MICK FLEETWOOD & FRIENDS – Celebrate The Music Of Peter Green And The Early Years Of Fleetwood Mac
~ 2021 (BMG Rights) – Stil: Blues Rock ~
Peter Green war der Mastermind der frühen FLEETWOOD MAC. Ein großartiger Gitarrist, Songwriter und Sänger. Für manche war mit seinem Ausstieg 1970 auch das Kapitel FLEETWOOD MAC beendet. Die Rock-Historie lehrt uns natürlich, dass FLEETWOOD MAC mit dem Einstieg von Lindsay Buckingham/Stevie Nicks 1975 dann erst zum wahren Millionen-Megaseller wurden.
Auch ich mag die frühe “Blues-Zeit” mit Peter Green deutlich mehr als die späteren poppigen FLEETWOOD MAC, auch wenn Peter Green mit ´Man Of The World´, ´Albatross´, ´Need Your Love So Bad´, ´Oh Well´, ´Black Magic Woman´ (bekanntlich ein Riesen-Hit für SANTANA) oder ´Green Manalishi´ (das Greens Kompositionen sogar bei Metal-Freunden in der Version von JUDAS PRIEST bekannt machte) schon viel kommerzielles Pop-Appeal mitbrachte.
Heute kennt fast keiner mehr den Gitarristen, der vom Erfolg gefrustet war und nach einem schlechten LSD-Trip immer wieder mit Depressionen zu kämpfen hatte oder dem religiösen Wahn anheimfiel. Insider wissen, dass seine aus Versehen falsch bestückte Gibson-Les-Paul-Gitarre für 300 Dollar beim Blues-besessenen Gary Moore landete, der aus Dank auch ´Blues For Greeny´ als Tribut veröffentlichte. Später kaufte sie Kirk Hammett aus seiner Portokasse auf Anraten von Jimmy Page für knapp 2 Millionen Dollar ( mehr siehe hier ). Und er spielt sie sogar (hoffentlich mit Ehre; vielleicht zu ´Metal Militia´ oder ´The Call Of Ktulu´? – Bitte nicht zur ekelhaften ´Whiskey In The Sarg´-Version!)
Mit ´In The Skies´ veröffentlichte Peter Green zumindest noch ein großartiges Album Ende der 70er Jahre mit Snowy White, der dann bei THIN LIZZY landete, und Peter Green landete mal wieder im Abseits.
Sein alter Kumpan Mick Fleetwood, unverwüstlicher Schlagzeuger bei FLEETWOOD MAC, hat zur Erinnerung an Peter Green in der Vor-Corona-Zeit am 25. Februar 2020 im Londoner Palladium einen Haufen Prominente zusammengetrommelt und nach einer EP zum Record Store Day 2020 erscheint nunmehr ein ausführliches 2-CD (mit oder ohne Blue Ray), 4-LP- oder Deluxe LP/CD-Set mit den Live-Aufnahmen des Events und erinnert an die Zeiten der Rock-Dinosaurier und an den famosen Peter Green, der am 25. Juli 2020 im Alter von 73 Jahren auch für immer von der Lebensbühne abtrat. Wir unterstellen dem steinreichen Mick Fleetwood einfach eine intrinsische Motivation und auch den vielen Prominenten wie Billy Gibbons, David Gilmour, Kirk Hammett, Pete Townshend, Steven Tyler, Rick Vito und Bill Wyman, um nur die wichtigsten zu nennen.
Mit ´Rolling Man´ startet die mir vorliegende Veröffentlichung mit 23 Aufnahmen auch gleich standesgemäß: großartige Blues-Gitarre, diese poppige angenehme Leichtigkeit (ganz anders als der Mensch Peter Green) und sehr engagierten Musikern. Mick Fleetwood begrüßt die Prominenz Schlag auf Schlag. Beim dritten Song ´Doctor Brown´ wird es mit Billy Gibbons auch zum ersten Mal spannend. Ab ´Rattlesnake Shake´ mit Steven Tyler (klingt dann auch wie ein AEROSMITH-Titel) werden dann Schlag auf Schlag die Green’schen Evergreens eingespielt. Oder weniger bekannte Perlen wie das betörende ´Love That Burns´.
Es darf CHICKEN SHACK und FLEETWOOD MAC-Ikone Christine McVie bei zwei Songs beweisen, dass sie den Blues auch nach vielen Jahren noch im Blut hat und immer noch wunderschön singt, wie 1968 mit CHICKEN SHACK. Bei ´Oh Well´ geht es dann dank Billy Gibbons gitarrenmäßig richtig ab. Bei ´Green Manalishi´ darf dann natürlich Kirk Hammett ran. Kompliment für den Mut mit Billy Gibbons diesen Klassiker zu spielen (dank Greenys Millionen-Gitarre und guten Geists wird auch der Kirk zur Rock-Ikone). Da geht David Gilmour dann ´Albatross´ lockerer von der Gitarrenhand mit Psycho-PINK FLOYD-Zugabe (vielleicht hat er auch kurz an Syd Barrett gedacht). Das klingt insgesamt trotz der vielen Gäste sehr inspiriert und aus einem Guss und hätte den guten Peter Green (hoffentlich) erfreut. Die Aufnahmen lassen alte Rock-Nostalgiker an die legendären Live-Box-Sets wie ´The Last Waltz´ von THE BAND oder ´The Concert For Bangladesh´ von George Harrison erinnern, als manch eine/einer noch ehrfürchtig prominenten Super-Groups in gebeugter Haltung lauschte.
Egal, letztendlich bleibt eine verdiente und gelungene Hommage an einen großartigen, vergessenen Musiker. Wer “Greeny” mag, kann getrost zugreifen und muss keine Angst haben, dass 25 Leute auf der Bühne im Wettbewerb um den Platz an der Sonne streiten, um die (vielleicht eingerosteten) Plattenverkäufe wieder anzuheizen. Nein, das ist im positiven Sinne sehr spartanisch und von einer großartigen Band und motivierten Gästen eingespielt, wie es Peter Green vielleicht wirklich gemocht hätte. Ein großartiges Rock-Dokument.
Wer den guten Peter Green nicht kennt, sollte aber auf jeden Fall zu einer der vielen günstigen frühen “Best of” von FLEETWOOD MAC greifen und sagen, “Ach, den Song kenne ich doch, der ist von dem?” R.I.P. Peter Allen Greenbaum! Oder wie Mick Fleetwood – frei nach Shakespeare – sagt “If Music Is The Food Of Love – (Then) Play On!”
(ohne Wertung)
Pic: Ross Halfin
(VÖ: 30.04.2021)