MOSSADEQ – Hospital
~ 2021 (Grazil Records) – Stil: Avantgarde Rock ~
Seid Ihr bereits jenseits von Gut und Böse? Hat Euch das Jahr 2020 alles abverlangt? Dann steigt ein, ´Hospital´ nimmt Euch mit, im letzten Jahr, im aktuellen Jahr und in der Zukunft, mit ins Krankenhaus.
Die Pandemie verlangt den unterbesetzten Pflegekräften alles ab. Der Lockdown allen Menschen sowieso. Der Grazer Clemens Pecher fühlt sich hoffnungslos und verloren. Die Situation löst eine neuerliche Depression aus, die er bekämpfen und aus der er Kapital schlagen will. Pecher fängt an, ein Konzeptwerk zu schreiben, über seine Ängste, seine Depressionen und Aggressionen, über seine Freude, seine Hoffnung und seinen Optimismus.
Jetzt nimmt der Veranstalter/Label-Chef und Musiker seine Zuhörerschaft mit dem Projekt MOSSADEQ an die Hand, führt sie in ein anderes Land, nein, in ein Krankenhaus, um dort den Gefühlen, von der Geburt bis zum Tod, dem ganzen Leben nachzugehen, vom pulsierenden Herz zu Beginn bis zum Vogelgezwitscher am Ende.
Die Musik springt von Song zu Song in eine andere Emotionsstufe, in einen anderen Lebensabschnitt und somit gleichfalls in eine andere Stilistik. MOSSADEQ ist experimentell, ist avantgardistisch. Dennoch schauen nicht ganz unbekannte Melodienvarianten hinter dem Nebel hervor. Die Gitarren winden sich bisweilen im Hardrock, Sludge und Doom. Atmosphärisch verweilt die Musik bei allem Wahnsinn selten im Dream Pop. Die böse Grundhaltung entstammt hingegen dem Noise, Hardcore und Punk. Dreht sich der Protagonist eine Tüte, denkt er an Bob Marley, hat er keinen klaren Blick mehr, bleibt er in den ´Echoes´ von PINK FLOYD gefangen. Räkelt er sich dabei gemütlich auf dem Sofa, hört er AIR. Doch wenn er hellwach, den Tönen von MOSSADEQ folgt, kommt er sich gemeinsam mit TYPE O NEGATIVE im industriellen Zeitalter vor. Dann ist er augenscheinlich im ersten Lockdown und sich seiner Gefangenschaft und hereinbrechenden Krisenstimmung bewusst (´The Crisis Part I: Trapped´). Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf, wächst unaufhörlich in den Köpfen heran. Jack Savage ist der einzige Gast und singt, nein, besser schreit während des Wachkomas (´Wake Up In A Coma´). Die ganze Welt scheint einzustürzen, wahnsinnig zu werden. Die Depressionen nehmen zu. Allein etwas Hoffnung bleibt (´The Crisis Part II: Return Of Hope´), wenn der letzte Rest des Überlebenswillens tröpfelt (´Quarantine Love Song´), sich die ersten Quacksalber mit leeren Versprechungen zeigen (´Dr. Huxtable´) und die Krankheit auch den Protagnisten trifft (´Virus´). Er, der Patient bei ´Dr. No´, verliert die Kontrolle.
MOSSADEQ aka Clemens Pecher behält die Übersicht natürlich fortwährend. In richtiger Stimmung, es muss nicht unbedingt gleich eine echte Pandemie oder eine Depression über den Zuhörer einbrechen, muss bei ´Hospital´ aber von einem äußerst erstklassigen und musikalisch ausgefallenen Konzeptalbum die Rede sein. Den Weg zum und im ´Hospital´ werdet Ihr schon finden.