FLOTSAM AND JETSAM – Blood In The Water
~ 2021 (AFM/Soulfood) – Stil: Thrash/Speed Metal ~
Mit ihren letzten beiden Alben, dem 2019er ´The End Of Chaos´ und dem selbstbetitelten 2016er Album, gingen die Herren aus Arizona zurück zu ihren musikalischen Wurzeln. Man lieferte das von vielen Fans gewünschte Old School-Geballer mit der teils hektischen Spielweise und den unverwechselbaren FLOTSAM-Trademarks. Dass beide Alben bei den Fans gut ankamen, ist selbstredend. Im Jahr von Corona hat die Truppe ihr fünfzehntes Studioalbum eingespielt und gleichmal Basser Michael Spencer entsorgt und mit Bill Bodily ersetzt.
´Blood In The Water´ ist die bedingungslose Fortführung der letzten beiden Alben. Die Herren bewegen sich auf dem engen musikalischen Korridor, der von ihnen erwartet wird. Das Album glänzt in jeder Note mit den hektisch-galoppierenden Gitarrenattacken, einem flotten bis recht hohen Tempo und greift wiederum auf die Ideen der Frühwerke zurück. Wie schon auf dem Vorgänger ist der Aufbau der Stücke relativ identisch, nur selten bricht man aus dieser Formel aus. Hier hervorzuheben ist sicher ´Walls´, ebenso wie ´Cry For The Dead´, das recht abwechslungsreich aufgebaut ist, sowie ´Wicked Hour´. Letzteres beginnt recht schnell, wird dann teils mörderisch schnell und fällt dann teilweise in recht melodische Gefilde zurück. Überhaupt Melodien, die finden sich immer wieder auf dem Album trotz der thrashigen und schnellen Spielweise. Dass Sänger Eric ´AK´ Knutson die Stücke mit seiner unverwechselbaren Stimme dominiert und ein Aspekt der Unverwechselbarkeit darstellt, muss man nicht wirklich erwähnen.
Rasende Nummern wie ´Dragon´, ´7 Seconds´, ´Burn The Sky´ oder ´Brace For The Impact´ sind unverkennbare FLOTSAM-Thrasher und zeigen, trotz des fortgeschrittenen Alters der Herren, dass sie mit Wucht und Charme knüppeln.
´Blood In The Water´ ist ein weiteres supersolides Album der Amis, die auf das bauen, was sie am besten können. Keine Experimente, keine Versuche mit Innovationen zu glänzen, sondern schlicht mit ihrer schnellen, hektischen Spielweise ihren unverwechselbaren Sound dem Thrash-Fan an die Backe zu tackern. Well done.
(8 Punkte)
Jürgen Tschamler
FLOTSAM AND JETSAM warten in diesen dunklen Tagen nicht wie ihr FLOTZILLA auf dem Coverartwork lautlos und kaltblütig im Schlamm, um sich auf ein neues Opfer zu stürzen, sondern überwältigen mit zwölf brandneuen Kompositionen jeden Nietenträger innerhalb von einer knappen Stunde. In einem wahren Freudenrausch dürften die Lieder eingespielt worden sein, tönt das Quintett tatsächlich so euphorisch wie eine Jung-Combo. Der fünffache Vater und Freizeit-Hobbyflieger Eric “AK” Knutson singt zwar nicht mehr gar so hoch wie zu FLOTZILLAs Geburt, dennoch erhaben über allen Zweifeln und Neu-Basser Bill Bodily sowie Drum-Legende Ken K Mary knüppeln die FLOTS nach vorne.
Der Opener ´Blood In The Water´, der melodisch und knüppelhart agiert, schaltet erst zum Refrain einen Gang herunter und wird dann zu einer Power Walze. Noch melodischer, und in diesem Sinne als Albumhöhepunkt, verabschiedet sich der Rausschmeißer ´7 Seconds´ als Power-Thrasher. Beide Songs stehen exemplarisch für die Melodieführung im Sinne des frühen US Metal wie er selbst heutzutage in selber Art und Weise von RIOT exerziert werden könnte.
Auch ´Burn The Sky´ dreht den Speed zum Circle-Pit auf, entzündet ein massives Feuer in den Strophen, nimmt sich zur Bridge zurück, um im Chorus hymnisch aufzuplatzen. Aufwühlend und zielgerichtet dreht ´Brace For Impact´ als klassisch schneller US Metal mit Sirenengeheul in der Melodieführung richtig auf. Sogar ´Reaggression´ agiert bisweilen sirenenartig, ohne an ANACRUSIS zu denken. Dafür beginnen die Gitarren im Chorus von ´A Place To Die´ so zu singen und zu sprechen als würden sie ARTILLERY aktuell eine Lektion in Sachen Songwriting erteilen wollen.
Ein Vorbild für nachahmenswerte Songaufbauten sind das balladesk beginnende ´Cry For The Dead´, das als klassisches Epos eine wunderbare Steigerung erfährt und den Geist anregt, einmal wieder OPPOSITE EARTH anzuhören, und das mit einer üppigen Schlagzahl ausgestattete ´Wicked Hour´, welches sich ebenfalls erstklassig steigert.
Für die derzeit gewöhnliche FLOTS-Geschwindigkeit ist ´Walls´ eher im Midtempo angesiedelt und galoppiert beinahe MAIDEN-like in melodischer Power. ´Undone´ fährt hingegen mit einer Rock-Stimmung etwas Neunzigerjahre Groove auf. Dennoch vergaloppieren sich FLOTSAM AND JETSAM zu keiner Sekunde und lassen obendrein ´Dragon´ und ´Too Many Lives´, tack tack tack, im Dauerbeschuss aus den Rohren. Letzterer mit der Mahnung, dass zu viele Menschen auf diesem Planeten leben. Von guten Scheiben der FLOTS kann es jedoch nie genug geben.
(8 Punkte)
Michael Haifl
(VÖ: 4.06.2021)