HELSTAR – Clad In Black + Vampiro (EP + Reissue)
~ 2021 (Massacre Records) – Stil: Texas Metal ~
Normalerweise mache ich bei drei neuen Songs und drei Covers lieber kurzen Prozess in unserem monatlichen Kompass, aber die Güte dieser Nummern inklusive des Gesamtpackages dazu verlangt einfach nach mehr und Jonathan Harker selbst erklärt euch den Titel der aktuellen EP in seinen Worten ´From The Pulpit To The Pit´, als er sich bereits 2016 dem ´Vampiro´ erneut hingab:
Servant to the villain clad in black
Forced to do his bidding, I made my blood pact
HELSTAR. Ein verflucht himmlischer Klang für Kenner und solche, die es noch werden wollen. Haben unsere Kult-Texaner sich, ihren Fans und ihrem Blutsaugerfan und Sänger James “Vampiro” Rivera ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk (er hatte just am 15. April – nachträglich alles Gute, James – im Namen der kompletten Redaktion) gemacht? Zumindest die drei neuen Songs der EP zeigen die Männer in ihrer abwechslungsreichsten und besten Weise, als ob man zwei Highlights von ´Nosferatu´ und eins von ´Vampiro´ zusammen ausgekoppelt hätte – wunderbare Wiedergänger aus dem Gestern und dem Heute.
HELSTAR go to Birmingham – zumindest zu Beginn von ´Dark Incarnation (Mother Of The Night)´ mit einem määächtigen Iommi-Riff. Endlich wieder unheilvolle Glocken in einem Song! Und dazu die nicht-schweigenden Lämmer, die den Song määä-end umkuscheln. Hehe. Schon irgendwie eine diabolische Freude und erneut die unheilvolle, mächtige Blutsauger-Stimmung aus herrlichsten Lebenszeiten. Danach määäht der Song mit Doublebass-Attacke, „Painkiller“-Screams und klasse Gesangslinien los. Ein echtes Highlight aus der HELSTAR-Gruft, welches euch den Pflock durch’s Herz treibt und zusätzlich mit leichten NEVERMORE-Parts begeistern kann.
Während die halbe True Metal-Welt pausenlos die neuesten Epic-Sensationen abfeiert, knie ich bei der schon letztes Jahr erschienen 7″ Single ´Black Wings Of Solitude´ mit einem dermaßen überschwänglichen Gefühl der Dankbarkeit vor der Anlage, welches nur Powerdoom-Balladen mit Akustik-Parts aus ganz alten Tagen bei mir in der Hose hervorrufen können. Was für ein zeitloser Ohrwurm, der auch als neuere JUDAS PRIEST-Überballade durchgehen könnte und zwar einfach gestrickt ist, aber umso effektiver hängenbleibt und Suchtpotenzial entwickelt.
I stand alone under darkened skies
I walk alone where the stars don’t shine
The torment that tears my heart apart
The shattered pieces that fell apart
Can you help me mend it back once again
Save me – from this endless sacrifice
Save me – from eternal night
´Across The Raging Seas´ ist ein typischer HELSTAR-Shredding-Klopper, der von den Gesangslinien James Riveras und den Ur-Riffs Larry Barragans lebt und keine Wünsche offenlässt. Alle drei Titel knallen fett durch die Boxen mit einer richtigen Mischung aus dem Sound, der zu HELSTAR passt und zeitgemäßer Produktion. Wenn die Combo ihre Beisser gefletscht und sich einen ganzen Longplayer mit Tracks wie diesen aus dem Künstlerblut gesogen hätte, würden wir wohl mit ´Clad In Black´ – das ebenfalls die Bram Stoker’sche Dracula-Thematik beinhaltet – als (vorläufigen) Abschluss der “Vampir-Trilogie” eines der Alben des Jahres 2021 feiern können, denn Andrew Atwood (Gitarre), Garrick Smith (Bass) und Michael Lewis (Drums) haben mittlerweile die klassische Essenz der Band verinnerlicht und lassen sie mit den beiden Urgsteinen im Glanz alter Tage erstrahlen.
Über Coverversionen, deren Sinn und Zweck und die Ausführung (die im Falle HELSTAR keine Streitereien zulässt) werde ich jetzt keine Grundsatzdiskussion anleiern, ´Restless And Wild´ und ´Sinner´ brauche ich persönlich ausschließlich von ACCEPT und PRIEST, mit ´After All (The Dead)´ hat man sich wenigstens mal ein selteneres Schmankerl und Highlight einer umstritteneren BLACK SABBATH (HELSTAR finally arrive in Birmingham) mit unserem göttlichen Meister Dio rausgesucht und das finde ich auch echt hörenswert neben dem Original. Übung im Thema hat unser Sangesvampir ja aufgrund seiner Tätigkeit (neben den unzähligen anderen) bei den einschlägig benannten Coverbands CHILDREN OF THE GRAVE und SABBATH JUDAS SABBATH, was auch gleichzeitig die Coverauswahl erklären dürfte.
Während sich die treuen Fans in das Vinyl der normalen EP verbeissen, wird zur CD-Version – wie sich mittlerweile rumgesprochen haben dürfte – als zweite CD zu fairem Preis die komplette ´Vampiro´ nochmal gereicht, über deren Qualität ich unserem Review von 2016 nichts mehr hinzuzufügen habe. Legenden ranken sich darüberhinaus um eine entsprechende Doppel-LP-Version, die den Fan leider mit einer noch unheilvolleren Preispolitik als schon bei der einzelnen Scheibe pfählt – soviel zum einzigen bitter schmeckenden, geronnen Blutstropfen der Geschichte. Daher schliesse ich mit den bandeigenen, am Ende von ´Nosferatu´s ´Harsh Reality´ gesprochenen Worten: “Why is the world so fucked-up?”
Absolutes Qualitäts-Pflichtprogramm für HELSTAR-Freunde, unverzichtbar für alle die, die bei der ´Vampiro´ – aus welchen Gründen auch immer – ausgesetzt haben. Wählt euren Tonträger-Pflock selbst.
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Pic: Max Petac