BLITZKRIEG – Theatre Of The Damned
~ 2007/2021 (Mighty Music) – Stil: NWoBHM ~
Sich diesen Re-Release unter den Nagel zu reißen, hat zwei Gründe. Erstens, ein BLITZKRIEG-Livebericht war mein erster Beitrag auf diesen Gelben Seiten. Da habe ich noch geübt. Aber ich war auch stolz wie Bolle. Zweitens, das Bandmaskottchen trägt den Namen Mario. Nicht nach mir, das wäre vermessen sich zu wünschen. Als Pate stand Mario Corbella, soweit ich weiß ein alter Brieffreund von Sänger Brian Ross und einer der frühesten Fans.
1979 gegründet als SPLIT IMAGE, damals noch mit Sängerin Sarah Aldwinkle, trat ein Jahr später Brian Ross ans Mikro. Damit erfolgte die Namensänderung. BLITZKRIEG waren geboren. Aber irgendwie erinnert die Geschichte der Band aus Leiscester an eine Zangengeburt. Aufgelöst, wieder reformiert, Personal raus, Personal rein, einzige Konstante ist die Personalie Brian Ross. Auch Teile von SATAN, Brians “Zweitband” standen zwischenzeitlich auf der Lohnliste. Dabei schafften es die Briten aber immer wieder, richtig starke Alben unters Volk zu bringen. Angefangen beim Debüt ´A Time Of Changes´ bis zum 2018er ´Judge Not!´, BLITZKRIEG-Alben haben unter Kennern einen guten Ruf. Zusätzliche Schützenhilfe bekamen sie von METALLICA, die die Bandhymne auf ihrer Garagen-EP coverten.
2007 war das Jahr vom vorliegenden Album. Warum ich das damals nicht auf dem Schirm hatte? Dieses Jahr war geprägt von beruflicher Umorientierung. Die Kinder noch klein, ein Job in der Gastronomie, also kaum Zeit, um mich mit Musik zu befassen. Dann geht so ein Meisterwerk, und das ist es in jedem Falle, an einem vorüber.
Schritte, Türenknarren, jemand fragt, wo er ist, weil er sich verlaufen hat.
Und schon antwortet eine dämonische Stimme: This, my dear, is the theatre of the damned… Die Gitarren setzen ein, der Bass böllert gut hörbar. Das ist der Start, direkt mit dem Titelsong. Dieser zeigt, wo der Hammer hängt. BLITZKRIEG sind eine der aus der NWoBHM überkommenen Bands, die sich gerne auch in etwas härteren Gefilden bewegen. Diese Härte, verbunden mit teils grandiosen Melody-Lines, sorgt für dieses spezielle Spannungsfeld, das auch für Brian Ross’ andere Spielwiese typisch ist.
Eine weitere wohlbekannte Horrorstory erzählt ´The Phantom´. Ihr wisst schon, Paris, Oper, und Maske. Normal müsste jeder wissen, wer gemeint ist. Das galoppierende ´Devil’s Spawn´ zeigt, wo die Inder von AGAINST EVIL zumindest einige Inspiration herbekamen. Der wirklich eingängige Song belohnt im Soloteil mit ein paar feinen proggigen Einlagen. ´My Life Is My Own´ ist der fast unauffälligste Song des Albums, ehe eine Neoklassik-Einlage ´Spirit Of The Legend´ eröffnet. So würden SYMPHONY X ohne Tastenmann tönen.
Mit dem kleinen Intro ´The Passing´ startet ein Höhepunkt, ´Into The Light´. Dieser Song ist ein Musterbeispiel zu Herzen gehender epischer Kompositionskunst. Eindrücklich, wenn Brian das Totengebet spricht. Erde zu Erde, irgendwie, wenn es bei mir soweit sein sollte, nicht zu bald hoffentlich, das wäre ein Teil der musikalische Untermalung meiner Trauerfeier.
Das scheinbar einfach gestrickte ´Tortured Souls´ lädt hiernach zum Headbangen ein. Die Nackenmuskulatur freut sich. ´Together We Are Strong´ ist eine dieser Metalhymnen, die den Zusammenhalt und die Gemeinschaft feiern. Und, ja, hier denke ich an den Abend im 7er, als alle standesgemäß den Heavy Metal feierten. Laut, leidenschaftlich und friedlich. Trotz coolem Basslauf fällt ´Night Stalker´ danach ein ganz klein wenig ab.
Die damals als Bonustracks in der damaligen Besetzung (neben Brian Ross waren das Ken Johnson und Guy Laverick an den Sechssaitern, Paul und Phil Brevis als Rhythmusgruppe) neu eingespielten Bandklassiker ´Armageddon´ und ´Blitzkrieg´ fügen sich am Ende harmonisch im Gesamtzusammenhang ein. Was bleibt sonst noch zu sagen, außer der Feststellung, hier wurde alles richtig gemacht. Im Blick von heute ist ´Theatre Of The Damned´ eines der besten Alben des Jahres 2007.
14 Jahre brauchte das Theater der Verdammten allerdings, um endlich zu Vinylehren zu kommen, das damals nur als CD erschien. Und jeder, wirklich jeder, Fan der NWoBHM sollte dieses Werk im Regal haben. Wenn nicht das Original, dann die aktuelle Neuausgabe.
Am Ende noch ein Fun Fact. Die amerikanischen BLITZKRIEG, deren EP ´Ready For Action´ (1985 via “Roadrunner” über uns gekommen) auch in mancher Sammlung steckt, haben kaum Gemeinsamkeit mit den Briten. Außer dem Namen. Und dem Familiennamen der Sänger, der amerikanische Ross wurde allerdings Don gerufen.
(9 Punkte)
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(VÖ: 11.06. 2021)