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LAZULI – Dénudé

~ 2021 (Eclats/l’Abeille rôde/Just For Kicks) – Stil: Rock ~


Die Musik steckt nicht in den Noten, sondern in der Stille dazwischen.“ – äußerte bekantlich vor über 200 Jahren Wolfgang Amadeus Mozart.

Die Franzosen LAZULI stimmen dieser Erkenntnis, dass Musik selbstverständlich auch aus Stille besteht, zwar zu, dennoch sind sie von der langanhaltenden Stille im Musik-Business der Jahre 2020/2021 erzürnt.

Um dieses völlige Silentium aufzubrechen, nahmen sie sich 16 Titel aus ihren Alben bis zum Jahre 2018 vor, schnitten die elektrische Ader zeitweise ab und legten die zarten Blüten der Ursprungsidee frei.

´Dénudé´ ward geboren, in den Studios “L’Abeille Rôde”, eine Rückschau auf das Werk von LAZULI in 16 schwarz-weiß Bildern mit vielen Farbtupfern.

 

Claude LEONETTI : Léode, Lap Steel, Rhode piano, Oud, Chœur
Vincent BARNAVOL : Percussions, Marimba, Vibraphone, Glockenspiel, Chœur
Romain THOREL : Piano, Cor, Chœur
Arnaud BEYNEY : Gitarre, Pedal Steel, Mandoline, Basse, Chœurs
Dominique LEONETTI : 6 & 12 cordes Gitarre acoustique, Akkordeon, Chants, Chœur

 

Das Album ´Amnésie´ entzückte 2003 solche Hörer, die in ihren Ohren Weltmusik in den Klängen von PETER GABRIEL mit KING CRIMSON mischen konnten – oder so ähnlich, denn LAZULI waren und sind bis zum heutigen Tag unvergleichlich und einzigartig. Die drei über ´Dénudé´ verteilten Songs von ´Amnésie´ spiegeln zumindest diese exzeptionelle Welt anders wider. Eine Handvoll Saiten bestimmt in ´Une Ombre Au Tableau´ den Rhythmus, die andere jubiliert, ehe ebenfalls der Gesang von Dominique Leonetti aus sich herausgeht. Der Rhythmus spielt dagegen in ´Naïf´ mitnehmend wild auf, damit der Gesang im Vorbeigehen die Freudentränen aufwischen kann. ´Un Automne´ verharrt demgegenüber überwiegend in der Reduzierung aller Instrumente auf das Klavier.

Auf ihrem Fabelwerk ´En Avant Doute´ brachten LAZULI 2006 die Dynamiken und die Hooks zur Eruption. Das Meisterstück ´Cassiopée´ zeigt sich heuer als elegisches Schauspiel an der Pedal Steel, ´En Avant Doute´ zwar ebenso an der Lap Steel, bricht jedoch – ordentlich um Krach bemüht – wirklich auf. Das dritte, von ´En Avant Doute´ berücksichtigte Lied namens ´La Valse À Cent Ans´ verfällt erneut nur auf das Klavierspiel zum Gesang zurück.

Natürlich ist es schwieriger, eindringliche Percussions-Gewitter derart intensiv im Laut-/Leise-Spiel darzubieten, wenn eine elektronische Beschneidung einsetzt, so dass das von dieser Spielweise lebende 2009er Werk ´Réponse Incongrue À l’inéluctable´ nur mit ´La Vie Par La Face Nord´ wenig Berücksichtigung findet. Die Mandoline ist zwar noch flirrend intensiv dabei, aber der Song selbst wird jetzt im sentimentalen Pedal Steel-Klang dargeboten.

Zwei Jahre später gab es auf ´4603 Battements´ weiterhin den Ethno-/Folk-/Prog Rock-Mix und beklagenswerter Weise bereits weniger die jaulende Léode zu hören. Im kräftigen Klavierspiel zeigt sich ´15H40´ in der Neuversion mit einem mächtigen, mehrstimmigen Gesang. Die Léode zeigt sich gleichwohl in ´Dans Le Formol Au Museum´ als unersetzlicher Bestandteil – und auch hier mit einem ausdrucksstarken Chorgesang als Begleiter.

Die Richtung des Vorgängers führte 2014 ´Tant Que L’herbe Est Grasse´ formvollendet fort. Daher finden sich von diesem Werk ausnahmsweise nochmals drei Kompositionen ein. Dominique singt gefühlvoll zur Akustikgitarre sowie ´Léode´ in ´Tristes Moitiés´ und zur 12-String-Gitarre in ´Une Pente Qu’on Dévale´. Das Jaulen, zumindest das der Pedal Steel ist freilich wichtig, wie ´Multicolère´ beweist.

Ein Glanzstück in Sachen Dynamik und eine wahre Liebkosung der Léode war das teils düstere und teils verspielt progressive ´Nos Ames Saoules´ im Jahr 2016. French Horn und Glockenspiel versuchen die gewohnte Stimmung von ´Vita Est Circus´ ernst und locker zugleich abermals aufzufangen, trotzdem schnappt sich Dominique zu ´Nos Ames Saoules´ wieder die 12-String-Gitarre.

Leichtfüßig beschwingt, gerne wird LAZULI das Adjektiv chansonesk angeheftet, flink ethnohaft und progressiv, weil schlichtweg keine Vergleiche haften, gehen LAZULI 2018 auf ´Saison 8´ ans Werk. Aus dem Klavieransatz wacht ´J’attends Un Printemps´ mit Percussions wuchtig auf. Handclaps verstärken diesen Eindruck, den Lap Steel und Gesang in ´Mes Semblables´ verstärken.

Ganz still wird es folglich erst, wenn ´Dénudé´ restlos verstummt, wenn die 66 Minuten verstrichen sind. Still darf es mit Alben von LAZULI allerdings niemals werden. Sänger Dominique Leonetti steht bei ´Dénudé´ erwartungsgemäß im Mittelpunkt, neben der Léode von Claude Leonetti, aber überraschend ebenso neben der oft auftretenden Pedal Steel von Neu-Gitarrist Arnaud Beyney.

Wenngleich sich alle Liebhaber von LAZULI ein frisches Studioalbum erhofft hatten, wird ´Dénudé´ dessen ungeachtet als spektakuläres Werk in die Geschichte der Franzosen eingehen.

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