NEW BUMS – Last Time I Saw Grace
~ 2021 (Drag City) – Stil: Lo Fi Rock’n’Roll/Psychedelic Folk/Experimental ~
NEW BUMS ist das Projekt und kreative Ufer der produktiven Psycho-Reisenden Ben Chasny (SIX ORGANS OF ADMITTANCE) und Donovan Quinn (SKYGREEN LEOPARDS), die nun endlich mit ihrem lange erwarteten zweiten Album zurückkehren, das sowohl fragilen Rock’n’Roll im Stil von JOHNNY THUNDERS als auch psychedelischen Folk in ihrer gewohnt minimalistischen Winkligkeit kanalisiert.
Die NEW BUMS behalten zwar auch auf dem Nachfolgealbum den rauen Straßenköter-Sound ihres Debüts größtenteils bei, versprühen jedoch auch ein wenig mehr Frische in ihren charakteristischen Doppelgitarren- und Gesangssound – lediglich ein Hauch an Zugeständnissen an der Produktionsfront.
So setzen die beiden Protagonisten auch weiterhin auf einen akustischen Rock’n’Roll-Sound, der eindeutig von Künstlern wie THE REPLACEMENTS, ROBYN HITCHCOCK oder den JACOBITES inspiriert wurde, eine Kombination mit postaristokratischem Melodram, das mit zerrissenen und ausgefransten Akustikgitarren ein völlig neues Genre eröffnet.
In `Obliteration Time` beispielsweise klingen die Akkorde wie die Geschichte zu einer herzzerreißenden, müden Trennung, und `Marlene Left California` ist einfach nur trauriger Country-Folk, mit einem langen, lyrischen Blick über die Schulter auf alte Freunde, die inzwischen schmerzlich vermisst werden.
Das folgende `Onward To Devastation` ist ein brillantes Nugget an glückseliger Psycho-Kammermusik, das den Raum wie mit einem Duft von Weihrauch erfüllen lässt. Die Falsett-Backing-Vocals bringen dabei einen schwebenden und zugleich unheimlichen Atem in die Melodie mit ein.
`Last Time I Saw Grace` ist erneut eine beeindruckende Sammlung an niedergeschlagenen Balladen, die pechschwarzen Humor, surreales Wortspiel und scharfe Beobachtungen miteinander kombinieren. Es ist ein durchweg elegant-benommenes Gefühl, das zudem auch einige krachende Momente an zerlumptem Arschlochtum zeigt, eine Art „Psycho-Country“, geschickt und hübsch arrangiert.
Die Architektur der Songs ist ungemein stark, und Chasny fügt Quinns Moll-Melodien hin und wieder sogar einige STONESy Slide-Licks sowie etliche bittersüße Soli hinzu, die auf wundersame Weise mit den Vocals verschmelzen. Ein Album, das sowohl teuflisch lustig als auch seltsam verheerend ist – und damit zudem eine erstaunliche Anmut erreicht.
(8 Punkte)