DAN JEFFERIES’ CENTURY – Dan Jefferies’ Century
~ 1985/2021 (Lost Realm Records) – Rock/Metal ~
Mit acht Jahren beginnt Dan Jefferies Gitarre zu spielen. 1980 startet er zusammen mit seinem Kumpel Kevin Dempsey die Gruppe AXENT, ehe sie 1982 mit einem Teil der Songs und dem von Dempsey empfohlenen Sänger Fabian Bortolotto die Gruppe CENTURY aus der Taufe heben. Sie spielen für gewöhnlich erst einmal Cover-Songs, streiten sich jedoch bereits beim Komponieren über die Umsetzung und die Ausrichtung. Als Fabian Bortolotto das Angebot einer anderen Band annimmt, mit dieser auf Tour zu gehen, nutzt Dan Jefferies den Moment der Stunde, sich in eigenen Songs zu verwirklichen.
Seit langem hat der Kanadier diese Lieder in seinem Kopf. Sie müssen endlich raus. Doch niemand scheint ihm bei diesen unkommerziellen Songs helfen zu wollen. Alle wollen nur nach JOURNEY und DEF LEPPARD klingen. Letztlich klopft er bei seinem High-School-Freund Joe Notarianni an, der gerade das “Stepping Stone”-Studio eröffnet hat. Studio-Betreiber Joe Notarianni soll die Keyboards einspielen und ein Sänger namens Colin Wilkinson die Lieder einsingen.
Nachdem zwei Drittel der Aufnahmen erfolgt sind, verwechselt ein Mitarbeiter des Studios die Bänder und entsorgt sie. Dan Jefferies ist fassungslos, er hat jetzt nur noch seine “Rough Recordings”, und Colin Wilkinson will Joe Notarianni bereits an die Gurgel gehen. Dieser bietet ihnen in der brenzligen Situation an, für die neuerlichen Studiostunden aufzukommen. Dan beschleicht bei diesen gleichwohl irgendwie das Gefühl, dass die Jungs zwar alle wunderbar spielen, aber kein inneres Feuer besitzen. Selbst der Bursche, der den Mix erledigen soll, sagt ihm, dass es lange bräuchte, diese schlecht klingenden Aufnahmen zu mixen. Infolgedessen entscheidet sich Dan schweren Herzens, die Aufnahmen ein drittes Mal anzugehen.
Dan Jefferies spart einige Monate und leiht sich von seiner Mutter Geld. Wieder im “Stepping Stone”-Studio angekommen, hört er sich die Aufnahmen wiederholt an und ist froh, die Entscheidung zu einer neuerlichen Runde getroffen zu haben. Da alle mit dem Material vertraut sind, gehen die Aufnahmen schnell vonstatten. Für zwei Songs holt er außerdem Fabian Bortolotto ins Studio. Ohne weiteres Kapital muss allerdings der Mix in den “Grant Avenue Studios” in aller Schnelle durchgeführt werden, mehr Geld ist schlicht nicht vorhanden. Selbst das Cover-Artwork von Jeff Ward muss eingestampft werden, da die Credits nicht mehr mit der aktuellen LP-Version übereinstimmen, die schließlich in einem schlichten, schwarzen Cover erscheint.
Ohne Band und mit einem Stapel LPs in der Hand steht Dan Jefferies im Februar 1985 da. Schließlich kommt Fabian Bortolotto mit der Idee um die Ecke, CENTURY wieder zusammenzubringen. Sie spielen sogar einige Shows und verkaufen die Scheibe. Trotzdem haben die anderen irgendwie gar keine Lust, nur Dan Jefferies’ Songs zu spielen, so dass die Unternehmung abermals im Split endet. Das ist das definitive Ende von CENTURY, aber nicht das von DAN JEFFRIES’ CENTURY.
Im Sommer 1986 will er die Scheibe nochmals, mit all ihren, im Mix bislang untergegangenen Details mischen lassen, und trifft diesmal in den “Grant Avenue Studios” in Hamilton auf den neuen und jungen Engineer David Bottrill, der hernach mit Peter Gabriel, KING CRIMSON, DREAM THEATER, GODSMACK, DEUS u.v.m. arbeiten wird.
Endlich sind alle Feinheiten, die auf der Original-LP nicht zu hören sind, wahrzunehmen. Es dauert im Anschluss auch nur 35 Jahre, bis dieser Mix das Licht der Welt erblicken kann. Erstmals erscheint ein Silberling im Jahre 2020 auf “Heaven And Hell Records”, mit dem Original-Cover-Artwork von Jeff Ward, mit den Lyrics und dem Mix von David Bottrill. Und erstmals gibt es 2021 via “Lost Realm Records” eine Wiederveröffentlichung auf Vinyl.
Das Vermächtnis von DAN JEFFRIES’ CENTURY beginnt mit dem Feel Good-Classic Rock-Song ´Die Hard (Rock n’ Roller)´. Bereits hier lässt das Songmaterial eine Prise Sophisticated Rock zu. Dan Jefferies ist dabei an Bass und Gitarre zu hören, Kevin Dempsey bedient das Schlagzeug, Colin Wilkinson singt und Joe Notorianni spielt die Keyboards.
Die ersten metallenen Töne breiten sich in ´Terror Eyes´ aus, derweil das Lied zwischen High-Pitched-Vocals und Hardrock-Klängen á la BOSTON und TRIUMPH pendelt. Bei den höchsten Tönen ist gar eine Querverbindung zu den frühen RUSH zu ziehen. Im weiteren Verlauf zeigt sodann ´The Fury´ nicht nur im hohen Gesang Parallelen zu JUDAS PRIEST (und weckte mit seinem Video im Internet wieder das Interesse an DAN JEFFRIES’ CENTURY). In dem rein instrumentalen Stück ´Mister Spock´ mag Dan Jefferies interessante Saitenspielereien zu wonnigen Keyboard-Klängen darbieten, aber auch die anderen Musiker sind in die kleine Jam-Session eingebunden.
´Bonds Of Restraint (Breaking Away)´ platziert sich mit reichlich Tastenklang im Classic Hardrock und Pomp Rock. Die beiden balladesken Stücke ´Get Away´ und ´Day By Day´, inklusive seinem, im aktuellen Mix erstmals anzutreffenden, wehend schönen Akustikgitarren-Intro, sind für TRIUMPH- und BOSTON-Hörer von Interesse und werden passenderweise von CENTURY-Sänger Fabian Bortolotto gesungen. Bei ´Day By Day´, das Klavier und Akustikgitarre in den Vordergrund rückt, sitzt ausnahmsweise Phil Gregory am Schlagzeug.
Der musikalische Traum – er endet an letzter Stelle mit ´New Dream´ rockmusikalisch schön pompös – ist insbesondere für Musikliebhaber von BOSTON, STYX und REO SPEEDWAGON sowie TRIUMPH und RUSH mehr als eine Entdeckung.
Am Ende des Tages war es dennoch allenfalls nur “mein kleines Projekt”, resümiert Dan Jefferies schmunzelnd. Wir sprechen indes von einem mindestens “erstklassigen” Werk.