SAVE THE WORLD – One / Two
~ 2021 (Frontiers Music s.r.l.) – Stil: Melodic Hard Rock ~
SAVE THE WORLD wollen gleich mit einem Doppelschlag die Welt retten. Ob Ihnen das gelingt? Vielleicht ist das zu überambitioniert. ´One´ erschien eigentlich schon 2017 und wird jetzt zeitgleich mit dem zweiten Album ´Two´ wiederveröffentlicht.
Gitarrist und Sänger Dan Tracey war schon im Dunstkreis von ALAN PARSONS (der darf auch ein paar Worte bei ´Circus Maximus´ auf dem Debüt zum Besten geben). Bassist und Keyboarder Robert Wright kommt aus dem Produzentenbereich und Schlagzeuger Jon Wysocki (nur auf ´One´ dabei) spielte bei den US-Rockern STAIND bis 2011. Das heißt übersetzt, hier sind Profis aus dem Studio an den Knöpfen am Werke und weniger spontane Rocker. Der Sound ist dann auch genreüblich ziemlich dicht und professionell.
Das 2017 eingespielte Erstlingswerk beginnt am Anfang bei ´Bleed´ recht elektronisch und ich habe schon einen gehörigen Schreck bekommen (nicht, dass ich grundsätzlich was gegen elektronische Musik hätte). Dann werden aber schnell melodische Rockspuren mit knackiger Gitarre und Keyboards-Sprengseln angesteuert. Irgendwie klingt es im besten Falle am Anfang kurz nach BLUE MURDER und seligen 80er Hard Rock-Zeiten. Zumindest mehr solide als Hair oder Gepose.
´Comic Con´ geht eher in eine melodische AOR-Ecke, ´In Pieces´ noch mehr. Ich merke schon eine gewisse Nervosität und erste Schweißperlen auf der Stirn, da kommt mit dem oben genannten ´Circus Maximus´ zum Glück wieder etwas knackigere Musik in den Kopfhörer. Auch melodisch, hätte aber auch den PRETTY MAIDS in deren kommerzielleren Zeiten ordentlich zu Gesicht gestanden. Das kann man gut anhören, da wird auch schon einmal das übliche 08/15-Schema verlassen. Aus der anschließenden Piano-Ballade ´Let Love Win´ wird dann ein Mainstream-Radio-Durchschnittler. Das geht dann so weiter. Zumindest ´Black Pearl´ ist wieder knackiger (verglichen mit dem Rest). An die BEATLES erinnert irgendwie ´Celia Weiss´ und mit dem über siebenminütigen ´Princes And Thieves´ erklingt der beste Titel, weil es auch einmal progressiv und richtig bombastisch werden darf. In diese Richtung mehr und es wäre ein sehr ordentliches Qualitätsprodukt geworden. Stattdessen ein Streicher-/Piano-Rausschmeißer.
Auch mit dem neuen, zweiten Album ´Two´ wird die Welt nicht gerettet und der melodische Hard Rock nicht neu erfunden. Allerdings haben die nunmehr beiden Verbliebenen (Tracey und Wright) am Anfang etwas mehr Druck in einzelnen Songs eingebaut. Z. B. beim zweiten Titel ´Bones´, der ein sattes Riff anbieten kann, aber schnell von den Keyboards gebremst wird. Auch ´Defenders Of The Faith´ spielt die Abwechslungskarte. Die Balladen wie ´Daphne Blue´ oder ´Longer´ brauche ich aber nicht unbedingt, habe ich doch schon lange kein Feuerzeug mehr bei mir (jaja, Handy tut’s auch). Mit zunehmender Spieldauer wird auch hier der Mainstream-Faktor deutlich größer, die Chöre aufgeblasener und mein Interesse geringer. ´Illuminati´ schafft es durch sein spannendes Intro und eine gewisse Dynamik, sich noch einmal positiv abzuheben.
Das ist bei beiden Alben hochprofessionell und mag den durchschnittlichen BON JOVI- und AOR-Rocker sehr erfreuen. Die Musik tut auch wirklich nicht weh, aber hat für mich über die gesamten Albumlängen einfach einen zu hohen “Plätscherfaktor”. Die Wertung kommt aus meiner subjektiven Sicht, AOR- und Melodic Rock-Fanatiker können gerne noch einen halben bis ganzen Punkt dazu addieren.
(beide 6,5 Punkte)