TEMTRIS – Ritual Warfare
~ 2021 (WormHoleDeath) – Stil: Heavy Metal ~
Was für ein Brett! Goodbye, meine geliebten Gothic-, Sinfonik- und Hard & Heavy-Queens – welcome, Powermetal! Endlich steigt wieder eine Combo in meiner Gunst in die unsterbliche Liga von CHASTAIN und TARA LYNCH auf, ohne jedoch wie der/die Meister*in manche mit individueller Griffbrettakrobatik zu überfordern, sondern eher unisono doppelläufige Gitarrenharmonien und Soli in feinster IRON MAIDEN-Tradition auf’s bangende Volk loszulassen.
Der australische Kontinent schickt damit – Schande über meine bisherige Unwissenheit – sein heißestes Eisen bereits zum sechsten Mal ins Rennen, wenn es um schnörkellosen (aber keineswegs niveaulosen!) Heavy Metal mit der fabelhaften Genevieve Rodda am Mikro geht, die dir mit dem Ellenbogen in die Fresse haut, anstatt dich säuselnd einlullen zu wollen. Bier statt Prosecco, werte Bangergemeinde. Wobei – wer Bier eher mit den typischen, dreckig-proletarischen Starkstromriffs der australischen Wechselstromer und tätowierten Rosen verbindet, dem muss ich dann doch die Flasche mit Hochprozentigem reichen. Ein Powergerüst durch Nicholas Bolin (Drums) & Nick Wilks (Bass), griffige Refrains und doppelte Shredgitarren von Anthony „Fox“ Roberts (der mit Genevieve von Anfang an um die Jahrtausendwende herum zunächst unter LABYRINTH agierte) & Nadi Noroozian sind der Deal.
Die „Drums of Doom“ des Openers ´Race To The End´ stimmen vorzüglich auf eine Riff-Schlachtplatte ein und auch ´One For All´ wetteifern sogleich mit CHASTAIN und seiner einzig wahren Leather oder der pfeilschnell zubeißenden VELVET VIPER. Ganz andere, weitaus gefühlvollere Töne schlagen TEMTRIS im Mittelpart vom epischen Slasher ´Seven Sins Of Man´ an, um hinterher einen wahren Gitarrenorkan zu entfesseln.
´Forever´ gaukelt dir partiell vor, es wäre HELLOWEEN, doch schwere Riffs zersägen lediglich sämtliche Kürbisse des letzten Herbstes, die dem Galopp der Metalgäule im weiteren Verlauf des Songs entkommen sind. Der Titelsong ´Ritual Warfare´ zersprengt endgültig die Ketten der eisernen Jungfrau, um ihrer mit typischen Twin-Gitarrenläufen im Refrain zu gedenken und ihr Blut mit Pianoklängen nach getaner Arbeit aufzuwischen. Dramatischen Heavy Metal in QUEENSRYCHE-Harmonien mit spannender, groovender Strophenkonstruktion und stampfender Epik lässt ´Tempus Aeternum´ in einem Glanz erstrahlen, unter dem sich auch unsere Jutta hätte sonnen können.
Abermals rollt der Riffpanzer mit dem simplen, aber effektiven zweisilbigen Kampfruf ´Erased´ im Refrain. Mit dem wahrhaften Ohrwurm von Metalhymne ´Always United´ verabschieden sich TEMTRIS dieses Mal und dürften bei niemandem Wünsche offengelassen haben, der Heavy Metal liebt. Nicht auszudenken, wie diese Band mit dem Material live abräumt. Mein neuer Favorit des australischen Heavy Metal, neben den mächtigen LORD – dieses Package würde niemand überleben!
Wow, der Puls bleibt noch lange nach Ende der Scheibe im sportlichen Verbrennungsbereich, ich bin rundum glücklich abgeräumt mit einem abwechslungsreichen, kraftstrotzenden Album, das einmal mehr zeigt, wo fähige Mädels hingehören: an die vorderste Front des Heavy Metal!