MULA – Resiliente
~ 2017/2021 (Dur et Doux) – Stil: Noisy Free Jazz ~
Meister Cola ist ein Maultier. Und dieses macht gehörig Krach. Ohne Frage, MULA machen Krach. Das Sextett aus Chapinero, einem Stadtteil von Bogota, fühlt sich für gewöhnlich mitten im Krach pudelwohl, denn es ist ein Wohlfühlkrach.
MULA fühlen sich dem Noise verpflichtet. Denn die Instrumentalband wandelt auf rohen und wilden Pfaden zwischen Noise, Punk und Hardcore und hat auf diese Weise zwei offizielle Veröffentlichungen, ´De Carga Pesada Y Patada Fina´ (2013) und ´Sobandero´ (2015), auf die Landkarte platziert.
Das Werk ´Resiliente´ (2017) wird jetzt erstmals über “Dur et Doux” offiziell erscheinen und daher die Trübsal blasenden Freunde der Avantgarde und der Innovation aufscheuchen. Auf diesem Werk zerstören MULA in ihrem gewöhnlichen Kosmos den Free und den Jazz. Mit Ironie und Provokationen gespickt, nutzen sie in ihrem instrumentalen “Noisy Free Jazz” zugleich Samples in Deutsch und Spanisch sowie Field Recordings.
Saxofon und Klarinette wähnen sich in einem Kampf, in dessen Strudel sich das Schlagzeug wahrlich beweisen muss. Schrill und Hyperventilierend. Nach dem Genuss von ´Hija´ wird jeder nach einem bisschen Mehr schreien. Das Mehr bekommt er mit ´Siete´. Abermals steigen MULA Bass-lastig in den Schlund der Free-Music ein, doch die Blasinstrumente wechseln zum Rhythmus zwischen Sirene, Warnsignal und Lautmalerei. Da denkt sich abermals der Bass, er müsse sich in den Vordergrund drängeln, ehe ihm in ´Sonambulo´ die Gitarre das Feld rüde und schrubbend streitig macht.
Falsche oder echte Signale aussendend, überrennen die Blasinstrumente in ´Ataraxia´ jeden Aufruhr. Anschließend fegt ´Petricor´ in drei Stufen noch schräger und zischelnder, noch manischer und noisiger sowie noch explodierender über alles hinweg. Dagegen zeigt sich ´Mondo Barbian´ in aller Ruhe als auch leichter Schrille direkt aus der Mitte. Dort stehen geblieben, lauschen wir die heimische Unterhaltung ´Vagido´ zu Nebelhörnern. Ausgelassen im Bassvortrag, lässt selbst der finale Dreiminuten Schuss ´Hija De Remy´ nicht locker und alle Blasinstrumente von der Leine.
Meister Cola ist von Grund auf verrückt. Hinter dem Maultier stehen Juan Ignacio Arbaiza (Tenor Sax), María “Mange” Valencia (Clarinet, Alto Sax), Enrique “Kike” Mendoza (Gitarre), Santiago Botero (Bass), Camilo Bartelsman (Schlagzeug) und Diego Herrera (Laptop, Synthesizer) – und es ist ein Phänomen.
(8,5 Punkte)