. Ich weiß noch, wie ich während meiner Studienzeit die Leute in der Vorstadtkneipe in Heidelberg genervt habe, in dem ich in der Jukebox (das war so ein großer Kasten, der Platten abspielte – Anm. für die U 45-Generation) die 11,5-minütige Live-Version immer wieder wählte. Da waren die Gitarrensoli noch länger als bei den neun Minuten auf dem Debüt.

Alles andere zur Bandgeschichte, wie den tragischen Flugzeugabsturz 1977, der nicht nur das Lebensende von Ronnie van Zant und weiteren Bandmitgliedern, sondern auch der Band bedeutete (bevor sie mit Ronnies kleinem Bruder am Mikrofon 1987 wiederbelebt wurde) lassen wir heute außen vor. Kann jede/r nachlesen, wenn nicht bekannt.

Hier geht es um das Debüt, insgesamt ein wahrer Meilenstein der Rockgeschichte. Wir lassen zu guter Letzt Leonard Skinner (siehe hier) mit einem Zitat zu Wort kommen, das sehr treffend ist: „Sie waren gute, talentierte, hart arbeitende Jungs. Sie haben hart gearbeitet, hart gelebt und hart gesoffen.“