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PRINS SVART – Sanning/Makt

~ 2021 (Music Ex Machina) – Stil: Hard Rock ~


It feels like the first time – FOREIGNER

Warum auch immer dieser Song mir an dieser Stelle einfällt, da ist was dran. Ich lege ´Sanning/Makt´ auf und es fühlt sich an, wie vor zwei Jahren, als ich ´Inte Här För Att Stanna´ in die Finger bekam, das zweite Album der schwedischen Traditionsrocker. Das war so frisch und fröhlich und frei! Nur von fromm kann nicht die Rede gewesen sein.

Ein Jahr später kam dann der Nachfolger ´Under Jord´. Auch das ist beileibe keine schlechte Platte, aber sie wollte mich nicht so recht überzeugen. Mit vier Sängern etwas uneinheitlich, dazu ein kurzes Instrumental und ein Livetrack. Insgesamt war mir das zu wenig.

Dafür fühlt sich das jetzt wieder an, wie eine erste Begegnung. Ein wenig klingt ´Sanning/Makt´ als hätten die Nordmänner den Blues entdeckt. Und nicht nur den. Sie haben alles was an Einflüssen  zu finden war, was ihnen gefallen hat, einfach in sich aufgesogen, wirken lassen. Als es dann an der Zeit war für neue Musik, kam alles aus ihnen heraus. Blast Beats, Tango, weinende Gitarren, harte Riffs.

Mit nur noch einem Sänger, Mats Levén (Ex-CANDLEMASS, Ex-MALMSTEEN usw.) wurde nun fest angestellt, wirkt nun alles auch homogen und geschlossen. Es hat Freude gemacht, diese 77 Minuten zu entdecken. Es macht immer noch Freude. Jede einzelne Minute davon ist ein Genuss. Jede einzelne verleiht Kraft.

Da ich meinen Freund Less kenne, der zu jedem der Lieder eine eigene Lobeshymne komponieren dürfte, fasse ich mich kurz. Keiner will alles zweimal lesen…. und Less schwärmt viel schöner als ich (Papperlapapp, das sehe ich beim Genuss deiner Empfehlungen anders – Less). Eben. Nutzt die Zeit in dieses Meisterwerk reinzuhören. Mehr muss ich nicht sagen.

In meiner Sammlung steht nicht soviel muttersprachliches aus Schweden. PRINS SVART haben aber nun endgültig einen Ehrenplatz neben den 70er Proggies von SAMMLA MAMMAS MANNA.

(9 Punkte)

Mario Wolski

 

 

Er ist wieder da. Obwohl wir ihn in seiner Landessprache kaum verstanden hatten, machte er sich 2019 unseren Mario durch feinsten klassischen Rock Untertan, nur um ihn ein Jahr später mit weitaus reflektiverem Material in Ungnade fallen zu lassen und damit wiederum mein Herz im Sturm zu erobern.

Nun hören wir beide erneut seinen Ruf und müssen (wollen!) ihm abermals Seite an Seite folgen… auch wenn wir ihm aus unterschiedlichen Gründen die Treue geschworen haben. Würde der schwarze Prinz uns wieder einen können? Und es ward zunächst ein wahrhaftiger Schlachtruf zu vernehmen, Schwestern und Brüder! In meinem Leben habe ich stets eines bereut: Aufgrund meiner Jugend (Jahrgang 1969) die wahren Klassiker der 70er zu spät entdeckt zu haben. Das kann ich nun von der To-Do-Zeitreiseliste streichen, denn ich bin 2021 dabei und Musik ist zeitlos.

Nach einem ´Ultra´-geilen, friedfertigen Intro packt der svarte Prins mit dem Titelstück unvermutet eine mächtige Axt aus und mäht heavy-metallisch alles um ihn herum nieder, ohne jedoch seine tiefen Emotionen zu verleugnen. Was ein Opener! Das Motto des Albums ´Sanning/Makt´ – Wahrheit/Kraft – wird sich fortan nicht nur im DEEP PURPLE-Uptempo (´Besvärjelse för ett annat liv´) über die gesamte LP ziehen, die dieses Mal mit 77 Minuten keinen Anlass zur Kritik an mangelnder Spieldauer zulässt. ´Är det bara jag ?´ zeigt danach einmal mehr deutlich die Ursuppe der 70er auf, aus denen PRINS SVART zwar ihre wahre Kraft ziehen, die sie allerdings abstauben, zum Verdampfen bringen, erneut kondensiert aufmotzen und mit den Reglern auf 11 in das Jetzt transportieren.

Was diese Band von vielen anderen Classic-Rock-Kulturverwaltern unterscheidet und ihnen ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal verleiht, ist – besonders in den ruhigen Parts – die Einbeziehung der nachdenklichen Liedermacherkultur des eigenen Landes in der heimischen Sprache, die ich derart perfekt verknüpft so noch von niemandem weit und breit gehört habe und die durch Mats Levéns (neben den genannten Topacts in der Vergangenheit auch bei AT VANCE oder SABBTAIL, live u.a. auch mal bei THERION, als Gast auf unzähligen hochkarätigen Outputs vertreten) gänsehautverursachende, intensive Performance auf ein schier unerreichbares Level gehoben wird, während er bereits in den rockigen Parts neben Größen wie Robert Plant, David Coverdale und auch Ronnie James Dio brilliert. Endlich scheint er die musikalische Heimat gefunden zu haben, die sein gesamtes Potenzial ausschöpfen kann.

Die sentimentalen SCORPIONS kehren wieder bei ´Innan vi går´ und der Geist von Gary Moore bluest dazu. An dieser Stelle wird bereits klar, dass die Gitarrensoli von Henrik Bergqvist (THE POODLES, SOUTHFORK) über die gesamte Plattenlänge keine erwartete Pflichtübung darstellen, sondern sich zu einer emotionalen Kür steigern. Die gefühlvollen Gitarren verlangen nach einem ebenbürtigen Vokalbeitrag, für den sich wiederum Mats Levén mit seinen überragenden Gesangslinien als die nicht zu toppende Wahl erweist. Eindrucksvoll gibt er besonders in den tieferen Regionen mit introvertiert-brüchiger Stimme eine Lehrstunde für all’ diejenigen, die meinen, ständig am Anschlag singen zu müssen. Mit der Kraft eines brünftigen Polarbären im arktischen Frühling veredelt er die authentischen Songs und das mit einer scheinbaren, unglaublichen Leichtigkeit im gesamten Ton- und Dynamikspektrum von zerbrechlich bis Rampensau.

´De odödliga´ beamt die 70er Roots in die 80er mit einem Drama, das man erreicht, wenn man Billy’s Gun von den pyromanischen DEF LEPPARD – die zu der Zeit noch voller Leidenschaft brannten – entwendet und sie auf den lauschenden Hörer leer ballert. Leidenschaft. Das ist das Credo des gesamten Longplayers. Wenn der 1.FCK elf Spieler mit dieser Leidenschaft auf dem Platz hätte, wäre der Klassenerhalt in der dritten Liga nur der Auftakt zu einem 3-Ligen-Durschmarsch zum Meisterpokal, statt „nur“ als „einfacher“ Aufsteiger im Legendenjahr 1998. Goldene Zeiten…ach, ich schweife ab…

Spätestens bei ´Jeriko´ und seinem Hitfaktor ist es dann wieder so weit: Ich fange laut schreiend an mitzusingen, ohne eine Silbe artikulieren zu können, geschweige denn zu verstehen – wie einst ein der englischen Sprache noch nicht mächtiger Freund hinter seinem Schlagzeug beim Covern von ´The Final Countdown´. Egal, Gefühlsausbruch! Nicht nur ´Vargtimmen´ erzeugt bei mir als perfekter Hybrid von LED ZEPPELIN und BLACK SABBATH eine Gänsehaut wie letztere zu DIO-Zeiten. Das ist keine Gotteslästerung, das ist die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Auf ´Sanning/Makt´ kommt diese Komponente erstmals in vollem Umfang zu tragen und beschert nichts weniger als gleich mehrere ´Heaven & Hell´ Momente aus dem Hause PRINS SVART!

Und noch einmal ein Wort zu den Hooks, Licks und Soli vor der arschtighten, groovenden Kraft der Rhythmusgruppe Sebastian Sippola (Drums – ehemals GRAND MAGUS und GLENN HUGHES live) und Tomas Thorberg (Bass): Die Qualität der Gitarrenarbeit lässt natürlich an viele großen Meister denken, doch die gefühlvolle, authentische Darbietung gerät keineswegs zur Klonerei, sondern entspricht exakt dem charakteristischen Antlitz des schwarzen Prinzen, der auf Augenhöhe mit Legenden spielt, wie auch das dramatische ´Speglar och dimma´ eindrucksvoll zeigt. Die unglaublich schwere Sentimentalität, die es mir auf dem Vorgänger so angetan hat, ist immer noch vorhanden und diesmal besonders bei ´Priset´ zu genießen, das mit einer abartig dunkel-intensiven Gesangsperformance zu hypnotisieren weiß, um dann doch ein wenig Licht am Ende des Tunnels zu finden.

Nach all diesen Sensationen ist man echt dankbar, wenn zwischendurch mal ein „einfacher“ Rocker wie ´Bryt ihop (och kom igen)´ Luft zum Durchatmen lässt, doch gerade ein Stadionrocker wie dieser erweckt den Wunsch nach „Live“. Hallo und auf Wiedersehen, DEF LEPPARD – so wird heutzutage gerockt – ohne Zucker drüberzukippen! Viel Zeit zur Regeneration bleibt nicht, denn mit dem tonnenschweren ´Vålnad´ gerät man wieder auf die unsterblichen, intensiven Pfade des einzig wahren Ronnie James am schwarzen Ruhetag, doch so wie er eben nur bei PRINS SVART klingt. Abwechslung ist Trumpf, daher bekommt ihr auch eure berittene Dosis Proto-Metal ab, die da ´Ge mig krutet !´ benannt wird und auch was für epische Schwertträger zu bieten hat. Was für ein Ritt!

Sogar ein wenig sleazen dürft ihr zu ´Allt du ville ha´, somit ist das zukünftige Abfeiern vor der Bühne ebenfalls gesichert. Nun heißt es Abschied nehmen und zwar mit dem zwölfeinhalb-minütigen Meisterwerk ´Brödraskapet´, das mit fantastischem Spannungsaufbau alle Stärken von PRINS SVART von trocken-stampfend über sentimentale Parts und treibend-rollenden Metal bis zum Finale inklusive mächtigen Chören gekonnt ausspielt und sich in der Liga der Alltime-Wahrhaftigkeit des harten Rock etabliert… mit letztmaliger DIO-Gänsehaut, mit der ich sprachlos voller Zufriedenheit und glücklicher Dankbarkeit in die heimische Musikcouch versinke. Dass ich sowas noch erleben darf. Många tack min prins!

Boah – ich bin nach tagelanger Dauerschleife immer noch fick und fertig – wie man in Thailand so sagt – und kann mich trotz der üppigen Länge dieses Werks nicht daran satthören, aber eines ist mir klar: Mit einem Longplayer wie diesem brauche ich gerade keine anderen Hard Rock/Retro-Alben (ohne das Werk meines neuen Lehnsherrn kategorisierend schmälern zu wollen – dafür ist es zu zeitlos, eigenständig und perfekt) neben dem einzig wahren PRINS SVART. Und das ist die Kraft der Wahrheit.

Einzig die Tatsache, dass es keinen Vertrieb für good old Germoney gibt, lässt den Fan aufgrund der Portokosten wieder einmal verzweifeln. PRINS SVART, bitte hilf uns! Wer dieses Teil nicht vertreiben will, dem ist nicht mehr zu helfen.

Wem null Ausfälle, keine Minute Langeweile plus nicht vergleichbarer, konkurrenzloser, individueller Note auf 77 Minuten immer noch nicht reichen, dem lege ich aufgrund des Mutes, ein Album in der perfekt zur Musik passenden Muttersprache zu veröffentlichen, aus meinem persönlichen Punktekonto die Differenz zur Höchstpunktzahl drauf.

(Full House… 10 Punkte)

Less Lessmeister

 

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