GENGHIS TRON – Dream Weapon
~ 2021 (Relapse) – Stil: Space-Rock/Shoegaze/Experimental ~
Bereits 13 lange Jahre liegt es nun zurück, als die New Yorker Cybergrind-Vorreiter GENGHIS TRON ihr bahnbrechendes und von der Kritik gefeiertes Album `Board Up The House` veröffentlichten. Das Werk spielte damals in einer eigenen Liga und der Band war es endlich gelungen, ihre zuvor erforschten Stile – von chaotischem, atonalen Grindcore bis hin zu elektronischen Beats – nahtlos zusammenzuführen.
Als die Band dann nach dem Ende des Tour-Zyklus von `Board Up The House` eine geradezu epische Pause einlegte, verlor die Welt der extremen und experimentellen Musik zweifellos eine führende Stimme.
Der langjährige Sänger und Keyboarder Mookie Singerman entschied sich dafür, nicht zurückzukehren und die Besetzung wurde um die neuen Mitglieder Tony Wolski (Vocals, Ex-THE ARMED) und den Schlagzeuger Nick Yacyshyn (BAPTISTS, SUMAC) schließlich ergänzt. Eingespielt wurde das neue Album unter der Regie von Kurt Ballou (CONVERGE) im legendären God City Studio.
Allerdings deutete schon die erste Single-Auskopplung eine neue musikalische Richtung an, und GENGHIS TRON klangen eher nach treibendem Space Rock mit mächtigen TORCHE-Vibes als nach allem, was wir von ihnen bis dahin gewohnt waren. Es folgte mit dem rund zehnminütigen `Ritual Circle` eine weitere Single, die der Atmosphäre ihres Vorgängers entsprach, und durch einen langsamen und methodischen Aufbau von Synths, Drum-Loops und Gitarren-Ambiente bestechen konnte.
`Dream Weapon` ist somit also alles andere als eine Metal-Platte geworden und es ist auch kaum ein Hauch von Grind in Sicht. Das Album liefert hingegen durchweg Hinweise auf die unterschiedlichen Genres in ihrer gesamten Breite, die nun auf eine Weise zusammenkommen, wie es offenbar nur GENGHIS TRON gelingen kann.
`Pyrocene` beispielsweise ist ein frühes Highlight, das sich anfühlt wie NINE INCH NAILS mit einem fiesen Drum-Loop und groovenden Synthesizern, bevor es in düsteren New Wave verfällt, der sich dann eher an Acts wie DEPECHE MODE orientiert.
Beim atmosphärischen Zwischenspiel `Desert Stairs` löst sich eine schwärmende Synth-Drone in schimmerndem Ambiente auf. Diese ätherischen Soundscapes kommen und gehen über die gesamte Spieldauer hinweg, bauen Raum auf und füllen ihn aus, und erzeugen somit Vibes ganz im Stil von Shoegaze und Space-Rock.
Die Gitarrenarbeit von Hamilton Jordan ist meistens eher subtil und reflektiert entweder Power-Akkorde parallel zur Synthesizer-Wall oder bereitet ein Ambiente an hallenden Leads. Die charakteristischen spiralförmigen Gitarrenlinien tauchen dabei nur sporadisch auf, um die meditative Intensität zusätzlich aufzubauen, insbesondere im Titeltrack.
Es mag zwar zunächst nicht offensichtlich sein, aber es gibt auch einige klare melodische Durchgangslinien auf `Dream Weapon`, mit wiederkehrenden Themen, die mit dem Opener `Exit Perfect Mind` eingeführt wurden und sich während der gesamten Spieldauer immer wieder fortsetzen. Das explosive Finale `Great Mother` geht ein letztes Mal auf diese Themen ein und endet mit denselben spärlichen Synth-Loops, mit denen begonnen wurde.
`Dream Weapon` ist ein ungemein lebhaftes Album, das hypnotisch wie psychedelisch schwelgt. Apokalyptisch, aber dann doch irgendwie zufrieden mit dem bevorstehenden Untergang.
(8,5 Punkte)
(VÖ: 26.03.2021)